Grau und weiß sind die allgegenwärtigen Farben im Tagebau von Rüdersdorf. Was tun, um diesem Einerlei an sinnlichen Reizen zu entkommen?
Dirk Heine war zehn Jahre im Kalkabbau, jetzt hat er die „Station“ gewechselt und ist an der Verladung
vom Kalkwerk im Einsatz. Viel Farbe gibt es da nicht zu sehen. Doch nach dem Arbeitstag ändert sich das
Leben des Erkneraners auf einen Schlag. Dann geht es nach Hause, wo er auf allem, was ihm unter die
Finger kommt, farbenfreudige Kunst erschafft.
Bunte Vielfalt
So bunt die Bilder sind, so weit ist das Spektrum der Motive gefasst. Der 46-Jährige malt Haustiere, bizarre
Landschaften, Gebäude, die an den großen Surrealisten Salvador Dali denken lassen, obwohl
„Kunstarbeiter“ Dirk Heine bodenständig figürlich ans Werk geht. Seine „Werkzeuge“ sind ebenso vielfältig
wie seine Motive: Je nach Motiv kommen Bleistift, Acrylfarben oder ganz einfach die Airbrush-Pistole zum
Einsatz. „Zudem male ich wie die alten Meister gerne mit Ölfarben auf Leinwand“, nennt er eine weitere
Leidenschaft. Seinen Arbeitsplatz hat er hingegen im Riesenformat auf Spanplatte gebannt.
Malen statt Fußball
Heine hat nach Fingerübungen in der Jugend vor knapp 20 Jahren seine Leidenschaft für Bilder wieder-
entdeckt. „Die Technik und die Hintergründe habe ich mir selbst beigebracht“, erklärt er. Die Leidenschaft
zum Bild war so groß, dass er dafür sämtliche andere Hobbys aufgab. Sogar seine Amateur-Fußballer-
Karriere opferte er der Malerei. Dieser Drang brachte ihn dazu, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Die Bilder
bestechen durch große Farbflächen und manch schelmische Ideen. Ausgerechnet aus den dezent
gehaltenen Aktbildern sprudelt häufig leichte Ironie hervor.
Fachmann für Erotik
Ob das der Grund für den Erfolg auf diesem Gebiet ist? „Ich habe Anfragen für erotische Bilder aus ganz
Deutschland. Die Modelle kommen manchmal zu mir, öfters senden sie mir Fotos als Vorlage. Immer mehr
beliebt wird, dass sich Paare gemeinsam erotisch in einem Gemälde verewigt sehen möchten“, gibt Dirk
Heine den Blick auf die pikante Seite seines Hobbys frei. „Ein weiterer Schwerpunkt von mir sind Porträts.“
Gerade im Zeitalter der Fotografie und der Bilderflut durch die Vielzahl an Medien scheint eine
Rückbesinnung auf Kunst als Mittel der Unsterblichkeit wieder beliebt zu werden! Dirk Heine kann
mittlerweile auf diverse erfolgreiche Ausstellungen verweisen. Sogar international scheint man sich für den
Bergmann, der weibliche Schönheit nach Erkner holt, zu interessieren.
Grenzen des Erfolgs
„Ich habe eine Anfrage aus Wien bekommen, die ich leider ablehnen musste. Ebenso ging es mir mit einer
Einladung ins Ruhrgebiet. Der Grund ist, dass ich gar nicht soviel Jahresurlaub habe, wie es an Zeit kosten
würde, alles vorzubereiten, vor Ort zu sein und die Bilder wieder zurück zu bringen“, bedauert der
ungewöhnliche Künstler, an die Grenzen seines Erfolgs zu stoßen. Übrigens scheint ihn mit der eher
farblosen Umgebung im Tagebau und in der Zementverladung ab und an sogar eine Sehnsucht zu
verbinden. So kommt es, dass er als Kontrast zu den fröhlich-bunten Bildern Werke in schwarz-weiß
erschafft!