Stand Juni 2009
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Radio-Star will Stadt Beine machen
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Die große Welt erschloss sich in der DDR nur an wenigen Stellen. Ein wichtiges
Bindeglied zum „nichtsozialistischen Ausland“ waren die Interhotels. Hier wollte sich die Republik den ausgewählten Gästen aus vielen Ländern von ihren besten Seiten zeigen. Dort bezahlte man in Devisen, fürs Personal sprang also Trinkgeld in begehrten Währungen ab. Wer hier eine Stelle „erobert“ hatte, konnte sich über einen „Sechser“ im Berufslotto freuen.
Alle hätten daran festgehalten, bis auf Thomas Ruppel. Der Halbwüchsige aus Groß Glienicke war vernarrt in Rock-Musik. Von der Versicherungssumme aus einem
unverschuldeten Moped-Unfall kaufte er sich sein erstes Tonbandgerät.
Heiße Hits für die DDR
Statt seine Lehre im Interhotel Potsdam zu absolvieren, wurde aus ihm einer der
angesagtesten Disc-Jockeys der ausgehenden DDR. „Wir waren im ganzen Land mit unserer Musik unterwegs“, erinnert er sich. Statt Menüs für verwöhnte Ausländer zuzubereiten erfreute er die DDR-Jugend mit heißem Rock. Heute will er, mittlerweile 48 Jahre alt, diese Tradition in Falkensee
wieder aufleben lassen und die Bewohner seiner Stadt auf die Beine bringen: „Ich plane, Tanzveranstaltungen mit den Hits von damals für Menschen in meiner Altersklasse zu veranstalten“, so Thomas Ruppel.
Von Radio DDR zur Rockantenne
Nach der Wende hat der Neu-Falkenseer mitgeholfen, den ehemaligen Staatsrundfunk
für die „neuen Ohren“ attraktiv zu machen. Er war Publikumsliebling bei Antenne Brandenburg. „Wir traten die Nachfolge vom Sender Potsdam an, der zu Radio DDR gehörte“, erinnert sich Ruppel. Am 29. Mai 1990 startete Ruppel mit der Sendung „Rockantenne“. Er erinnert sich noch gut: „Als Studiogäste hatte ich ‚Subway to Sally‘ eingeladen, mit denen ich privat befreundet war. Ich hatte an meiner ersten
Sendung eine Woche gefeilt, immer wieder alle Texte überarbeitet, damit es perfekt wird!“ Dabei schrieb Thomas Ruppel sogar ein wenig Rundfunk-Geschichte: „Ich war der erste, der nur CDs in den Sendungen einsetzte!“
Über Nacht Radio-Star
Die Sendung wurde ein so großer Erfolg, dass aus Thomas Ruppel über Nacht ein „Radio-Star“ wurde. Die Programm-Macher wollten deshalb, dass er täglich statt wöchentlich zu hören war: „Das haute mich vom Hocker: Einerseits war das klasse, aber wie sollte ich jeden
Tag eine Sendung perfekt vorbereiten, für die ich zuerst eine Woche gebraucht hatte?“
Bald stellte man fest, dass seine Beliebtheit nicht an Generationengrenzen Halt
machte. So war er zeitweise in der vormittäglichen Sendung „Glückwünsche“ zu hören.
Der beliebte Moderator hatte sogar nachts sein Publikum. Seine Musiksendung von
22 Uhr bis nach Mitternacht war ebenso angesagt wie der „Nachttalk“, wo sich Prominente den Fragen des gelernten Kulturwissenschaftlers stellten.
„Vom verdienten Geld kaufte ich mir einen Show-Truck mit ausklappbarer Bühne. Das sollte mein zweites Standbein werden.“
Liebesglück als DJ
Der Star-Moderator war immer freiberuflich tätig und vergaß sein Hobby, das Plattenauflegen nie. Was ihm zum Glück verhelfen sollte, denn als DJ im noblen Potsdamer „Terrassenrestaurant Minsk“ tanzte ihm die Liebe seines Lebens entgegen. Heute sind Thomas und Violeta Ruppel verheiratet.
Der gute Ruf war bis nach Sachsen-Anhalt vorgedrungen. Sieben Jahre lang
erfreute Ruppel von Halle aus die Hörerschaft, die meiste Zeit mit seiner Morgenshow bei „Radio Brocken“. Er hatte Stars wie Mike Rutherford von den Genesis, Peter Maffay und Hartmut
Engler von Pur oder Falco zu Gast.
Stars und Promis
Daneben war er mit seiner mobilen Bühne auf Top-Veranstaltungen wie der IAA gefragt. „Wir haben Rockshows in Hamburg gemacht und waren für den Hessischen Rundfunk im Einsatz.“ Nun leben der Star-Moderator und seine junge Ehefrau Violeta, die beruflich dem
Management einer internationalen Hotelkette zur Seite steht, in der neuen
Wahlheimat Falkensee.
„Als Kind hätte ich mir nie träumen lassen, hierher zu ziehen. Für uns war es immer ein Gräuel, wenn meine Mutter mit uns mal statt nach Potsdam hierher fuhr. Es gab nur
graue Straßen und keinerlei spannende Schaufenster.“
Das hat sich längst grundlegend geändert und so fühlt sich Radio-Star Thomas Ruppel so wohl im grünen Falkensee, dass er nun daran denkt, an seine Anfänge als Disc-Jockey anzuknüpfen: „Ich möchte in einer regelmäßigen Veranstaltung Leute meiner Generation auf die Beine bringen.“
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