Denn der deutsche Blockbuster, der in der kurzen Zeit nach dem Start im November
2013 schon fast sieben Millionen
Kinobesucher angezogen haben soll und
damit zum erfolgreichsten Film des Jahres wurde, entstand in wichtigen Szenen in
dem aufstrebenden Stadtteil.
Schauplatz war die frühere Chefarzt-Villa der Hufelandklinik. Hausherr dort ist Wolfram Odin. Der 59-Jährige gehört
zu den vielseitigsten Persönlichkeiten von Berlin-Buch. Davon zeugen die großformatigen ausdrucksvollen und
farbenfreudigen Gemälde, die das historische Gründerzeithaus von Starbaumeister
Ludwig Hoffmann auf allen Etagen schmücken und dort für eine ganz besondere Atmosphäre sorgen.
Atelier in Direktions-Villa
Sie stammen alle aus dem Atelier des renommierten Künstlers und zeitweisen Galerie-Betreibers. Dieser war nach der
Wende auf der Suche nach großzügigen Atelier-Räumen nach Berlin-Buch gekommen und war von den Gebäuden des
einzigartigen Krankenhaus-Areals sofort fasziniert. Schließlich „verliebte“ er sich in die frühere Chefarzt-Villa der
Hufelandklinik. Wer seine Bilder kennt, kann das verstehen, denn Odin ist von
Extremen fasziniert. Und die Villa ist
so ein Extrem: Das reizvolle Gebäude mit dem romantischen „Schlösschen-Ambiente“ stemmt sich unverdrossen
gegen die brutale Modernität der vielstöckigen Beton-Wohnblöcke in unmittelbarer Nachbarschaft.
Kameras im Schlafzimmer
Dieser ungewöhnliche Reiz gerade dieses Anwesens sorgte nun dafür, dass Berlin-Buch immer mehr dabei ist, zu
einem „Außenposten“ der Studios von Babelsberg zu werden. „Den Anfang machte die ARD mit mehreren Folgen für
die beliebte Vorabendserie ‚Berlin, Berlin’. Das ZDF entdeckte uns dann, um Szenen für den Mehrteiler ‚Lotte’ zu
drehen“, erinnert sich Wolfram Odin zurück. „Das war bereits sehr spannend, aber kein Vergleich zu einem Kinofilm,
wo alles viel größer und aufwändiger ist“, blickt Villen- Besitzer Odin zurück. Er bekam vier Wochen lang zu spüren,
was es bedeutet, Gast im eigenen Haus zu sein. „Meine Frau Kerstin Ehrlich ist für diese Zeit gleich ganz ausgezogen.
Ich hatte nur die kleine Ferienwohnung als privates Rückzugsgebiet. Sogar im Schlafzimmer meiner Tochter wurde
gedreht.“
Warten auf den Tag X
Um die Atmosphäre von Berlin-Buch auf die große Leinwand zu bringen, waren erst mal die Handwerker gefragt.
„Meine Räumen wurden wie bei einem Umzug geleert, das Mobiliar kam geordnet in
beschriftete Kartons. Dann erschienen die Maler, die die Räume alle neu anstrichen und umdekorierten“, schildert
Odin die Vorbereitungen. Dass der „Tag X“ mit dem
großen Aufgebot an Filmcrew und Stars näher rückte, zeigte sich im Blick durchs Fenster. „Auf dem Parkplatz wurde
das
Catering aufgebaut. Wie sich herausstellte, gab es da sehr delikates Essen.
Obwohl es ja beim Film improvisiert
zugeht, wurde alles frisch zubereitet. Das war der Crew wohl sehr wichtig“, schwelgt Wolfram Odin in der Erinnerung.
Großes Staraufgebot
Nachdem im Haus die Filmbeleuchtung eingerichtet war und man überall darauf achten musste, nicht über Kabel zu
stolpern, kam es zu den eigentlichen Dreharbeiten. „Es war eine sehr junge Crew, mit allen konnte man sich gut
unterhalten, keiner machte einen eingebildeten Eindruck, von Star-Allüren keine Spur“, denkt Wolfram Odin noch
gerne an diese spannende Zeit zurück. Der Film entstand unter Regie von Bora Dagtekin, der zugleich das Drehbuch
verfasste und die Hauptrolle des Zeki Müller seinem Lieblingsschauspieler Elyas M’Barek auf den Leib geschrieben
hatte. Das Duo hat eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ hinter sich, die
später sogar zu einem Kinofilm wurde. Außerdem wirkten sie bei den RTL-
Serien „Doctor’s Diary“ und „Schulmädchen“ zusammen. Neben Dagtekin und M’Barek konnte sich Wolfram Odin
darauf freuen,
bekannte Stars wie Karoline Herfurth, Katja Riemann und Uschi Glas bei sich zu
Hause zu empfangen.
Küche als Schminkraum
Der Film geht um einen Ex-Knacki, der sich in einer Schule anstellen lässt, um
einen unter der Turnhalle vergrabenen Schatz zu suchen und schließlich mit ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden
zum Liebling von Schülern und Lehrern wird. Viele Gags der Komödie beziehen ihre Wirkung aus der Jugendsprache.
„Die Crew war immer sehr höflich und zuvorkommend“, lobt Odin. Dennoch war es eine aufregende Zeit, schließlich
waren „60 bis 80 Personen“ vor Ort. Selbst der Garten wurde einbezogen. „Ich hatte eine brüchige Wendeltreppe, die
um einen alten Baum gezogen war. Diese ungewöhnliche Konstruktion sollte für eine Liebesszene dienen. Deshalb
wurde die Treppe neu gebaut, mein Schuppen entsprechend hergerichtet. Leider
wurde diese Szene dann im Film nicht
verwendet“, bedauert Odin. Sogar seine Küche kam in den Genuss von Hollywood-Atmosphäre. Wo Hobby-Koch
Odin normalerweise kreative Menüs zubereitet, gaben Maskenbildner den Stars den letzten Schliff fürs perfekte
Erscheinen vor der Kamera. Für die Bereitschaft, sein Wohnhaus für das große
Kino zur Verfügung zu stellen, gab es dann einen neuen Anstrich: „Nach den Dreharbeiten wurden die veränderten
Räume alle in den Ursprungszustand zurückversetzt.“
Urgewalten im Bild
Selbstverständlich war Wolfram Odin einer der ersten, die sich den Film im Kino ansahen. „Es ist ein prickelndes
Gefühl, seine Wohnräume auf der Leinwand wiederzuerkennen!“ Wenn nicht gerade gedreht wird, genießt Wolfram
Odin die reizvolle Villa mit den herrschaftlich hohen Wänden und der repräsentativen Raumaufteilung zusammen mit
Partnerin Kerstin Ehrlich. Ihre Tochter Natalie Heimlich zog es ins wärmere Australien, wo sie nun zu Natalie Berry
wurde. Wolfram Odin hat sich als Maler mit Urgewalten wie „Feuer, Wasser und Ruß“ beschäftigt. Seine Werke
wurden von Museen in Cottbus, Erfurt und Lübeck
angekauft. Er erinnert sich noch gerne an eine Ausstellung in der Lübecker Kirche St. Petri, die von Björn Engholm,
dem früheren Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und ehemaligem SPD-Vorsitzenden, als Kurator
betreut wird.
Das zeugt ebenso von der Anerkennung in der Kunstwelt wie die Tatsache, dass ihn
die führende „Galerie Marcus
Deschler“ in Berlin vertritt. Dort sorgen insbesondere die „Tapeteninstallationen“ für Aufmerksamkeit. Odin kritisiert
dabei mit einem Wechselspiel von Tapetenmustern und Werbeanzeigen die
Konsumgesellschaft.
Lautmalerei und Tanz
Sein weiterer Schritt war die „Lautmalerei“. Es kam zu Installationen, Objekten und Performance. Diese Entwicklung
führte zur Zusammenarbeit mit Kerstin Ehrlich. Sie ist gelernte
Erzieherin, leitete eine in
Elterninitiative entstandene Kita in Panketal und verwirklichte sich weiter
durch Tanztheater. Im Gegensatz zu vielen
anderen hat das Künstler-Paar in der früheren Chefarzt-
Villa keine Scheu vor neuen Herausforderungen. So überraschte Wolfram Odin nun mit der Wandlung vom Künstler
zum Manager, indem er einen speziellen Tee kreiert hat und sich damit als Geschäftsmann beweist. Partnerin Kerstin
Ehrlich sorgt mit Yoga und Meditation dafür, dass niemandem der Stress über den Kopf wächst, was gerade dann
wichtig ist, wenn Berlin-Buch und seine reizvolle Villa Hufeland wieder zur
Filmkulisse werden könnten.
Staraufgebot in der Hufeland-Villa
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