Thomas Schulze, der vielen als „Piano
Schulze“ bekannt ist, verdingte sich
ausgerechnet als Friedhofsarbeiter, weil ihn
Boogie Woogie, die Jazz-Form, die einfach
nur gute Laune machen will, nicht mehr
losließ. Der Musiker, der sich an Größen
wie John Mayall und Alexis Corner
orientiert, war sich bereits im zarten Alter
von 13 Jahren sicher, dass er Musiker
werden wollte.
Anfänge in der Alten Aula
„Damals hatte ich mit Schulfreunden eine
Rockband. Wir spielten eigene
Kompositionen und die gängigen Hits.
Geübt wurde im Keller der Alten Aula“,
erinnert sich Thomas Schulze an diese Zeit
zurück. Damals spielte er Gitarre, was er
sich im Selbststudium beigebracht
hatte. Da die Eltern weniger von seinem
Talent überzeugt waren als er selbst, ging
es erst mal in die Lehre zum „Facharbeiter
für Mikroelektronik“ nach Frankfurt/Oder.
„Während dieser Zeit ergriff ich die
Gelegenheit, abends in die Musikschule zu
gehen und konnte dort Saxofon lernen“,
schmunzelt er. Wieder zurück in Berlin
ging Thomas Schulze tagsüber auf dem
Friedhof arbeiten um Zeit für Auftritte zu
haben und um Musiktheorie zu studieren.
Dann entdeckte er das Klavier für sich,
„denn damit geht Boogie Woogie am
besten ab.“
Weltweit gefragt
Heute ist der Blankenfelder vielfach
gefragt. Er hatte Auftritte in Ländern wie
England, Frankreich und der Schweiz. „Als
Vorgruppe für ‚Mr. Acker Bilk’ konnten
wir in Cuxhafen vor 1 500 Leuten spielen“,
erinnert er sich. Unter „wir“ versteht
„Piano Schulze“ sich und seinen engen
Freund, den Schlagzeuger Dirk Höseler,
mit dem er seit fast 20 Jahren
zusammenarbeitet. Diese hohe Ehre wird
ansonsten kaum jemand zuteil, denn zum
„Konzept“ des eigenwilligen Jazzers
gehört, ständig die Begleitmusiker zu
wechseln: „Ich versuche, die besten Leute
ranzukriegen“, nennt er seinen Ansatz.
Einzigartige Improvisation
Vom reinen Boogie Woogie ist „Piano
Schulze“ längst abgekommen. Seine Musik
besticht durch die Vermischung
verschiedener Stile. Seine Handschrift
zeigt sich in der Kombination von Blues,
Boogie Woogie, Ragtime, Stride
Piano und Funky Jazz, „mit einem tiefen
Bluesfeeling“, so seine Beschreibung.
„Stride Piano geht auf Ragtime zurück, ist
im Gegensatz zu diesem allerdings nicht
komponiert sondern improvisiert. Es gibt
heutzutage nicht allzu viele Pianisten, die
diesen Stil beherrschen“, macht der
Blankenfelder auf seine Besonderheit
aufmerksam. Er tritt meist zweimal die
Woche auf, was für viele seiner Musiker-
Kollegen ein Traum wäre. Dabei hat er die
alte Heimat immer im Auge. So gehört das
Pfingstkonzert im „Dorfkrug“ in Glasow
bei ihm zur festen Tradition.
Unendliches Programm
Mittlerweile hat sich soviel Musik in
seinem Kopf angesammelt, dass „Piano
Schulze“ davon spricht, ein „unendliches
Programm“ zu haben. Wer ihn nicht live
erleben kann, tröstet sich mit seinen vier
CDs und einer Konzert-DVD. Sein Sohn
David Schulze, 28 Jahre alt, hat die
musikalische Ader des Vaters geerbt.
Allerdings hat er als Schlagzeuger in einer
Heavy Metal Band eine etwas andere
Musikrichtung ausgewählt. Doch „Piano
Schulze“ meckert nicht, er weiß, wie
wichtig es ist, „dass man in der Musik
seine eigene Identität findet“.
Info:
Tel. 01 60/9 68 27 54
www.piano-schulze.de
Vom Reich der Toten auf die Bühne |
Stand August 2014