Stand Februar 2012
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Große Masse wiegt sich im Wind
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Gewicht ist ein Problem, das viele bewegt. Man kann es kaum verbergen, da helfen
meist keine noch so angepriesenen Wundermittel.
Die Lösung kommt aus Berlin-Buch. Dort hat sich ein Schmied zum Ziel gesetzt, massiges
Metall selbst in meterhohen Kunstwerken ungemein filigran erscheinen zu lassen.
Ingolf Eschenbach kreiert aus dem schwerem Metall Skulpturen, die sich bereits
von einem leisen Windhauch wie Blätter auf Bäumen in Bewegung versetzen lassen.
Internationale Anerkennung
Das bringt ihm viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. So stehen Werke des 46-Jährigen ebenso in Holland wie in Österreich. Während viele Künstler klagen, dass ihnen in der Heimat die Anerkennung versagt bleibt, kann
Ingolf Eschenbach nicht klagen. Gerade soeben wurde er beim Brandenburger
Bildhauerwettbewerb vom Landkreis Uckermark mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Zu der Ehre kam, was keineswegs selbstverständlich ist, zugleich der Auftrag: Die Skulptur „Dreiklang“ mit beachtlichen 6,20 Meter Höhe soll schon bald einen Schulhof in Schwedt zieren.
„Mir ging es darum, den Dreiklang von Kopf, Herz und Verstand, der ja zum Lernen
wichtig ist, auszudrücken. Die durch den Wind bewegten Metallstäbe deuten an, dass es dabei auf- und abwärts gehen kann, je nach der Kraft, die hier vom Wind kommt.“
Filigran und dennoch schwer
Das Modell, das er in seinem Atelier im Künstlerhof zeigt, ist durchaus beeindruckend. Man kann es sich gut als Kunstwerk
in einer Galerie vorstellen. „Die eigentliche Skulptur wird zehnmal größer!“ Das Modell wirkt, ganz Eschenbach, zierlich und filigran. Es sieht so aus, als
könnte man es mit einem Finger hochhalten. Natürlich vergebens, bereits diese Miniaturausführung bringt etliche Pfunde auf die Waage. Wieder ein Beweis dafür, dass dieser Mann das fast unmögliche vollbringt, nämlich schwere Massen in bezaubernde Anmut zu verwandeln.
Heiße Leidenschaft
Ingolf Eschenbach kam zur Schmiedekunst, weil er vom Feuer, von der Möglichkeit, Eisen erglühen zu lassen und dann zu formen, fasziniert ist. Während andere dafür erst mal lange Jahre studieren, wollte sich der Berliner seiner heißen Leidenschaft über eine solide Handwerks-Ausbildung nähern und zunächst „richtig“ schweißen lernen. So begann er mit 16 Jahren eine Lehre als Heizungsinstallateur. Das
erwies sich als gutes Fundament, denn dadurch gelang es ihm in der Akademie der
Wissenschaften als unverzichtbarer Haustechniker an seiner Kreativität zu feilen und seinen Traum von der eigenen Kunst zu träumen.
„Lehre“ beim Schmiede-Papst
Sein Traum war, bei Achim Kühn unterzukommen.
Der Berliner Metallbildhauer, Kunstschmied, Restaurator, Architekt und Fotograf ist eine Ikone auf diesem Gebiet. Der
hoch-angesehene „Schmiede-Papst“ hatte Ausstellungen in der ganzen Welt, kann auf über 60 Werke im öffentlichen Raum, darunter allein sieben Brunnen in Berlin, verweisen.
Doch was sollte der berühmte Meister mit einem Rohrleger, der sich in den Kopf gesetzt hatte, Künstler zu werden? Manchmal kann der erste Eindruck täuschen. Oder ist es einfach so, dass sich Beharrlichkeit durchsetzt? „Im vierten Anlauf nahm er mich schließlich“, erinnert sich Ingolf Eschenbach zurück. „In dieser Zeit konnte ich mich an vielen Ausstellungen beteiligen und eine ganze
Reihe von Preisen gewinnen“, erinnert sich Ingolf Eschenbach.
Trotz der Erfolge trieb den Berliner weiterhin ein ungemeiner Wissensdrang.
Dabei standen ihm viele Türen offen. Er kann heute auf eine schon fast rekordverdächtige Anzahl an Stipendien zurückblicken, die ihn in viele Städte brachte. So beschäftigte er sich in Venedig am Europäischen Zentrum für Denkmalschutz mit dem Thema Restaurierung. Er wurde von der
Carl-Duisburg-Gesellschaft und der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert, kann auf ein Hochbegabten-Stipendium verweisen, studierte an der
Kunsthochschule in Berlin-Weißensee Design. Gleichzeitig war er als Tutor Leiter der Schweißwerkstatt und hatte Lehraufträge. Heute ist er geschätzter Juror bei Metallkunstausstellungen wie dem „Hefaiston“ auf Burg Helfstyn, der weltweit größten „Schmiede-Schau“.
Eine weitere Prägung sieht er in einem halbjährigen Aufenthalt als Entwicklungshelfer in der Region Kalkutta in Indien.
Schweres leicht gemacht
Die überlebensgroßen Skulpturen von Ingolf Eschenbach zeigen spektakulär, dass der Künstler es versteht, schweres leicht zu machen. Dass ihm das ein echtes
Herzensanliegen ist, zeigen ebenso filigrane Arbeiten wie beispielsweise eine
Rose. Das Besondere daran ist, dass Ingolf Eschenbach es schafft, aus einem
groben Eisenstück liebevoll Blüten und Blätter herauszuarbeiten. „Dabei ist nichts angeschweißt, alles entstand aus dem Werkstück“, verblüfft er.
Leider ist seine Kunst, Masse leicht und graziös erscheinen zu lassen, auf Metalle begrenzt. Mancher wüsste so eine Verschönerung sicher persönlich zu schätzen!
Infos:
Tel. 01 77/2 30 81 60
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