„Bei uns sind Kleintierzüchter aus der
ganzen Region organisiert“, verblüfft der
Zuchtwart. So kommt es, dass der Verein
zum runden 50. Jubiläum nach dem
langjährigen Vorsitzenden Manfred Claus
nun mit Joachim Simon einen „Chef“ aus
dem relativ weit entfernten Schulzendorf
bei Zeuthen hat: „Alle
Kleintierzüchtervereine leiden darunter,
dass sich die Jugend für dieses Hobby zu
wenig interessiert. Deshalb lösen sich viele
auf. Die wenigen Mitglieder, die übrig
bleiben, finden dann bei uns in
Blankenfelde-Mahlow ein
Sammelbecken.“
Rundes Jubiläum
So kommt es, dass sich gerade im 50. Jahr
des Bestehens 50 stolze Mitglieder finden,
sozusagen einer für jedes Jahr. „Leider
liegt der Altersdurchschnitt bei uns etwas
höher“, schmunzelt Vorstandsmitglied
Steinau, der sich mit seinen 69 Jahren trotz
des Namens keineswegs „steinalt“ fühlen
muss. Unter den etwa 1000 Tieren der
Vereinsmitglieder machen Kaninchen und
Häschen das Gros aus. Es gibt außerdem
Fans von Wassergeflügel, Hühnern,
Tauben und Exoten wie Sittichen.
„Ursprünglich ging es darum, frisches
Fleisch für den eigenen Haushalt zu
erzeugen. Das war in der Nachkriegszeit
sehr wichtig“, blickt der pensionierte Ex-
Bänker aus Westberlin zurück. Ihn hatte es
mit der Rente „ins Grüne“ nach Mahlow
gezogen.
Lukrative Zucht
Obwohl aus dem Westen stammend, weiß
er, dass sich insbesondere in der DDR die
Kleintierzucht gelohnt hat: „Man bekam an
den Abgabestellen relativ viel für Fleisch
und Pelz der Tiere. Man konnte es dann
günstiger kaufen, als man es selbst verkauft
hatte.“ Nachdem dieser absurde Anreiz mit
der Wende verloren ging, wurde die Zucht
der Tiere für viele unattraktiv. „Heute geht
es vor allem um die Schönheit“, so Steinau.
Preisgekrönt
Werner Steinau hat sich auf „Kleinwidder
schwarz-weiß“ konzentriert und ist sehr
erfolgreich: „Ich wurde mit meinen Tieren
acht Mal Landesmeister und konnte 2013
sogar den Titel als Deutscher Meister
gewinnen.“ Ganz besonders stolz ist er auf
die Kunststücke, mit denen seine Tiere die
Kinder in der Astrid-Lindgren-Schule
faszinieren. Dort hat sich rund um die
Kaninchen ein Arbeitskreis unter Leitung
von Lehrerin Monika Wienecke gebildet.
Höhepunkt ist, wenn die puscheligen Nager
zirkusreif über Hindernisse springen oder
Wägelchen ziehen.
Hahn als Ruhestörung?
Trotz dieser Zuwendung zur Jugend hat der
Verein, sehr zum Bedauern von Ex-Bänker
Werner Steinau, dadurch keine neuen
Mitglieder gewonnen. „Den Kindern von
heute fehlt der Antrieb wie wir ihn hatten.
Ich bin in Ostpreußen auf einem Hof
aufgewachsen, kam dann über Hamburg
nach Berlin und konnte in dieser Zeit
niemals Tiere halten. Das habe ich als
Rentner nachgeholt. Zudem fehlt bei den
Familien heute oft der Platz, um Ställe
aufzustellen. Mit der Hühnerzucht, die
ebenfalls zu den Aufgaben bei uns gehört,
ist es noch schwieriger. Dazu braucht man
logischerweise einen Hahn, der mitunter
eben kräht. Viele Mitglieder hatten deshalb
so massive Probleme mit den Nachbarn,
selbst in früher landwirtschaftlich
geprägten Gegenden, dass sie ihr Hobby
aufgeben mussten“, schildert Steinau, wie
die Zeit gegen die Kleintierzüchter arbeitet.
„Die Leute geben viel Geld auf Märkten
für ‚Bio-Eier aus der Region’ aus, aber in
der Nachbarschaft dulden sie keine
Hühner“, weist Steinau auf die Absurdität
unserer Zeit hin. Jedenfalls freut sich der
Verein, das 50. Jubiläum mit 50 Mitglieder
feiern zu können. Ob es zum 100. Jahrestag
dann 100 Kleintierzüchter sein werden?
„Bestenfalls, wenn die aus ganz
Brandenburg sich bei uns organisieren“,
sind Vereinsvorsitzender Joachim Simon
und Zuchtwart Steinau skeptisch.
Infos:
Tel. 03 37 62/4 13 34
www.kleintierzuechterverein-d724.de
Heimliche Häschen-Hauptstadt |
Stand August 2014