Stand August 2010
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Olympia im Blick
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Als Lehrer liebt man es nun gar nicht, wenn die Schüler auf einen herunterblicken. Gerade von den „Kleinen“ in der sechsten Klasse erwartet man was anderes!
Wer im Alter von elf Jahren bereits mit einer Erwachsenen-Größe von 1,85 Meter aus der Klasse herausragt, muss also einfach auffallen.
So flatterte den Geschwistern Antje Brodowski und Karsten Brodowski nach dem
Besuch von Talent-Scouts in der Astrid Lindgren Schule eine Einladung der
Sportschule Potsdam ins Haus.
Fußball adé
Karsten, der bis dahin beim FC Preußen Mahlow hinterm runden Leder herjagte, war sofort von der Idee, den festen
Boden gegen Bootsplanken zu tauschen, begeistert. „Ich hatte seit der frühesten Kindheit den Traum, erfolgreicher Sportler zu werden. Dabei wusste ich,
dass die Chance, bekannt zu werden, beim Massensport Fußball weitaus geringer ist als bei einem Nischensport wie Rudern.“
Das ist ein Ausdauersport, „bei dem die Körpergröße ganz entscheidend ist. Der Durchschnitt in der deutschen Nationalmannschaft
der Männer liegt momentan bei 1,95 Meter“, weiß der vielseitige Wassersportler, der im Einer ebenso erfolgreich ist wie im
Doppelzweier und Doppelvierer. Dabei hat er seit der sechsten Klasse noch ein
wenig an Größe zugelegt und überragt heute mit 2,05 Meter viele seiner Boots-Kollegen.
Querelen vor Olympia
Karsten Brodowski wurde in der Sportschule Potsdam systematisch darauf
vorbereitet, für Deutschland internationale Erfolge einzuheimsen. 2004 errang er den
Weltmeistertitel der U23 im Doppelvierer, 2006 war er weltbester im Einer bei
den unter 23-Jährigen. 2008 war er unter den Sportlern, die Deutschland bei Olympia in Peking
auf dem Wasser vertraten.
Die Gold-Träume allerdings waren schnell geplatzt: „Wir schafften im Doppelzweier leider nur den neunten Platz.“
Chaotische Vorbereitung
Die Gründe dafür sieht er in der chaotischen Vorbereitung: „Sechs Wochen vorher war noch unklar, wer mit wem im Boot sitzt. Ich hatte dann
mit meinem Partner, den ich vorher gar nicht kannte, gerade mal fünf Wochen Zeit fürs Training. Im Boot ist aber entscheidend, dass man absolut aufeinander
eingespielt ist. Das hatten die anderen, die viel länger zusammen waren, natürlich besser drauf!“
Erfolg aus eigener Kraft
Karsten Brodowski ist einer der ganz wenigen deutschen Spitzensportler, die ihre
Karriere fast vollständig aus eigener Kraft meistern: „Viele sind Sportsoldaten und werden von der Bundeswehr oder der Polizei
entsprechend bezahlt und gefördert. Ich bin Student für Maschinenbau und muss mir selbst Sponsoren für meinen Sport und den Lebensunterhalt suchen.
Ich habe das große Glück, im Bildungsunternehmen ZAL einen zuverlässigen Unterstützer gefunden zu haben. Während andere in der ‚Dienstzeit‘ trainieren, habe ich eine Mehrfachbelastung: Einerseits das Studium und
andererseits den Sport“, gibt Blankenfelde-Mahlows Olympia-As Einblicke.
Frisch verliebt
Und dann wäre da noch die Liebe: Schließlich hat ein ehrgeiziger Spitzen-Athlet wie Karsten Brodowski ebenfalls seine „schwache Seite“.
Das Problem dabei ist: „Die meisten Mädchen ertragen es auf Dauer nicht, dass man das Privatleben exakt planen muss,
um Zeit füreinander zu haben.“
Ganz neu ist er mit einer angehenden Ärztin liiert. „Die Zeit bis zu ihrem Examen war für uns beide nicht ganz leicht. Nun hat sie es bestanden, jetzt werde ich mich
mit aller Kraft auf die Qualifizierung für Olympia 2012 vorbereiten und hoffe, dort aufs Siegertreppchen zu kommen“, beschreibt der Mahlower seine unmittelbaren Ziele.
Gummibärchen
Dafür gilt es täglich im Olympia-Stützpunkt Tegel zu trainieren und auf manche Leckerei zu verzichten: „Ich esse sehr gerne und bin so erzogen worden, dass alles aufgegessen wird, was
auf dem Teller ist. Dazu kommt, dass ich eine Vorliebe für Süßigkeiten habe.
Allerdings passen Gummibärchen und Rudern nicht so gut zusammen, so dass ich mich immer ein wenig zurückhalten muss“, gibt er seine süßen Geheimnisse preis.
Sonne für die Zukunft
Welche Bootsklasse bevorzugt Blankenfelde-Mahlows Olympia-Hoffnung? „Der Doppelvierer ist ganz klasse, hier geht es darum, dass im Team alles ganz
exakt klappt. Am Einer ist faszinierend, dass alles ganz allein auf einem
selbst lastet und man den eventuellen Sieg ganz für sich hat!“
Beim Wassersport spielt das Wetter eine wichtige Rolle. Da ist es fast schon
logisch, dass Karsten Brodowski im „Leben nach dem Sport“ ebenfalls auf die Sonne setzen will.
„Als Ingenieur würde ich mich am liebsten mit Solartechnik beschäftigen!“
Bis es soweit ist, würden wir ihn aber erst mal bei Olympia 2012 in London glänzen sehen wollen.
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