Stand August 2011
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Stunts und Reiten für Stars
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Seine Liebe gilt den Pferden, das sieht man an der eigenen Reitanlage in Jühnsdorf und im mediterran-eleganten Eigenheim ganz hinten im Wald in
Blankenfelde.
Dort sind es Pferdeskulpturen, die die Leidenschaft von Gerd Grzesczak ausdrücken. Trotz des Studiums an der renommierten Kunsthochschule in Dresden ist der
Blankenfelder allerdings den wenigsten als Steinbildhauer bekannt. Stattdessen
macht er weltweit bei Film- und Fernsehproduktionen als Stuntman und Double von
prominenten Stars von sich reden.
Aus der DDR in die große Welt
Er war für die DEFA, für Hollywood-Studios, für den italienischen Staatssender RAI und natürlich für so ziemlich alle deutschen Fernsehsender in Aktion. Gerade soeben ist er von
der Nordsee zurückgekommen. „Dort sollte ich im neuesten Film von Roman Polanski eine Wasserleiche spielen.
Polanski wollte, dass ich solange als möglich im Wasser bleibe. Das war noch ziemlich kalt. Ich sollte mich von den
Wellen treiben lassen, eben wie eine richtige Leiche“, erinnert sich Gerd Grzesczak. „Nach einer halbe Stunde kam Polanski mit aufgekrempelter Hose ganz panisch auf
mich zu und schüttelte mich. Er dachte es wäre was passiert. Dabei sollte ich doch so lange als möglich im Wasser bleiben“, schmunzelt der mittlerweile 61-Jährige mit leichtem Schnupfen durch die Kälte.
Ärger mit Donald Duck
Das Leben eines Stuntmans stellt man sich zu Recht als äußerst spannend vor. Bei Gerd Grzesczak war es aber richtig abenteuerlich. Denn er
war Wanderer zwischen den Welten, prägte die Filmwelt in Ost und West. Schon mit acht Jahren hatte er seinen ersten
Leinwandauftritt, beim DDR-Krimi „Ware für Katalonien“. Er sollte als frecher Lausbub auf eine staubige Autokarosserie etwas malen. Da
keine weitere Vorgabe bestand, entschied sich der Ost-Berliner Lausbub für Donald Duck. Die Filmcrew fiel aus den Wolken, schließlich waren es die 1950-er Jahre, als der kalte Krieg tobte! Westliche Dekadenz
auf einem Ostberliner Auto, das durfte nicht sein! „Es gab richtigen Ärger!“, erinnert sich Gerd Grzesczak.
Berühmter Reiter für den Film
Als in den 1970-er Jahren in der DDR Indianerfilme populär wurden, suchte die DEFA händeringend Leute, die gut mit Pferden umgehen konnten und athletisch genug
waren, sich ohne größere Schäden so herunterfallen zu lassen, dass es echt aussah. Gerd Grzesczak war damals
Profi-Reiter, hatte sich auf Vielseitigkeitsturniere spezialisiert und war
Juniorenmeister in der DDR. Er schien also wie geschaffen für den Film. So kam es, dass Gerd Grzesczak oftmals über die jugoslawische Prärie an der Seite des DDR-Star-Indianers Gojko Mitić brauste und dem Kinopublikum
schönste Stürze vormachte. „Damals hießen wir Kaskadeure, den Beruf des Stuntman gab es in der DDR nicht. Es gab wenig
Erfahrung, wir mussten uns viel selbst ausdenken, was Technik und Umsetzung
betraf“, blickt Gerd Grzesczak zurück, der auf diese Weise Pionier in
einem neuen Metier wurde. „Ich war der erste freiberufliche Kaskadeur. Ich kämpfte darum, dass das ein anerkannter Beruf wurde. Wir waren damals in vielen Filmen gefragt, waren für den Polizeiruf wichtig und aus den immer aktionsreicheren Produktionen nicht mehr wegzudenken. Mir kam zu gute, dass ich während der Militärzeit in einer Nahkampfeinheit tätig war und daraus viel an Wissen beim Film unterbringen konnte.“
Ärger mit der DDR
DDR-Stars wie Armin Müller-Stahl gehörten nun zu seinem Freundeskreis.
Gerd Grzesczak bestach durch sein musisches Interesse, seine hohe Bildung und
gleichzeitig durch seinen Sinn für Organisation und Technik sowie seine Offenheit. „Ich konnte allerdings meinen Mund nie halten und prangerte Missstände offen an“, gibt er unumwunden zu. „Dadurch gab es immer wieder Ärger.“
Besonders unangenehm fand er, dass die DDR ihre Bürger einsperrte. „Als kunstinteressierter Mensch wollte ich einfach mal Italien als eine Wiege
unserer Kultur sehen.“ Dieser Wunsch vertiefte sich noch, als Gerd Grzesczak in den 1970-er Jahren
zunehmend für Opern-Produktionen gefragt war. „In diesem Zusammenhang bekam ich Kontakt zur Mailänder Scala. Es war fast ein Wunder, die DDR ließ mich im Dezember 1976 ausreisen. Dass die mich ausgetrickst haben, merkte ich
erst in Italien. Mein Pass lief kurze Zeit später ab, ich wurde mit einem fünfjährigen Einreiseverbot belegt!“
Fechtmeister in der Mailänder Scala
Gerd Grzesczak schulte als „Fechtmeister“ an der weltbekannten Mailänder Scala Schauspieler für Opern wie „Der Troubadour“.
„In der DDR hatte man bereits frühzeitig die Möglichkeit entdeckt, mit Pferden besonders bei Kindern Heilungserfolge zu
erziehen. In Italien war Reittherapie noch weitgehend unbekannt“, fand Grzesczak heraus. Er wurde dort zum Vorreiter in der Reittherapie. Das bescherte ihm
Aufmerksamkeit von Medizinern und einer hübschen Reitlehrerin. Antonella Mantica wurde Assistentin und schließlich neue Ehefrau des Ostberliners.
Erfolg beim RAI
Doch irgendwie fehlte ihm das Flair am Set. „Ich hatte erfahren, dass es im Besetzungsbüro des größten italienischen Fernsehsenders RAI nur Frauen gab. Also machte ich mich mit
einem Riesen-Blumenstrauß auf, um mich spontan vorzustellen. Ein paar Wochen später hatte ich das erste Engagement.“ Er war für Auftritte von Top-Künstlern wie Amanda Lear und Milva tätig und war für die Kult-Show „Fantastico“ regelmäßig im Einsatz.
Die schwere Erkrankung des Vaters bewog ihn, all das aufzugeben, um 1983 wieder
zurück nach Deutschland zu kommen. „Ich fing wieder ganz von unten an, begann Klinken zu putzen.“
Neustart in Deutschland
Bald war er wieder gefragt, trat als Double für Götz George und Dieter Hallervorden auf. Er war regelmäßig in Serien wie „Wolffs Revier“, „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ zu sehen und immer öfter in Hollywood-Produktionen gefragt. Er doubelte nun Weltstars wie Michael
Douglas, Gene Hackman, war in Filmen von John Schlesinger und Isabella
Rosselini im Einsatz. Zu den beinahe unendlich vielen Spielfilmen gehört „The International“ von Tom Tykwer, „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino, „The Ghostwriter“ von Roman Polanski, „Männerherzen … und die ganz große Liebe“ von Simon Verhoeven. Gerade in Produktion ist „Ludwig II“.
Stunt-Leute im Griff
Neben eigenen Auftritten ist der Blankenfelder häufig als Stunt Coordinator für den gesamten Film verantwortlich. Das war so in „Goethe!“ von Philipp Stölzl, bei „Henri IV“ von Jo Baier, bei „Mord ist mein Geschäft, Liebling“ von Sebastian Niemann oder beim Schimanski-Krimi „Zahn um Zahn“, um nur einige zu nennen. Dabei stehen für ihn Spitzen-Stuntleute sozusagen abrufbereit. Darunter ist Sohn Simon Grzesczak, der mit seinen 22 Jahren bereits reichhaltige Stunt-Erfahrung hat. „Ich wusste schon früh, dass ich in die Fußstapfen des Vaters treten will“, berichtet er.
Wo Stars heimlich Reiten lernen
Was später im Kino oder im Fernsehen zu sehen ist, wird oft im heimischen Garten in
Blankenfelde geübt. Dafür stehen eine eigene Trainingshalle und der reizvoll mediterrane Garten zur Verfügung.
Drehscheibe für Actionszenen in Film und Fernsehen ist Blankenfelde-Mahlow noch aus einem
anderen Grund: Gerd Grzesczak gibt in Jühnsdorf Reitunterricht für bekannte Schauspieler, damit die im Film gut aussehen können. Dazu gehören Alexander Fehling, Moritz Bleibtreu,
Joachim Król, Julien Boisselier, Sven Pippig, Volker Bruch, Mina Tander und Julia Jäger. Ganz aktuell ist Gedeon Burkhard, vielen bekannt aus „Kommissar Rex“, in Jühnsdorf beim Üben auf dem Pferd zu erleben.
„Die Schauspieler schätzen sehr die Abgeschiedenheit ohne Medienrummel. Viele wohnen während der Reitausbildung bei uns in Blankenfelde“, so Gerd Grzesczak.
Viel zum Wohlfühlen tragen sicher der italienische Charme von Ehefrau Antonella Mantica-
Grzesczak und die herrlichen italienischen Gerichte bei, die es so authentisch
kaum irgendwo in der Gegend geben dürfte.
Infos:
www.stuntcoop.de Tel. 0 33 79/20 68 06 | |||||||||||||
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