Brieselang wächst, und das an allen
Ecken und Enden. Mittlerweile leben
weit über 11 000 Bewohner in der
Gemeinde und fast täglich werden es
mehr. Das Schöne: Die Baukräne stehen
überall in den Ortsteilen, sogar im
Gewerbegebiet GVZ.
Dort füllen sich immer mehr Lücken, die
die Quelle-Karstadt-Pleite hinterlassen hat.
Nach einem Internet-Schuhhaus hat sich
nun, sehr zur Freude von Bürgermeister
Wilhelm Garn, eine Spedition
niedergelassen, die für den französischen
Konzern Saint Gobain Baumaterial
transportiert.
Baumaterial für Berlin
Das Weltunternehmen stellt in Brieselang
Putz für die Bauwirtschaft her und hat mit
dem Rigips-Werk ein zweites Bein in der
Havelland-Gemeinde: „Von Brieselang aus
werden Baustellen in und um Berlin mit
Material versorgt“, weist der Bürgermeister
auf die neue Funktion des Gewerbegebiets
als Drehscheibe hin.
Bei solchen Transporten kommt es auf
zeitgenaue Lieferung an, was natürlich für
den Pressevertrieb, der ebenfalls im
Gewerbegebiet ansässig ist, genauso
zutrifft.
Neue Zufahrt
Da trifft es sich sehr schlecht, dass man
bisher nur über die Autobahn zu
Brieselangs empfindlichem Logistik-Herz
kommt. „Wie man weiß, ist die Gefahr von
Unfall und Totalsperrung auf der Autobahn
groß. Deshalb planen wir nun eine zweite
Zufahrt zum Gewerbegebiet. Es wird eine
Anbindung an die Landesstraße nach
Falkensee werden, so dass man damit eine
zusätzliche Zufahrt von Norden
haben wird.“ Dadurch erhofft sich der
Bürgermeister weiteren Aufschwung. Von
den auf 2,9 Millionen Euro veranschlagten
Kosten treffen die Gemeinde 600 000
Euro.
„Erfreulicherweise beteiligen sich die
Firmen auf dem GVZ ebenfalls mit rund
600 000 Euro, weitere 1,7 Millionen hoffen
wir aus Fördermitteln zu erhalten“, rechnet
Wilhelm Garn vor.
Platzmangel in der Kita
Obwohl unter den vielen Beschäftigten
dort nur ein Bruchteil aus Brieselang
kommen dürfte, erhöht sich die
Einwohnerzahl in der Gemeinde
kontinuierlich. Das freut den
Bürgermeister, zeigt es doch, dass er in
seinem Bemühen, Brieselang lebens- und
liebenswert zu entwickeln, erfolgreich ist.
„Gerade Familien mit Kindern ziehen
gerne zu uns ins Grüne“, weiß Wilhelm
Garn. Das ist schön, bringt aber große
Verpflichtungen mit sich. Vor gerade mal
drei Jahren wurde die neue Kita
Birkenwichtel in Betrieb genommen, nun
platzt sie bereits wieder aus allen Nähten.
„Wir werden wohl nicht umhin kommen,
noch eine Kita zu bauen, schließlich sind
wir gesetzlich verpflichtet, die
Kinderbetreuung insbesondere der unter
Dreijährigen sicher zu stellen.“
Auf der Schulbank
Doch was passiert, wenn die Kinderflut
zurück geht? „Natürlich weiß niemand, wie
die Entwicklung in der Zukunft sein wird.
Deshalb werden wir neue Kitas generell so
bauen, dass sie später mal für andere
Zwecke genutzt werden können“, zeigt der
Bürgermeister, dass er immer die Zukunft
im Blick hat.
Wichtig ist ihm, dass möglichst viele bei
Entscheidungen in der Gemeinde mit
wirken. Da sollen die jüngeren Bewohner
keineswegs ausgespart bleiben. Deshalb
wurde ein „Runder Tisch Kinder und
Jugend“ ins Leben gerufen. „Vielleicht
mündet dies in ein Jugendparlament“,
denkt der Bürgermeister bereits an die
Weiterentwicklung. Dass er ein Herz für
den Nachwuchs hat, sieht man an vielen
Stellen in der Gemeinde. Dazu gehört, dass
einmal im Jahr der Bürgermeister in die
Schulen kommt und dort ganz Ohr für
Wünsche und Anregungen ist.
Fromme Bewohner?
Offenbar sind die Brieselanger besonders
fromm. „Während woanders Kirchen leer
stehen und teilweise umgewidmet werden,
sind bei uns gleich zwei im Bau“, verblüfft
Wilhelm Garn. So ist die Neuapostolische
Kirche gerade dabei, auf ihrem Grundstück
in der Karl Marx Straße ein
neues Gemeindezentrum zu bauen. Parallel
dazu hat die evangelische Kirche das
Gotteshaus in Zeestow von Grund auf
saniert. Sogar der Boden wurde
herausgenommen. „Ein Gottesdienst wird
vom ZDF deutschlandweit übertragen,
schließlich soll Zeestow als Ort der
Autobahnkirche überregionale Bedeutung
erlangen“, freut sich Wilhelm Garn über
die Aufwertung des Ortsteils.
Straßenlampe für die Wiese
Wem es in Brieselang aufgrund der
„Verdichtung“ der Grundstücke zu eng
wird, sollte mal einen Abstecher nach
Bredow Luch oder Bredow Ausbau
machen. Diese liegen mitten in der grünen
Wiese. „Da hat man nichts als Natur um
sich“, zeigt sich Wilhelm Garn von den
Kleinoden begeistert. Allerdings müssen
die Bewohner dafür auf manchen Komfort
verzichten.
„Abwasser muss in Gruben gesammelt
werden, Wasser wird aus eigenen Brunnen
bezogen. Glücklicherweise ist unser
Grundwasser sehr sauber“, so Wilhelm
Garn. Strom und Telefon gibt es aber,
ebenso eine Straßenbeleuchtung.
Allerdings erhellt diese nicht immer die
Straße, sondern in Bredow Luch
kurioserweise eine Wiese. „Den Grund für
diese sonderbare Situation konnte mir noch
keiner sagen“, sinniert Wilhelm Garn.
Feuerwehr und Schule
Egal wie nah am Ortskern oder wie weit
entfernt, im Notfall muss die Feuerwehr
überall schnell sein. Darum ist es wichtig,
für die freiwilligen Helfer annehmbare
Bedingungen zu schaffen: „Wir planen
deshalb einen Anbau ans bisherige
Gerätehaus. Darin werden zeitgemäße
Sanitärräume, Platz für die
Jugendfeuerwehr, eine Fahrzeugwaschhalle
und eine Werkstatt entstehen. In diesem
Zusammenhang wird der Paul Mewes
Damm bis Lange Straße saniert und mit
einem Gehweg versehen.
Im Jahr 2014 werden neue Parkplätze in
diesem Bereich angelegt, der
Kreuzungsbereich Karl Marx
Straße/Birkenallee wird neu gestaltet
werden.“Obwohl die Gemeinde
kontinuierlich investiert, bleiben die
Finanzen solide: „Seit meinem Amtsantritt
im Dezember 2003 geben wir jedes Jahr
etwa eine Million Euro für den
Schuldenabbau aus. Mittlerweile hat sich
der Stand unserer Verbindlichkeiten auf
etwa zwölf Millionen reduziert. Neue
Kredite werden generell nicht
aufgenommen!“
Unter diesem Gesichtspunkt ist die
dynamische Entwicklung in Brieselang
natürlich doppelt beachtlich!