Stand Juni 2009
Von Falkensee nach Sachsenshausen
Die richtige Spürnase muss man haben: Aus einem „kleinen Büchlein“ im Internet wurde eine Ausstellung, die nach der Premiere in Falkensee nun ein internationales Publikum finden wird.
Dadurch rückt Falkensee ins Bewusstsein von vielen Menschen, die von der Stadt vielleicht noch nie gehört haben.
Beim Surfen im Internet war Gabriele Helbig, die Leiterin des Heimatmuseums, auf ein ominöses Buch gestoßen, das von einem Falkenseer stammen sollte.
Der Förderverein des Museums ermöglichte, dass Gabriele Helbig 2005 den kleinen Band für 127 Euro erwarb. Unter dem unverfänglichen Titel „Die 13 von Adebar“ hatte der Falkenseer Hans-Richard Paasch seine Erlebnisse im „Speziallager Sachsenhausen“ während seiner Haftzeit in Gedichten und Zeichnungen verarbeitet.
Erlebnisse für die Söhne
„Er wollte darin diese Zeit für seine Söhne anschaulich machen“, so Gabriele Helbig. Die Sowjets hatten das ehemalige KZ der Nazis als Internierungslager weitergeführt und dort neben ehemaligen Nazis missliebige Personen festgehalten. Das Buch des ehemaligen Wehrmachtsoffiziers war der Anstoß, diese in der DDR tabuisierte Geschichte systematisch aufzuarbeiten. „Es entstand die Idee, nach Falkenseern zu forschen, die in dem heutigen Ortsteil von Oranienburg interniert waren“, blickt Gabriele Helbig zurück. Die unterschiedlichen Lebensläufe zeigen, dass neben NS-Funktionären Menschen aus fadenscheinigen und unnachvollziehbaren Gründen interniert wurden. „Viele wurden, ganz wie in der NS-Zeit, Opfer von Denunziationen“, so die engagierte Museums-Chefin. „Manche wurden einfach festgehalten, ohne Urteil. Diese konnten nicht mal nachträglich rehabilitiert werden, weil es ja keinen Richterspruch gab.“
Rats-Saal war zu klein
Die in Zusammenarbeit mit Fachleuten der Gedenkstätte Sachsenhausen entstandene Ausstellung fand in Falkensee einen enormen Anklang: „Wir hatten, was noch nie passiert ist, die Vernissage vom Museum in den Ratssaal verlegt und selbst der war noch zu klein“, so Gabriele Helbig.
Nach dem großen Interesse in Falkensee wird die Ausstellung in der Gedenkstätte Sachsenhausen zu sehen sein und dort einem internationalen Publikum vorgestellt.
Risse im Museum
Bis 5. Juli sind in der Galerie Arbeiten von Heinz Bert Dreckmann zu sehen. Ihm folgt vom 10. Juli bis 13. September sein Malerkollege Jörg Menge.
Anschließend müssen die Falkenseer für eine ganze Zeit auf ihr ungewöhnliches Museum verzichten: „Wir haben Risse in der Wand festgestellt, die saniert werden müssen. Das kann bei einem 110 Jahre alten Haus durchaus kompliziert werden. Ich hoffe, dass wir zum Museumstag im Mai 2010 wieder öffnen können. Die ‚Schließzeit‘ werden wir nützen, um unsere Dauerausstellung moderner und noch attraktiver zu präsentieren. Die DDR soll als Epoche mehr zum Vorschein kommen“, so Museumsleiterin Gabriele Helbig.
Infos
Heimatmuseum Falkensee
Tel. 0 33 22/2 22 88
Falkenhagener Straße 77
14612 Falkensee
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