Stand Juli 2009
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Wolles doppelte Welt
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Frauen mit Riesen-Brüsten, ein überlebensgroßer „Krieger des Lichts“, daneben farbenfrohe Gemälde, Arbeitsmaterial, eine Bar mit gemütlicher Sitzgruppe, es fällt auf den ersten Blick gar nicht leicht, sich in der „Kunstscheune“ von Zeestow zurechtzufinden.
Doch das Chaos ist kein Spleen des Künstlers Wolfgang Schmidt, sondern eben Ergebnis seiner Schaffenskraft. In der
Kunstscheune spiegeln sich die vielen Seiten von „Wolle“, wie er sich selbst gerne nennt. Er lernte Elektriker im eigenen Spandauer
Betrieb des Vaters, ist autodidaktischer Saxophonspieler, Landwirt und
Pferdefreund, Dichter, Maler, Bildhauer.
Orientalische Reize
Eine schwelgerische, fast orientalische Vielseitigkeit ist da zu spüren. „Die orientalische Kunst mit ihrer Leichtigkeit fasziniert mich tatsächlich. Ich habe deshalb bei mir sogar mal Bauchtanz-Kurse angeboten. Allerdings
wollte die Tanzlehrerin irgendwann nicht mehr kommen.“
Als ob diese Vielfalt nicht genug wäre, träumt der Familienvater von drei Kindern im Alter von vier, zehn und 19 Jahren
schon von neuen Aktivitäten: „Es wäre doch richtig cool, in selbst kreierten Klamotten herumzulaufen.“ Schließlich war Mama Näherin, da muss sich doch was auf Sohnemann übertragen haben!
Zwei Welten
Der 44-Jährige kennt sein Problem: „Ich lebe in zwei Welten und muss aufpassen, dass ich die Bodenhaftung nicht
verliere.“ Das ist besonders deshalb schwer, weil die Kreativität aus Wolle förmlich herausplatzt: „Ich muss Künstler sein. Ich bekomme plötzlich einen Impuls, einen Drang, und dann muss ich malen, modellieren oder
bildhauern.“ Akademische Künstler sind ihm ein Gräuel. „Die Unis verbilden die Menschen doch und verhindern im Endeffekt, dass man sich
so ausdrückt, wie man es empfindet.“
Anstrengende Pferde
Wolfgang Schmidt sieht ein, dass es Ehefrau Ines nicht gerade leicht mit ihm
hat. Letztes Beispiel: Die von der passionierten Pferdefreundin erträumte Reitanlage musste wieder schließen, weil Wolle nach acht Jahren die Arbeit im Stall zu anstrengend fand. „Ich hatte dadurch aber viel Kraft und viele Muskeln bekommen. Das platzte
anschließend aus mir heraus. Ich musste danach einfach in Stein meißeln, was eine harte Arbeit ist.“ Ein Ergebnis dieser für ihn neuen Kunstform war immerhin so überzeugend, dass es nun die Besucher der Havelland-Klinik in Nauen begrüßt.
In den unübersichtlichen Scheunen von „Wolle“ Schmidt stapeln sich Bilder, Skulpturen und andere Kunstgegenstände. Wieviel, das weiß selbst der Künstler nicht. Sein Problem: „Einerseits würde ich gerne verkaufen, aber es fällt es mir so schwer, mich von meinen Arbeiten zu trennen. Am liebsten wäre mir, wenn mich ein Sammler entdecken würden, damit die Sachen zusammen bleiben!“
Spaß an Provokation
Insgeheim freut sich Wolle, bei den Fachleuten allmählich Anerkennung zu erhalten. So scheint ihm die Kunstwelt immer mehr zu „verzeihen“, dass er um Unis einen großen Bogen macht. „Mittlerweile senden mir Hochschulen Praktikanten und die Volkshochschule hat
angefragt, ob ich bereit wäre, in meinen Kreativ-Kursen auch mit Behinderten zu arbeiten. Das macht kaum
jemand imHavelland. Für mich ist das keine Frage, ich freue mich schon darauf.“
In den Bildern, Wolfgang Schmidt möchte nur Motive mit Menschen malen, sind Träume, oftmals erotischer Natur, zu spüren. Doch der Übergang zur Provokation ist fließend, was Wolle augenzwinkernd freut. Wenn es sein muss, greift er durchaus aktiv
ins Geschehen ein: So machte er Schlagzeilen, als er den Landrat mit einem künstlerischen Schiff als Geschenk für Verkehrsminister Reinhold Dellmann überraschte. „Es hieß MS Größenwahn, ich wollte damit gegen den Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals
protestieren.“
Wolle Schmidt geht es darum, dass man in seinen Bildern immer wieder was
entdecken kann. „Am meisten verstehen das komischerweise Kinder und ältere Menschen Den Senioren hilft ihre Lebenserfahrung, in den Kunstwerken etwas
für sich zu sehen.“
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