Stand September 2012
Barbusige Mädchen am Bahnhof!
Bequem reisen sieht anders aus: Weil der DDR der Schienenbus zu teuer im Unterhalt war, spannte sie für Deutschlands kürzeste Bahnstrecke von Blankenfelde nach Mahlow, die sogar im offiziellen Kursbuch der Deutschen Reichsbahn verzeichnet war, eine antike Rangierlok vor die Triebwagen. Heute kann man das sonderbare Gespann mit dem „Blauen Bock“ in Dahlewitz im Miniformat bewundern.  
Es findet sich im Vorgarten von Dag Plöse in der Stubenrauchstraße 36. Der 46-Jährige ist gewohnt, dass man sich über ihn wundert, schon seines Vornamens wegen: „Meine Mutter war ein großer Fan der Romane des Heimatschriftstellers Ludwig Ganghofer. Dort heißt einer der Helden Dag, also benannte sie mich so, meine Schwester bekam Dagmar als Vornamen“, schmunzelt der hauptberuf-liche Hausmeister in einem Hotel.    
Attraktion für die Region
Er hat vor seinem Eigenheim eine riesige bunte Eisenbahnlandschaft aufgebaut. Am Zaun hängen Informationstafeln, wie man sie sonst aus Museen kennt. Darauf hat er die Eisenbahngeschichte von Dahlewitz, Blankenfelde und Mahlow beschrieben. Schalter am Zaun machen „Plöses Gartenbahn“ zu einem Mitmach-Museum, das gerne bedient werden kann, selbst wenn der Hausherr und Ehefrau Anke Plöse gerade mal nicht zu Hause sind.
Auf die Idee mit der Garteneisenbahn kam Tüftler Plöse durch seinen Sohn Danny. „Wie Eltern so sind, erfüllt man sich am Nachwuchs Kindheitsträume. Also bekam mein Sohn mit fünf Jahren zu Weihnachten eine elektrische Eisenbahn.“ Irgendwann wurde das Kinderzimmer dafür zu klein. Da kam die Idee auf, sie doch ins Freie zu verfrachten.
„So eine Eisenbahn hat den großen Vorteil, dass sie niemanden stört. Ich hatte mich schon mit Modellflugzeugen beschäftigt. Da musste man immer irgendwo aufs Feld, um sie fliegen zu lassen und die Leute beschwerten sich über den Lärm!“  
Noch ein Geheimtipp
Die ungewöhnliche Attraktion der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow ist momentan noch ein Geheimtipp. Dabei erstreckt sie sich auf der Riesenfläche von 30 Quadratmeter. „Grundlage ist die historische Gutsbahn von Dahlewitz. Ich habe aber viele Details aus meiner Fantasie eingebracht, die keinen historischen Anspruch erheben.“
Da gibt es erfreuliches und weniger erfreuliches. So erlebt man Mahlow noch vor der Wende, mit grimmigen Grenzposten. Dagegen strahlt „Schwester Agnes Kraus“ auf ihrer Schwalbe die gewohnte Freundlichkeit aus. Sie sprang aus dem DDR-Kult-Spielfilm „Schwester Agnes“ von 1975 in die Gartenbahn.  
Barbusige Schönheit
Man erlebt Eisenbahnzüge verschiedener Generationen, die durch die Landschaft fahren, sogar mit echtem Dampflokgeräusch. Sie bleiben brav am Bahnhof stehen oder rangieren aufs Abstellgleis. Wer genau hinsieht, der kann Pikantes erkennen: So zeigt sich ein attraktives Model fast hüllenlos einem Maler und damit dem Publikum. Auf dessen Bild darf man echt gespannt sein!
Dag Plöse legt großen Wert auf Überraschungen. Was ist echt, was ist Illusion? „Ich habe das meiste selbst gebaut. Straßenlaternen entstanden beispielsweise aus Tischtennisbällen. Wenige Bestandteile habe ich gekauft, manches geschenkt bekommen. Doch es gibt Elemente die ‚echt‘ sind, etwa Pflanzen und Bäume, man muss nur genau hinsehen“, schmunzelt der Dahlewitzer.  
Besuch vom Kamera-Team
Mittlerweile kommen dank ihm immer öfter Journalisten und Kameraleute in die Gemeinde. So stieß der RBB auf das Thema. „Die haben vier Stunden lang aus allen Perspektiven gefilmt. Der Bericht war dann bei ‚Zibb’ zu sehen.“
Für sein ungewöhnliches Mitmach-Museum, das ständig erweitert wird, betreibt der Dahlewitzer einen riesigen Aufwand. „Ich habe dafür bereits mehrere Urlaube geopfert und über tausend Arbeitsstunden aufgewendet!“ Dennoch ist kein Halten, nach der Kirche von Dahlewitz soll nun als nächstes Projekt der Wasserturm für noch mehr heimatliches Flair sorgen.
Thomas für die Kleinen
Natürlich ist der Besuch des privaten Mitmach-Museums kostenlos. Die Spendenbüchse am Zaun kann man bedienen oder nicht. „Die Anlage kostet relativ viel Strom, deshalb freue ich mich natürlich, wenn der eine oder andere Spaziergänger einen kleinen Zuschuss gibt“, schmunzelt Plöse. Für kleine Besucher hält er eine ganz besondere Attraktion vor: „Die freuen sich immer ganz toll über Thomas, die kleine Lokomotive.“
Infos:
Dag Plöse
Stubenrauchstraße 36
15827 Dahlewitz
Tel. 03 37 08/3 00 49
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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