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Alt und Neu im Einklang
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Staßfurt erschließt sich nun wirklich nicht jedem auf den ersten Bilck. Das fehlende Stadtzentrum, ja wo ist das bloß geblieben?, trägt eher zur Verwirrung bei, selbst wenn die Innenstadt dadurch übersichtlicher scheint. Also suchte sich unser Reporter Andreas Schönstedt den Mann, der für das Kulturelle in der Stadt zuständig ist und bat Heinz-Jürgen Czerwienski, 56, verheiratet, ein Kind, ihm die Attraktionen zu zeigen. Wir starten den historischen Stadtrundgang am Haus 2 der Stadtverwaltung an der Steinstraße. Da drüben liegt der Ursprung unseres Reichtums, lacht der Kultur-Chef und zeigt auf die alte Schachtanlage. Anlage ist sicher übertrieben, denn das Ganze sieht aus wie ein überdimensionaler Brunnen. Aber genau hier an dieser Stelle ist die Wiege des Kalibergbaus. Hier wurden vor fast 150 Jahren die Schächte von der Heydt und von Manteuffel abgeteuft. Man suchte damals Steinsalz, fand aber erst einmal nur Kalisalz. Weiter geht es immer den Schildern folgend. Links kommt man zum Siedehaus. Hier wurde früher Salz durch das Kochen von Sole gewonnen. Über die Kottenstraße geht es weiter zum Kleinen Markt. Linke Hand lag die St. Johannis Kirche. Deren Turm neigte sich infolge von Senkungserscheinungen so stark, dass man das Bauwerk 1964 abreißen musste. Bis dahin hatte der Schiefe Turm von Staßfurt eine größere Neigung als sein Bruder in Pisa. Rechts würde man nun das Alte Rathaus erblicken, wenn es nicht ebenfalls dem Berg zum Opfer gefallen wäre. Die ganze
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Innenstadt hat ja das Problem mit den Senkungserscheinungen. Da sehen Sie: Dort ist die Straße sieben Meter in die Tiefe gesackt! Aber wir denken, dass durch das Verfüllen mit gesättigter Sole jetzt Ruhe eingetreten ist. Die ganze Innenstadt wird nun völlig neu gestaltet. Endlich kommen wir in der Turmgasse wieder zu einem fassbaren Stück Geschichte: Der Eulenturm war ein Teil der ehemaligen inneren Stadtmauer. Die Hecklinger Straße entlang erreichen wir den Luisenplatz. Als erstes fällt mir das Denkmal auf, denn auf der rechten Seite wird den Opfern beider Weltkriege gedacht und auf der linken Seite gedenkt man den Opfern der Diktatur ja aber welcher? Vorsichtshalber stehen die Jahreszahlen 1933-1945 und 1949-1989 dran. Finde ich persönlich schön sparsam diese Variante. Mein Begleiter Heinz Czerwienski drückt sich allerdings vor einer klaren Antwort. Lieber zeigt er auf das Caritas-Altenpflegeheim gegenüber. Dorthin wanderte unser wertvoller Staßfurter Passionsaltar aus dem 15. Jahrhundert. Ein tolles Meisterwerk, das übrigens in Brüssel hergestellt wurde. Früher schmückte der Altar einmal die St. Johannes Kirche und wurde nur zu besonderen Anlässen geöffnet. Wir wenden uns wieder Richtung Stadt und kommen dabei am Hackeschen Haus vorbei. Das dürfte gerade für Berliner Besucher interessant sein: Hier lebte eine Zeit lang Hans Friedrich Graf von Hacke, der ein enger Vertrauter von Friedrich I. und Friedrich II. war und nach dem die Hackeschen Höfe in Berlin-Mitte benannt sind. Sehenswert ist das Wappen der
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Geschlechter des Salzgrafen Hacke und der Familie von Creutz. Ein Stück weiter liegt die ehemalige mittelalterliche Stadtvogtei, ein Haus, das um 1550 erbaut wurde und über zweihundert Jahre als Apotheke genutzt wurde. Unsere nächste Station ist das Salzland-Theater und der Tillysaal. Wir haben kein eigenes Ensemble und laden deshalb regelmäßig bekannte Künstler zu Gastspielen ein, berichtet Czerwienski. Welche Stadt kann sich denn heutzutage noch ein eigenes Theater leisten? Außerdem nutzen wir das Gebäude zusätzlich für viele andere Veranstaltungen. Im Tilly-Saal soll übrigens der Feldherr im Dreißgjährigen Krieg bewirtet worden sein. Das hat ihm so gut geschmeckt, dass er die Stadt nicht plündern ließ. Eine Querstraße weiter befindet sich das Stadt- und Bergbaumuseum im alten Salzgrafenhaus aus dem 16. Jahrhundert. Seit 1995 werden die wunderschönen Kellergewölbe vom Staßfurter Bergmannsverein genutzt. Weiter geht es zum Benneckeschen Hof und dem Mittelganghaus an der Pestalozzistraße. Ersteres ist ein typischer Wirtschaftshof eines preußischen Gutes und letzteres ein Bruchsteinbau mit klassizistischen Putzelementen. Es diente im 19. Jahrhundert der Unterbringung von Mägden und Knechten. An der Interimskirche, die nach dem Abriss der St. Johannes Kirche als deren Ersatz diente, sehen wir die imposante Stadtmauer, die bisher alle Senkungserscheinungen wie ein Wunder überlebt hat. Gut zu sehen ist das riesige Rondell, das einst das südöstliche Bollwerk der Stadt war. Es ist übrigens eines der Größten im deutschen Sprachraum. In der Gollnowstraße fällt ein spätklassizistischer Bau auf: Die Alte Post. Hier war von 1879 bis 1899 Sitz der Reichspost. Ein ebenfalls bemerkenswertes Haus ist die Direktorenvilla, ein im Jahr 1899 erbautes Haus im gründerzeitlichen Repräsentationsstil. Vorbei geht es jetzt noch an der Post, einem imposanten Bau aus dem gleichen Jahr, zurück auf die Steinstraße. Hier beenden wir unseren historischen Rundgang am Bergmannsdenkmal, an dem eine Reliefplatte an den Erfinder des Kalidüngers Dr. Adolph Frank erinnert.
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Gegenüber vom Eulenturm erinnern weitere Reste an die ehemalige mittelalterliche Stadtbefestigung.
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Staßfurt lädt das ganze Jahr zu tollen Festen und Veranstaltungen ein.
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