Stand August 2012
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Deutschlehrer sorgt für sexy Fotos
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Als Lehrer bekommt man jeden Monat zuverlässig sein Geld und kann sich über Ferien freuen, von deren Länge normale Arbeitnehmer nur träumen können. Ausgerechnet die gemächliche Reichsbahn sorgte dafür, dass sich für einen Lindenberger Deutsch- und Kunstlehrer die ruhige Karriere im
Klassenzimmer im abenteuerlichen Dampf der alten Lokomotiven auflöste und schnurstracks ins Foto-Atelier führte!
„Meine Mutter arbeitete in der Zentralen Bildstelle der Reichsbahn. Als
Jugendlicher durfte ich dort Ferienarbeit machen. Die vielen Bilder übten auf mich eine Faszination aus, die mich nicht mehr los ließ“, erinnert sich Christian-Michael Ulrich. Trotz der romantischen Ausflüge in die Welt der Eisenbahn zog es Ulrich nicht auf die Schiene, sondern hinter
die Kamera: „Ich wollte ebenfalls interessante Fotos machen!“
Hintersinn im Bild
So kam es zu einem Hobby, das den gelernten Lehrer, der heute als Dozent Ausländern gutes Deutsch beibringt, ein Leben lang begleitete. „Es geht mir in der Fotografie um das kleine Detail, das besondere Etwas, das
selbst ganz profane Motive interessant macht“, beschreibt er seinen Ansatz. So ist sein Ansatz sehr breit: Das Spektrum
seiner Themen geht von Beauty- und Aktfotografie bis zu Landschaften und
Makroaufnahmen, bei denen durch die Vergrößerung Einblicke entstehen, die man selbst bei so einfachen Dingen wie einer Blüte oder einem Wassertropfen so nicht kennt. Die Ahrensfelder und ihre Umgebung
faszinieren ihn ebenso wie Einblicke, die er bei Ferienreisen gewinnt. „Meine Fotos sollen nachdenklich machen oder witzig, mit Hintersinn sein“, sagt er. „Mich reizt, einen Blick zu finden, der von anderen nicht so gesehen wird.
Neben interessanten Details, die auf den ersten Blick unbeachtet bleiben, ist es
das Spiel von Licht und Schatten, das mich reizt“, gibt Lehrer Ulrich einen Blick ins Nähkästchen seiner Foto-Kunst.
Wandel der Ästhetik
Es ist interessant, wie Christian- Michael Ulrich den Wandel der Ästhetik miterlebte: „Gerade in der Aktfotografie hat sich viel verändert. In der DDR war das eine gefragte Kunst, die positiv angesehen wurde.
Heute kommt man schnell in der Verdacht, Pornos zu machen, obwohl das gar
nichts miteinander zu tun hat. Früher musste man allerdings darauf achten, bestimmte Grenzen einzuhalten. Heute
kann man fotografieren was man will, dafür herrscht eine so große Übersättigung an Bildern, das man viel schwerer Aufmerksamkeit erreicht.“
Geblieben sind allerdings die Wünsche der Models: „Ganz häufig geht es darum, dass Mädchen ihren Freund mit sinnlichen Fotos an der Schlafzimmerwand überraschen möchten, sie ihre Jugend im Bild festhalten möchten oder den Partner mit einem sexy Fotokalender zeigen möchten, dass sie wesentlich vielseitiger sind, als er bisher wusste.“
Verlorene Natürlichkeit
Der Lindenberger setzt heute natürlich eine Digitalkamera ein, erinnert sich aber noch gut an die Zeiten, wo er
in der eigenen Dunkelkammer seine Filme entwickelte und die Schwarz-Weiß-Bilder vergrößerte. „Ich fand matte Oberflächen schon immer schöner, deshalb hatte ich kein Problem mit der beschwerlichen Trocknung, mit der
man selten zu einem makellosen Hochglanz-Effekt kam“, erinnert er sich zurück.
Doch bei aller Freude über die heute so unproblematische Technik weiß er, dass sie durchaus ihre Schattenseiten hat: „Mittlerweile ist die Natürlichkeit und Ehrlichkeit immer mehr dabei, verloren zu gehen. Durch die Möglichkeiten der Bildbearbeitung kann man Fotos problemlos verfälschen, so dass sie kein echtes Abbild mehr sind. Das lehne ich aber ab und
mache ich nicht. Ein gutes Foto wirkt so, wie es aus der Kamera kommt!“
Der künstlerische Anspruch von Christian-Michael Ulrich spricht sich offenbar im Ort herum: „Ich habe mittlerweile weit mehr Anfragen nach Fotoaufnahmen, als ich erfüllen kann. Ich überlege schon, ob ich nicht doch einen Beruf aus meinem Hobby machen sollte.“
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