War Eva wirklich die erste Frau in der Menschheitsgeschichte? Eine
Blankenfelderin zweifelt
erheblich daran. Sie stieß auf Texte, die Eva wenig gefreut hätten, denn darin ist sie zur Nummer 2
degradiert, was nun mal wirklich keiner Frau Spaß macht.
Demzufolge hatte sich Adam über seine Lilith so lange bei Gott beschwert, bis dieser nachgab und seinen
„ersten Mann vor Ort“ in den Genuss von Eva kommen ließ. „Das wurde dann aber aus dem ‚offiziellen‘ Teil
des Alten Testaments herausgelassen. Was aus Lilith wurde, liegt im Dunkeln. War
sie die Schlange, die
Eva verführte? Oder ist sie die erste Untote der Menschheit? Darüber gibt es wiederum Spekulationen“, gibt
Petra Schwarz-Gerlach Einblick in ihre Erkenntnisse. Während andere sich mit dem Leben nach dem Tod
beschäftigen, gilt ihre Faszination der Frage, ob Tote weiterleben können. Schließlich gibt es viele
Erzählungen über Untote und blutsaugende Vampire.
Sekretärin als Vampir-Expertin
Besonders Fledermäuse bringt man mit der Unterwelt in Verbindung. Und Vertreter dieser
geheimnisumwitterten fliegenden Säugetiere waren es, die Petra Schwarz-Gerlach dazu brachten, tiefer als
andere ins Dunkel zwischen Leben und Tod eintauchen zu wollen. Das würde man ihr auf den ersten Blick
gar nicht zutrauen, denn viele kennen sie als nette Büro-Mitarbeiterin. Doch gerade dieser Beruf in einer
nüchternen Baufirma brachte sie in die Schattenwelt und machte aus ihr eine
mittlerweile überregional
gefragte Vampir-Expertin. „Anlass war ein Projekt unserer Firma in Dresden. Es ging darum, ein
Schlösschen umzubauen. Doch das wurde erst mal verhindert, weil darin eine seltene
Fledermausart lebte.
Es war die Kleine Hufeisennase, der dann fast die neue Elbbrücke zum Opfer gefallen wäre und die das
Dresdner Elbtal schließlich um den Status als Weltkulturerbe brachte“, erinnert sich Petra Schwarz-Gerlach.
Schmatzende Tote?
Da das Bauprojekt brach lag, hatte sie wenig zu tun und viel zu grübeln. „Ich begann mich, mit
Fledermäusen zu beschäftigen und kam aufs Thema Vampire, das mich nicht mehr losließ“. Sie begann zu
forschen, stieß darauf, dass es vor 300 Jahren in Österreich-Ungarn einen regelrechten Vampirstreit unter
Wissenschaftlern gab, in dem Kaiserin Maria Theresia schließlich das Machtwort sprach. „Ausgangspunkt
waren 1725 Beschwerden von Bewohnern des heute in Serbien liegenden Dorfs
Kisolova über Tote, die in
ihren Gräbern schmatzen. Michael Ranft war der erste Wissenschaftler, der sich vor Ort
damit befasste“,
fand die Blankenfelderin heraus. Tatsächlich sandte die Regentin 1755 sogar ihren Leibarzt Gerard van
Swieten, um Informationen über das „Vampirwesen“ zu bekommen.
Steine im Mund
„Es konnte für die Phänomene immer eine wissenschaftliche Erklärung gefunden werden. Meine
Beschäftigung mit dem Thema ließ mich aber viel über den bei den einfachen Menschen verbreiteten
Aberglauben erfahren“, berichtet Petra Schwarz-Gerlach weiter. „Den Verstorbenen wurden Steine in den
Mund gelegt, das Herz durchstochen und andere Sachen gemacht, um sie an den Sarg
zu binden. Erst
kürzlich fand man bei der Sanierung des Alten Markts in Krakau entsprechende Gräber. Als Geheimtipp
galt, Babys mit Vampirblut gegen die Blutsauger zu impfen. Ich frage mich, wo
die Menschen das
herbekommen wollten.“
Sex im Schloss
Das Thema fesselte Petra Schwarz-Gerlach so sehr, dass daraus ein spontan
niedergeschriebener Roman
entstand. In „Euleborn – verhängnisvolle Neugier“ ziehen neue Bewohner in ein verlassenes Schloss ein,
das Bauprojekt in Dresden stand Pate. Ein neugieriges Mädchen kommt dazu, es findet Gefallen an den
neuen Bewohnern und lässt sich auf Sex ein. Wird sie nun Vampirin? „Das Ende bleibt offen, für weitere
Bücher“, schmunzelt die ungewöhnliche Autorin, die für ihre schriftstellerische Arbeit ihren Mädchennamen
Petra Starosky benutzt. Zu ihrer eigenen Verwunderung ist der ungewöhnliche Stoff heute offenbar ebenso
interessant wie vor knapp 300 Jahren. Im Gegensatz zu anderen Autoren, denen oft
nur bleibt, selbst Geld
in die Hand zu nehmen, um ihre Werke zu veröffentlichen, fand sie in wenigen Wochen einen Verlag und
landete unversehens mit Vampir auf der Leipziger Buchmesse.
Gruseln in Bulgarien
Das beflügelte zu einer Studienreise nach Bulgarien. „Rumänien war mir zu abgedroschen, dort fahren ja
alle Vampir-Fans wegen Dracula hin“, schmunzelt sie. Zielort war Veliko Tarnovo, der Sitz der bulgarischen
Zaren vor der Besetzung der Region durch die Osmanen. Prompt stieß sie auf Reste eines alten Schlosses
und entsprechende Erzählungen. Daraus entstand der 2003 erschienene Roman „Das Dämonenamulett“,
gefolgt von „Wenn die Würfel fallen...“, was seit Ende 2014 verfügbar ist. Der letzte Teil der „Bulgarien-
Trilogie“ ist kurz vor Veröffentlichung, den nächsten „Schauerroman“ hat die frühere Sekretärin bereits in
der Schublade.
Grenze des Schauerns
Mit dem Wohnort in Blankenfelde-Mahlow lebt Petra Schwarz-Gerlach übrigens hart an der Vampir-Grenze:
„Erstaunlicherweise gibt es im Westen keinen Vampirglauben. Ich führe das darauf zurück, dass diese
Mythen an der Schnittstelle zwischen Orient und Okzident durch das
Zusammenkommen von Islam und
Christentum besonders gut entstehen konnten“, erklärt sie das Phänomen. Sie selbst steht übrigens
nüchtern über ihren Romanfiguren: „Ich habe keine kirchliche Bindung und glaube selbst nicht an Untote,
die herum geistern. Natürlich fasziniert am Vampirglauben die Idee, immer weiterleben zu können. Ich
selbst würde das für mich nicht wünschen!“ Jedenfalls hat sie nicht das Problem wie Lilith in der
Bibel. Für Ehemann Michael Gerlach, der bodenständiger Klempner mit eigenem Betrieb ist, steht sie an
erster Stelle und läuft nicht Gefahr, gegen eine heiße „Eva“ umgetauscht zu werden!