Stand September 2009
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Oldtimer-Fieber!
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Warten auf den Wartburg, das ließ sich umgehen, wenn man West-Verwandtschaft hat.
Denn per „Genex Geschenkdienst“ hatte die DDR eine Möglichkeit gefunden, sich im Lande produzierte Waren mit raren Devisen bezahlen
zu lassen, ohne dass die begehrten Produkte überhaupt die Republik verließen.
Es ging so: Die Westverwandtschaft suchte aus dem umfangreichen Katalog das gewünschte Auto, Motorrad, Fertigteilhaus oder Esswaren aus, bezahlte per D-Mark und
prompt wurde an den glücklichen DDR-Bürger geliefert. „Damit bekam man sein Auto blitzschnell, statt wie sonst Jahre warten zu müssen“, weiß Helmut Traute.
Eigenes Devisennetz
Allerdings, er schaffte dieses „Wunder“, das die Bevölkerung der DDR zur Zwei-Klassen-Gesellschaft machte, „aus eigener Kraft“. Ungeduld macht erfinderisch und so baute der Wasserwege-Facharbeiter sein
eigenes Devisennetz auf, um 12000 Westmark für sein erstes eigenes Auto zu verdienen: „Auf dem Schwarzmarkt wurde ein Wartburg damals für 40 000 Ost-Mark gehandelt, wenn er halbwegs neu war“, begründet er.
Autokorso gegen Feinstaub
Aus dem ersten Wartburg Tourist von 1982 wurde eine lange Leidenschaft.
Mittlerweile ist Traute Rentner und hat sich einen überregionalen Ruf als engagierter und streitbarer Oldtimer-Sammler gemacht. Von
Blankenfelde-Mahlow aus machte er Dampf gegen die Idee, dass die
Feinstaub-Regelung Oldtimer mit betreffen sollte. „Nach zwei Auto-Demos quer durch Berlin mit zuletzt an die 1500 Fahrzeugen hatten
wir das Ding vom Tisch“, strahlt er.
Aktuell gilt sein Engagement der Oldtimer-Präsentation bei der Ausstellung „Motorwelt Berlin“ und dem Fachsimpeln mit Oldie-Freunden bei Treffen in ganz Deutschland.
Moosgrün und selten
Und dann hat er sich vorgenommen, seinen „moosgrünen Wartburg Tourist zu restaurieren. „Das ist ein absolutes Liebhaberstück, davon wurden nur ein paar hundert hergestellt.“
Die DDR-Wartburg-Fahrzeuge wurden in einem früheren BMW-Autowerk in Eisenach von 1956 bis 1991 produziert. Sie basierten ursprünglich auf dem DKW F9 der Autounion von 1940.
Raumwunder aus Eisenach
Die Liebe zu den im thüringischen Eisenach hergestellten „Luxus-Fahrzeugen“ der DDR hatte für den Vater von zwei Kindern ganz praktische Gründe: „Das Auto hatte als Kombi einfach mehr Platz und kostete nur 300 Mark mehr als
der Trabant. Es ist ein solides Gefährt wo man alles selbst reparieren kann. Ich habe 500 000 Kilometer damit hinter
mich gebracht und nur zwei Motoren verschlissen!“
Leider sorgten die Zweitakter-Motoren für einen „besonderen“ Duft.“
Infos:
Tel. 01 77/7 54 25 28 | ||||||||
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