Stand Dezember 2009
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Obama vor der Linse
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Es waren Bilder, die um die Welt gingen: Der amerikanische Präsident, großgewachsen, jung, dynamisch, immer gut aufgelegt, rang um seine Fassung. Die
Kanzlerin neben ihm wusste sichtbar nicht, wie sie reagieren sollte.
Dann umarmte der amerikanische Präsident Barack Obama spontan einen gebrechlichen Überlebenden des ehemaligen KZ Buchenwald. Diese persönliche Geste stand in keinem Protokoll und wirkte wie eine Erlösung. Dank des Lindenbergers Klemens Peisker erlebte die Welt diese bewegenden
Momente so hautnah, als wären die Fernsehzuschauer dabei gewesen. „Nach diesem gemeinsamen Erlebnis hat sich nach meiner Beobachtung das vorher
sehr distanzierte Verhältnis zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Barack Obama verbessert“, so die Einschätzung von Peisker.
Er erinnert sich noch gut an diesen Einsatz im Sommer 2009: „Ich war mit meiner Kamera fast auf Tuchfühlung mit dem US-Präsidenten. Das war selbst für mich ein ungewöhnliches Erlebnis. Als ich kurz in die Hosentasche griff, um meine kleine
Digitalkamera herauszunehmen, spürte ich auf meinen Schultern sofort den Griff der Sicherheitsleute: Links der
Amerikaner, rechts der Deutsche.“
Obamas „Trick”
Wie trickreich die Sicherheitsvorkehrungen sind, erlebte Peisker bereits kurz
vorher: „Es war klar, dass Obama per Hubschrauber eingeflogen kommt. Alle starrten
gespannt, als schließlich ein Helikopter landete, eine große schwarze amerikanische Limousine darauf zu rollte und schließlich ein Mann herausstieg. Darauf richteten sich die Kameras. Parallel landete
versetzt eine zweite Maschine, vor der ein kleinerer ebenfalls schwarzer Wagen
hielt. Der Mann, der dort von vielen unbeachtet ankam, das war der Präsident von Amerika, während sein Doppelgänger die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.“
Zu zivil für den Traumberuf
Einsätze wie dieser sind selbst für den promi-erfahrenen Lindenberger ein Erlebnis. Dabei gehört er zu den Pionieren des DDR-Fernsehens: „Als 1969 zum 20. Jahrestag der Republik das zweite DDR-Fernsehen eingerichtet
wurde, nahm ich die Gelegenheit wahr, mich zu bewerben und wurde prompt
genommen“, erinnert er sich an seinen Einstieg in die Medienwelt zurück. „Eigentlich wollte ich gerne Pilot werden. Bei der Interflug standen aber bereits
so viele Ex-Militärpiloten an, dass ich einsehen musste, als Zivilist keine Chance zu haben.“ Auf den Rat eines Bekannten hin, der Journalist war, entschloss sich Peisker,
sein Hobby, das Fotografieren, zum Beruf zu machen. „Ich konnte als Kamera-Assistent beginnen und studierte dann an der
Filmhochschule in Babelsberg.“
Konkurrenz fürs West-Fernsehen
Beim DFF, dem DDR-Fernsehen, lernte der Lindenberger, viele der bekannten Künstler fürs Unterhaltungs-Programm mediengerecht zu präsentieren. „Wir hatten den Auftrag, in den Sendungen nach 20 Uhr dem West-Fernsehen den Rang
abzulaufen“, erinnert sich Klemens Peisker. Seine Stärke war von Anfang an die Vielseitigkeit: „Ich war bei ‚Stop Rock’, der ersten Rockband-Sendung in der DDR, ebenso im Einsatz wie für ‚Ein Kessel Buntes‘, für Sportübertragungen oder klassische Konzerte. Beim Sport gelang mir das Kunststück, 1984 den Speer von Uwe Hohn mit der Kamera genau verfolgt zu haben, mit dem
die DDR einen neuen Weltrekord aufstellte. Diese Bilder gingen um die ganze
Welt“, so Peisker.
Spezialität: Live-Sendungen
Seine Reaktionsschnelligkeit und sein gutes Auge machten ihn zum Fachmann für Live-Sendungen: „Das ist besonders spannend, denn passiert ein Fehler, eine falsche Einstellung,
dann sehen es die Leute ja sofort auf dem heimischen Bildschirm.“ So war der Lindenberger für die Sendung ‚Spielspaß‘ oder für ‚Achims Hitparade‘ hinter der Kamera. Die Volksmusiksendung von Achim Mentzel startete im
Wendejahr 1989 im DFF und wurde im MDR bis 2006 fortgeführt. Volksmusik-Sängerin Stefanie Hertel war von Peisker so begeistert, dass sie den vollbärtigen Filmer im Lied „Mein Teddy heißt Klemens“ verewigte.
Fügsame Film-Stars
Nach der Abwicklung des DDR-Fernsehens wurde die Erfahrung des Lindenbergers von
privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern der Bundesrepublik geschätzt. Klemens Peisker erinnert sich an Filmstars wie Geraldine Chaplin oder
Kiefer Sutherland: „Der gilt als ziemlich unnahbar. Doch ich habe ihn als sehr aufgeschlossen
kennengelernt. Ich brauchte nur einen kleinen Wink zu geben und schon postierte
er, eben ganz Profi, wie gewünscht!“
Für die ZDF-Erfolgsserie „Bianca, Wege zum Glück“ sorgte Klemens Peisker bis vor Kurzem für eine interessante Kameradarstellung. „Das war die erste deutsche Telenovela und gleichzeitig die erfolgreichste Serie,
die das ZDF hatte.“
In Lindenberg geboren
Klemens Peisker ist einer der wenigen, die von sich sagen können, wirklich in Lindenberg geboren zu sein. „Ich war eine Hausgeburt, damals war das noch üblich!“ Heute hat er selbst Kinder, sein Jüngster ist gerade mal drei Jahre alt und geht im Ort in die Kita. Mutter ist die
junge Requisiteurin Friedrike Nels: „Sie arbeitet gerade an der Serie ‚Sturm der Liebe‘ und pendelt deshalb zwischen München und Berlin“, berichtet Klemens Peisker.
Er gibt sein fundiertes Wissen übrigens gerne an den Nachwuchs weiter – unter anderem als Dozent an der Medienakademie in Berlin. Sein Fazit: „Kameramann ist ein vielseitiger Beruf, der neben dem richtigen Blick viel
Allgemeinwissen erfordert. Der Nachteil: Familienleben ist schwierig, weil man
laufend unterwegs ist. An feste Arbeitszeiten ist gar nicht zu denken. Das
alles geht nur, wenn man das Hobby zum Beruf gemacht hat.“
Infos:
Tel. 01 72/6 39 92 01 | ||||||||||
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