Stand September 2009
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Mit 560 PS auf dem Nürburgring
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Das Leben als fortwährendes Rennen? Wer den einzigen Profi-Rennfahrer derGemeinde kennenlernt, nimmt
ihm das nicht ab.
Roland Rehfeld ist nett, zuvorkommend, entspannt, erscheint keinesfalls so
linkisch und überheblich wie man es manchmal bei berühmten Formel 1 Piloten erlebt. Dabei hat der 31-Jährige viele Gemeinsamkeiten mit Super-Piloten wie Rennsport-Star Michael
Schumacher. Wie dieser stammt Rehfeld aus einer Kart-Familie. Bereits mit fünf Jahren saß er hinterm Steuer.
Mit zwölf deutscher Meister
Mit zwölf war er bereits zum ersten Mal deutscher Meister. Weitere zweimal konnte er
den Titel verteidigen. Mit 18 Jahren konnte er sich nach einer ganzen Reihe
weiterer Siege für die Rennfahrerschule „La Filière“ im französischen Le Mans qualifizieren, die eigentlich den einheimischen Nachwuchs
trimmen sollte. „Da habe ich unheimlich viel gelernt“, sagt er heute.
Dass seine Förderer recht hatten, zeigte er umgehend: Er schnitt damals als bester deutscher
Fahrer beim Campus-Rennen in Le Mans ab!
Zu groß für Formel 1
Dennoch schaffte es Roland Rehfeld nicht in die Königsklasse. Der Grund: „Dafür bin ich mit 1,87 Meter einfach zu groß und damit zu schwer. In der Formel 1 kommen die Sieger fast alle gleichzeitig
ans Ziel. Da entscheiden Bruchteile von Sekunden, und für diese ist jedes Gramm Gewicht ausschlaggebend“.
Jüngster Truck-Fahrer
Also sah sich Rehfeld nach einem Äquivalent um und wurde im Truck-Rennsport fündig: „Ich war der jüngste Truck-Fahrer ohne LKW-Führerschein“, schmunzelt er heute über seinen Einstieg in diese ungewöhnliche Disziplin 2001. Doch er zeigte auf Anhieb, dass er die tonnenschweren 16
000 PS Dinosaurier nach seiner Pfeife „tanzen“ lassen konnte.
Zuhause in der Formel 3
Nun ist Rehfeld eine feste Größe im Formel 3 Sport. Er kennt alle einschlägigen Rennstrecken in Europa und viele in den USA. Er ist auf dem Eurospeedway
in Brandenburg ebenso zu Hause wie in Immola, Spa oder Le Mans.
„Am meisten reizt aber die altehrwürdige Nordschleife vom Nürburgring“, verrät er.
Mittlerweile sind die für Mensch und Material aufreibenden 24-Stunden-Rennen sein Metier geworden. „Man fährt bis der Tank alle ist, dann wird gewechselt“, beschreibt er den Ablauf.
„Die Rennen sind sehr anstrengend, denn im Fahrzeug herrschen Temperaturen von über 60 Grad.“
Außenseiter in der Corvette
Roland Rehfeld fährt als Außenseiter mit einer 560 PS starken Corvette mit Frontmotor und Heckantrieb für den privaten Rennstall von Kissling Motorsport aus Bad Münstereifel. „Wir treten gegen die Werkspiloten von Firmen wie Audi und Porsche an, die natürlich die optimalen Voraussetzungen haben. Es ist unser Ansporn, denen zu
zeigen, dass wir doch noch eine Nuance besser sein können“, beschreibt Rehfeld seinen sportlichen Antrieb.
Zuletzt allerdings hat es 2009 einen kleinen Rückschlag gegeben, denn die Corvette war gar nicht nett und ließ den Blankenfelder mit einem gerissenen Ölkühler vorzeitig ausscheiden. Dennoch bewegt sich das Kissling-Team vorne in der
Gesamtwertung.
Aus Liebe in Blankenfelde
Dass Blankenfelde-Mahlow einen richtigen Rennfahrer im Ort hat, verdankt die
Gemeinde den zarten Banden der Liebe. Rehfeld traf auf seine Ehefrau Ilka
Rehfeld inmitten der Vorbereitungen eines Rennens: „Sie war im Rennbüro, ich musste mich bei ihr anmelden, da hat es gefunkt.“ Ilka Rehfeld ist aus dem Ort, und so hat die Randgemeinde von Berlin seit
sieben Jahren den Rennsport in ihren Grenzen. Im Gegensatz zum Vorbild aus
Kerpen bezeichnet sich Rehfeld allerdings als „Halb-Profi“. Er verdiente den Lebensunterhalt als Testfahrer für eine Autozeitschrift und weist als Fahr- und Sicherheitstrainer diejenigen
ein, die sich von AMG einen getunten Mercedes gekauft haben und nun davor
bewahrt werden müssen, das teure Stück gleich mal gegen den nächsten Baum zu setzen: „Heute geht es außerdem ganz stark darum, dass der Spaß am Fahren mit geringem Spritverbrauch einhergeht“, beschreibt er ein wichtiges Ziel seiner weltweit gefragten Schulungen.
Übrigens hat Rehfeld nie seine Wurzeln vergessen: Im Schuppen steht ein Kart, als
Geschenk von Ehefrau Ilka, „damit ich mir kein viel gefährlicheres Motorrad zulege.“
Dabei fährt der Rennfahrer „auf der Straße sehr verhalten, denn was Geschwindigkeit angeht, kann ich mich ja auf dem Ring
austoben!“
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