Käfigkampf bekannt, ist die absolut
härteste Kampfsportart und
in Deutschland wegen der
großen Brutalität und Gefährlichkeit
verboten.
Denn dabei gibt es kaum
Regeln. Außer Augen ausstechen und
Beißen ist so ziemlich alles erlaubt. Immer
wieder kommt es vor, dass Kämpfer
schwer verletzt werden, im Rollstuhl
landen oder ihre Mutproben im Ring mit
dem Leben büßen. In Deutschland gibt es
nur wenige, die Erfahrung mit diesem
Kampfsport haben. Einer
davon ist in Blankenfelde zu Hause. Die
Adresse von Petar Bojetz befindet sich in
einer ziemlich neu aussehenden
Reihenhaussiedlung am Rande der
Gemeinde. Liebevoll gepflegte Mini-
Vorgärten, kaum Platz das Auto
abzustellen, kennzeichnen dieses Gebiet.
Mini-Auto für Kraftprotz
Bei der gesuchten Hausnummer sieht
nichts protzig aus, ganz im Gegenteil.
Unterm Carport steht ein Mini-
Kleinwagen, in den sich nicht
unbedingt jeder zwängen möchte. Soll dies
das standesgemäße Gefährt für den sicher
kampfstärksten Blankenfelder sein?
An der Haustür steht ein ganz anderer
Name. Doch bevor es zu Grübeln und
Nachprüfen der Adresse kommt, wird
bereits geöffnet. Der Gastgeber ist alles
andere als ein plumper Muskelprotz. Der
optische Eindruck bestätigt sich, denn der
1,88 Meter große und 136 Kilo schwere
„Russische König des Wrestling“ stellt sich
als überaus sympathischer, freundlicher
und intelligenter Gesprächspartner heraus.
Allein mit Baby
Sein großes Hobby ist wirklich der harte
Kampf, das verschweigt er nicht. Doch
seine eigentliche Aufgabe sieht er in einer
für einen Mann und schon gar für einen
Kampf-Star ungewöhnlichen Aufgabe: Er
geht voll darin auf, als alleinerziehender
Vater ganz für seine mittlerweile 14-
jährige Tochter Angélique da zu sein. „Als
sie noch ein Baby war, hat sich meine
damalige Frau in einen Amerikaner
verliebt, ist Hals über Kopf in die Staaten
gegangen und hat mich mit dem Kind
allein gelassen“, erinnert sich Petar
Bojetz. „Sie war Polizistin und zur
Bewachung der US-Botschaft abgestellt.
Da hat es wohl zwischen ihr und ihrem
amerikanischen Kollegen gefunkt.“ So
blieb dem harten Kämpfer nichts als über
Nacht zu lernen, wie man Windeln
wechselt, Babynahrung zubereitet und
immer zur Stelle zu sein, wenn es die
üblichen Kleinkind-Beschwerden gab. „Ich
möchte diese Erfahrung niemals mehr
missen“, ist er heute stolz auf diese
Wendung in seinem Leben.
WM-Silber
Dabei war er wenige Monate vorher mit
gerade mal 23 Jahren auf dem absoluten
Höhepunkt seiner Kämpfer-Karriere: „Ich
wurde 1998 Vizeweltmeister im Absolute
Fighting!“ Doch ein Kampf mit einem
tödlichen Ausgang veränderte sein Leben:
„Ich war dabei, als in Kiew ein Amerikaner
im Ring an Hirnblutung gestorben ist. Das
war sehr gruselig. Ich hatte vorher öfter
gegen ihn gekämpft und gewonnen, ich
kannte ihn persönlich. Bei meinem
Finalkampf 1998 hatte ich selbst ein
Blackout und kam im Würgegriff des
Gegners wieder zum Bewusstsein. Ich habe
von 1993 bis 1998 über 180 Kämpfe hinter
mich gebracht. Doch nach diesen
Erlebnissen war für mich Schluss. Ich
wollte keinesfalls riskieren, dass meiner
Tochter nach der Mutter auch noch der
Vater verloren geht!“
Ringbrecher
Also wurde Bojetz wieder Wrestler, der
mit seinen Veranstaltungen tausende von
Fans begeistert. So tritt er mit Partner
Pascal Spalter als das Duo „Die
Ringbrecher“ in Berlin jeden ersten
Samstag im Monat im Zirkuszelt „Shake“
am Ostbahnhof auf. „Wir sind
immer ausverkauft“, freut er sich.
Verliebt in Ostberlin
Der Blankenfelder kann auf
eine mehr als ungewöhnliche Biografie
zurückblicken. Er wurde am 31. Januar
1975 in Moskau geboren, weil sich seine
belgisch-stämmige Mutter Maria van
Gestel bei einem Ausflug nach Ostberlin
spontan in einen dort stationierten
russischen Offizier verknallt hatte. „Mein
Vater war Militärausbilder und wollte, dass
ich Kampfsport mache. So
habe ich mit fünf Jahren mit Ringen
angefangen“, blickt Petar Bojetz auf die
Anfänge seiner Karriere zurück. Das war
allerdings bereits in Westberlin: „Meine
Eltern haben sich nach kurzer Ehe getrennt.
Ich wohnte dann mit meiner Mutter in
Tempelhof.“ Die sportlichen Erfolge
konnten sich schnell sehen lassen: „Ich
wurde Berliner Meister, brachte es sogar
bis zum Deutschen Meister im Ringen.“
Per Zufall war er in Berlin auf eine
Kampfsportschule mit einem
ungewöhnlich breiten Spektrum gestoßen.
„Dort konnte man alles vom Kickboxen bis
zum Anti-Terror-Kampf lernen. Das hat
mich fasziniert.“
Bodyguard für Stars
Nach dem Abitur wurde er deshalb
hauptberuflich Personenschützer: „Ich
kümmere mich um Manager, manchmal
um Stars. So hatte ich zeitweise Jeanette
Biedermann unter meinen Fittichen.“
Sportlich machte er Wrestling und dann
Ultimate Fight.
Dabei ist Petar Bojetz alles andere als ein
Schläger-Typ. Sein eigentlicher Traum ist
seit Kindheitstagen eine
Schauspielerkarriere mit komischen Rollen
im Film.
Lustiger Typ
„Ich war in der Schule immer der lustige
Typ und konnte schnell Texte lernen. Um
Harter Kämpfer mit weichem Herz
|
meinem Traum nahe zu kommen, nahm
ich Gesangsunterricht und besuchte von
1991 an drei Jahre lang eine private
Schauspielschule, die ich von meinen
Preisgeldern bezahlte.“
Trotz dieser Bemühungen, bekannt wurde
Bojetz erst mal durch den Kampfsport.
Dort ist er mittlerweile so „berühmt“,
dass er 2009 nach Blankenfelde
„flüchtete“, um mal unbemerkt durch die
Straßen gehen zu können. Nun hat das
Fernsehen den Wrestling-Star für sich
entdeckt. Seit 2010 kommt der
sympathische zartbesaitete Kraftprotz
seinem Kindheistraum stetig näher.
Mittlerweile ist er jeden Monat etwa eine
Woche lang nur mit Dreharbeiten
beschäftigt und inzwischen sogar auf dem
Weg auf die große Kino-Leinwand: „Ich
bin gerade in Verhandlungen für einen
Spielfilm“, macht er neugierig.
Probleme mit Frauen
Als persönlichen Lieblingsstar nennt er
Kevin James mit seinen Auftritten in der
Comedy-Serie „King of Queens“. Er
gesteht: „Ich liebe Humor und Auftritte
mit lustigen Typen und Kindsköpfen.“
Trotz des großen Erfolgs in der
Öffentlichkeit hat der „Arnold
Schwarzenegger von Blankenfelde“
wenig Glück im Privatleben. Der
Kraftprotz, der von sich sagt, „ich liebe
meine Tochter über alles im Leben“, hat
mehrere gescheiterte Ehen hinter sich.
Gerade hat ihm seine letzte Freundin adé
gesagt. „Sie war Stewardess und wie ich
viel unterwegs, so dass wir uns nur selten
sehen konnten. Nach drei Jahren hatte sie
davon genug!“
Über Nacht Jugendidol
Dafür ist Petar Bojetz sogar
dabei, Jugendidol zu werden. So hat ihm
die Teeny-Zeitschrift „Bravo“ einen
großen Artikel gewidmet. „Meine
Tochter, die in Rangsdorf aufs
Gymnasium geht, war völlig begeistert.“
Mit seiner Berufstätigkeit als
Personenschützer, den Tätigkeiten als
Wrestling-Star und angehender
Schauspieler sowie als alleinerziehender
Vater und Hausmann sollte Petar Bojetz
eigentlich ausgelastet sein.
Vielfach engagiert
Doch nebenbei engagiert er sich für
Wohltätigkeits veranstaltungen, „für die
ich in Blankenfelde allerdings bisher
keinen Platz gefunden habe“, und nimmt
rege am Gemeindeleben teil.
Dazu gehört die Mitgliedschaft im
Baseball-Verein „Mahlow Eagles“ und in
der Freiwilligen Feuerwehr.
Dort kennen ihn die meisten nicht als
Petar Bojetz sondern als Peter Geuenich,
wie es an der Haustür steht. „Das ist mein
richtiger Name durch meinen Stiefvater.
Bojetz ist der Name meines leiblichen
Vaters, den ich als Künstlername führe.
Damit trete ich als Berliner Wrestler mit
russischem Hintergrund auf, was mich
von anderen deutlich abhebt“, klärt er das
Namens-Wirrwarr. Sehr tief gehen bei
ihm die russischen Wurzeln allerdings
nicht: „Ich habe noch mit der
Verwandtschaft Kontakt, aber die
Mentalität mit der großen Trinkfreude
liegt mir ebensowenig wie die
undemokratische Herrschaft von
Wladimir Putin.“
Dennoch hängt er gerne mal die russische
Fahne auf, ganz so, wie es der
Österreicher Arnold Schwarzenegger mit
der amerikanischen machte. Allerdings,
im Gegensatz zu diesem hat Bojetz
keinerlei politische Ambitionen!
Infos:
Tel. 01 63/7 75 88 87