Treffpunkt der Familie ist seit 2000 ein
schmuckes Haus am Dämeritzsee. „Wir
hatten immer darauf geachtet, dass wir an
möglichst gleichen Einsatzorten arbeiten
können. Doch je höher es hinauf geht auf
der Karriereleiter, um so schwieriger wird
dies“, schildert Dr. Thomas Prinz.
Botschafterin in Slowenien
Denn nun ist seine Ehefrau Dr. Anna Prinz
meist im über 1000 Kilometer entfernten
Ljubljana anzutreffen, denn sie ist
deutsche Botschafterin in der slowenischen
Hauptstadt. Also gilt es erst mal für Dr.
Thomas Prinz, alleine das Haus zu hüten.
Dabei wird er vom 15-jährigen Sohn Otto
Prinz unterstützt, der Schüler am
Bechstein-Gymnasium in Erkner ist. Seine
Geschwister sind zwischen 14 und 25 Jahre
alt.
„Ich war Einzelkind und habe mir immer
eine große Familie gewünscht“, so Papa
Prinz zu den vielen „Prinzen“.
Steile Karriere
Momentan ist der Erkneraner Referatsleiter
für Außenwirtschaft. Seine Karriere
begann 1990. „Mein erster Chef war Hans-
Dietrich Genscher.“ Gleich nach dem
Studium konnte er als Attaché im
damals in Bonn ansäßigen
Außenamt beginnen. Drei
Jahre später wurde er an die Botschaft nach
Bukarest versetzt. Von 1997 bis 2000 war
er an der deutschen Botschaft im
indonesischen Jakarta für Kultur zuständig.
Zurück in Berlin, begleitete er die
Deutsche EU-Präsidentschaft als
stellvertretender Referatsleiter für
Kommunikation.
Berater für US-Generäle
Sein einschneidenstes Jahr war der Einsatz
im Rahmen des ISAF-Mandats in
Afghanistan als politischer Berater des
amerikanischen Kommandeurs. „Ich war
erst bei Dan K. McNeill, der sich als
äußerst beratungsresistent erwies. Sein
Nachfolger war ab Juni 2008 David D.
McKiernan, der mich gerne in seine
Entscheidungen einbezog.“ Den
gefährlichen Einsatz verdankt Dr. Prinz
seinen Spezialkenntnissen über die
Stammesstruktur in der Region aus
seinem Studium am Heidelberger
Südasien-Institut.
Diplomat lässt tief blicken
Einem breiteren Publikum bekannt ist der
Diplomat aber, weil er den
ungeschriebenen Ehrenkodex seiner Zunft
ohne große Skrupel durchbrach. Obwohl er
weiß, dass in seinem Beruf ein Höchstmaß
an Diskretion erwartet wird, konnte er es
nicht lassen, seine Erlebnisse und
Erfahrungen literarisch zu verwerten. Man
merkt, dass seine ersten Jahre in Rumänien
ihn offenbar sehr beeindruckt haben.
Schließlich war das die Ära des politischen
Umbruchs. Im indonesischen Jakarta
erlebte er dies erneut, als das Regime des
langjährigen Diktators Haji Mohamed
Suharto 1998 zusammenbrach. Diese
Erfahrungen bewogen Dr. Prinz, weiter zur
Feder greifen, nachdem bereits 1998 im
renommierten Econ-Verlag sein erster
Diplomaten-Krimi „Mode Mord und
Models“ erschienen war, der noch in
Deutschland spielte. Es folgten 2000
„Ankunft in Bukarest“ und 2001
„Abschied von Jakarta“, die im
Diplomaten-Milieu spielen.
Historische Krimis
Dann aber muss es im Ministerium, das
mittlerweile in Berlin ansässig war und
vom Grünen-Politiker Joschka
Fischer geführt wurde, ziemlich gebrodelt
haben: „Obwohl meine Romane alle fiktiv
sind, setzte sich bei den Kollegen immer
mehr die Sorge durch, sich in einem meiner
Bücher wiederzufinden“,
beschreibt Dr. Prinz, wie er unter Druck
geriet. Dennoch wollte er mit dem
Fabulieren nicht ganz aufhören und nahm
deshalb das Angebot an, „historische
Krimis“ zu verfassen. So erschienen „Der
Unterhändler der Hanse“ und „Das Silber
der Ostsee“.
Diplomaten-Krimis sorgen für Wirbel |
Stand November 2013
Afghanistan aus erster Hand
Schade nur, dass sich der Autor bisher
nicht entschieden hat, seine Afghanistan-
Erlebnisse in ein Buch münden zu lassen.
Dabei ist seine Einschätzung
hochinteressant: „Leider ist es so, dass sich
im Land nach dem begonnenen Abzug der
ISAF-Mission wenig verbessert hat. Zu
lange hat der Westen auf das korrupte
Karsai-Regime gesetzt und zu spät
erkannt, dass der Krieg militärisch nicht zu
gewinnen ist. Die Taliban hätten in die
Nachkriegsordnung eingebunden werden
müssen, da sie in Teilen des
paschtunischen Südens großen Rückhalt
haben. Das hängt mit der Zeit ihrer
Anfänge als soziale Bewegung gegen
feudale und korrupte Stammesstrukturen
zusammen. Der ISAF-Einsatz wurde
anfänglich von vielen Afghanen als
Befreiung begrüßt. Nach der Eskalation
des Kriegs 2004 bis 2007 und den
zunehmenden zivilen Verlusten ist die
Stimmung gekippt.“
Rauschgiftbarone
„Nun haben wir noch das zusätzliche
Problem, dass sich Afghanistan zum
größten Rauschgiftproduzenten der Welt
entwickelt hat. Aus den Gewinnen
finanzieren sich die Taliban und Warlords.
Die Rauschgiftbarone leben in einem
rechtsfreien Raum. Sie dehnen ihre
narko-kriminellen Strukturen immer mehr
auf das restliche Land aus und
arbeiten mit den alten Kriegsfürsten
zusammen.“
Ein nach wie vor bestehendes Problem
sind die Paschtunen, deren
Hauptsiedlungsgebiet auf beiden
Seiten der afghanisch-pakistanischen
Grenze liegt.
Dadurch erhält der Konflikt zugleich eine
internationale Dimension. Daraus haben
sich die Taliban größtenteils rekrutiert.
„Der Stammeskodex der Paschtunen ist
archaisch. Die seit 2001 aufgebauten
staatlichen Strukturen sind ihnen fremd
geblieben. Ihr Aufstand ist zugleich ein
Kampf gegen die Neuerungen, die der
Westen ins Land gebracht hat. Die
berühmten Mädchenschulen, die immer
wieder als Erfolg der westlichen
Intervention angeführt werden, sind im
paschtunischen Süden weitgehend
geschlossen. Wirtschaftlich tut sich dort
wenig, wenn man vom Opiumanbau
absieht. Anders ist es im tadschikischen
und usbekischen Norden, wo Ansätze
einer wirtschaftlichen Entwicklung
erkennbar sind.“
Ein Jahr in Angst
Die Mission dauerte für den Erkneraner
ein Jahr. Dabei musste er lernen, mit
täglicher Lebensgefahr auszukommen
„Erst bin ich ziemlich blauäugig durch
Kabul gelaufen. Doch nach dem Anschlag
auf ein Hotel im Februar 2008, wo ein nor
wegischer Diplomat getötet wurde, war
klar, dass man jederzeit Ziel sein konnte.
Wir verließen das Camp nur noch, wenn es
unbedingt nötig war und dann mit
gesicherten Konvois.“ Dennoch hatte er
den Tod plastisch vor Augen: „Ich erlebte
einen Anschlag mit, wo ein französischer
Kollege gerade noch Glück hatte. Die
Bombe ging einen Augenblick zu früh
hoch, so dass der Vorderteil des Fahrzeugs
weggerissen wurde, der Fahrgastraum aber
weitgehend intakt blieb.“
Reiselustige Familie
Trotz dieser traumatischen Erlebnisse ist
Dr. Thomas Prinz reisefreudig wie eh und
je. Nach Afghanistan war er am
Generalkonsulat in Shanghai und an den
deutschen Botschaften im australischen
Canberra und in Tokio tätig. Im
heimischen Erkner holt er bei schönem
Wetter seine schwere BMW Adventure
aus dem Schuppen und erkundet die
Region. Der Nachwuchs scheint die
Neugier auf die Welt geerbte zu haben:
„Unsere Kinder Leonhard, 20, und
Charlotte, 18, interessieren sich für
Wirtschaft und internationale
Beziehungen. Mein Sohn ist deshalb
gerade zum Studium in Südkorea, meine
Tochter in Maastricht und Heinrich, 21,
absolviert eine Pilotenausbildung bei Air
Berlin in Essen“, erzählt Thomas Prinz,
dessen ältester Sohn Rafael, 25, als
Medizinstudent in Brasilien ein Praktikum
absolviert. Ob man von Erkners
vielseitigem Autor bald wieder was Neues
lesen können wird? „Ich habe noch einige
unveröffentlichte Sachen in der
Schublade“, macht der passionierte Orgel-
und Klavierspieler, der Fan von
Krimiautor John le Carré ist, Hoffnungen.
„Diplomatenkrimis wird es keine geben.“
Infos: tomtheprince.de