gehen.
Dies geschieht ausgerechnet in einem früheren Fabrikgebäude. Dort am Forstweg hat sich, ohne dass es in der kleinen
Gemeinde groß bemerkt wurde, der international bekannte Maler Michael Heckert niedergelassen.
Hier, wo früher das
kleine Theater von Brieselang einlud, „wütet“ der Künstler nun auf großen Flächen mit Pinsel und anderen Werkzeugen.
Sonne satt
Sein Thema ist „die Weiblichkeit“ zu ergründen und in Bilder umzusetzen. Dabei hat er herausgefunden: „In Brieselang
gibt es viele schöne Frauen, die Erotik ausstrahlen!“ Michael Heckert, dessen großformatige Bilder im fünfstelligen
Eurobereich gehandelt werden, kam vom karibischen Haiti nach Brieselang.
„Ich hatte es satt, dass immer die Sonne scheint, dafür aber ständig die Technik nicht geht und das Internet
unterbrochen ist“, erklärt er. Der heute arrivierte Künstler wurde 1950 in Halle an der Saale geboren, ist aber im
westdeutschen Bad Salzuflen aufgewachsen.
Erst mal Lehre
Von der Idee, Künstler zu werden, waren die Eltern weniger begeistert. „Meine Mutter zwang mich, erst mal eine Lehre
als Groß- und Einzelhandelskaufmann zu machen“, blickt Heckert auf seine Jugendjahre zurück. Doch gleich danach
verabschiedete er sich vom schnöden Mammon einer „normalen“ Berufskarriere. „Ich studierte in Braunschweig von
1976 bis 1982 Malerei. Anschließend ließ ich mich in Köln als freier Maler nieder. Ich schloss mich damals den ‚Jungen
Wilden’ an.“ Heckert gilt als angesagter Vertreter des „abstrakten Expressionismus“. Realistisch will er keinesfalls
malen. Er sagt von sich: „Meine Bilder bauen imaginäre Paradiese auf.“
Dynamik der Erotik
Dabei war es von Anfang an die „Dynamik der Erotik“, was ihn persönlich und in der Kunst interessierte. Sex wird in
seinen Bildern oft abstrakt, fließend, aber niemals vordergründig obszön interpretiert. Das scheint Kunst und Körper zu
beflügeln. Jedenfalls würde man kaum denken, einen 65-Jährigen vor sich zu haben, wenn man Michael Heckert
durchs riesige Atelier flitzen sieht!
Diplomentenpass
Dabei hatte der Neu-Brieselanger in der Karibik einen sehr situierten Status: „Ich hatte dort einen Diplomatenpass, der
mir viele Privilegien verschaffte“, so Michael Heckert. Diesen verdankt er Susanne Wahl. Diese war für ihn die erste
Wahl, als er im Internet auf sie aufmerksam wurde. Seit 2007 ist das Paar
verheiratet. „Sie ist die längste Beziehung,
die ich jemals hatte“, wundert sich Michael Heckert selbst ein wenig. Susanne Wahl, die aus Schwaben
stammt, ist
Mitarbeiterin der Deutschen Entwicklungshilfe. Deshalb kam das Paar nach Haiti. „Wir waren ausgerechnet in der Zeit
da, als das große Erdbeben die Insel verwüstete. Wir hatten Glück, unser Haus war erdbebensicher gebaut. Die Räume
waren aufgehängt, so dass sie schwingen konnten. Andere Ausländer hatten kein so großes Glück. Viele unserer
Freunde waren unter den 200 000 Opfern“, erinnert sich Heckert an die Katastrophe zurück. Die Ereignisse hatten
tiefen Einfluss auf die Malerei. Wo vorher die Farbigkeit und Sinnlichkeit der
Karibik die Bilder beherrscht hatte, traten
nun vermehrt Schwere und Dunkelheit in die Welt auf der Leinwand. „Die Formate wurde immer kleiner.“
Studienfreund getroffen
Das Paar kehrte 2012 nach dem turnusgemäßen Ablauf des Einsatzes wieder nach Deutschland zurück. „Ich traf
zufällig auf Thomas Schindler, den ich beim Studium kennengelernt hatte. Er wohnt in
Falkensee und machte mich, da
er hier ebenfalls ein Atelier hat, auf die Räume in Brieselang aufmerksam.“ Das Eheleben kommt in Brieselang
allerdings weniger zum Zuge. Susanne Wahl ist wieder im Auslandseinsatz, diesmal
in Algier. Dorthin wollte ihr
Michael Heckert nicht folgen, sondern lieber im Havelland bleiben: „Wir sehen uns dadurch einmal im Monat, die Flüge
sind ja ziemlich teuer.“
Zwei Maler
Damit hat Brieselang nun gleich zwei Maler mit internationaler Ausstrahlung in
der kleinen Gemeinde. Beide Künstler
freuen sich über Atelierbesucher, die ihnen über die Schulter sehen wollen. Kenner in vielen Ländern erfreuen sich an
den Bildern. So kann Michael Heckert darauf verweisen, dass Werke von ihm in der
„Sammlung der Deutschen Bank“
und im international renommierten „Museum Ludwig“ in Köln zu sehen sind. Dies gehört zu den weltweit angesagten
Orten für moderne Kunst. Für seine Bilder hat Michael Heckert für sich eine neue Technik entwickelt. Statt die Motive
auf die riesige Leinwand zu skizzieren, lässt er diese erst mit am Computer bearbeiteten Entwürfen bedrucken, die er
dann je nach Anspruch übermalt oder durchscheinen lässt. Daraus entsteht eine Spannung, die in Bann zieht, selbst
wenn die Erotik erst nach mehreren Blicken zu erkennen ist.
Erotische Weiblichkeit in Brieselang
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