Stand Juni 2011
Krach im Rathaus, Zentrum im Blick
Falkensees Bürgermeister ist selbst kaum zu bremsen, wenn es ums Engagement für seine Stadt und
deren Bürger geht. Doch bei anderen ist ihm zuviel Schnelligkeit nicht immer recht.
So hat sich die Stadt nun einen eigenen „Blitzer-Wagen“ zugelegt. Und zwar ausdrücklich nicht dafür, dass der Bürgermeister mit Blaulicht durch die Straßen fegt, sondern ganz im Gegenteil, um zu dynamische Falkenseer zu stoppen: „Wir haben zwei Jahre mit dem Land um die Erlaubnis gerungen, selbst ein Fahrzeug zur Geschwindigkeitsmessung einsetzen zu dürfen. Es gab lange nur Ablehnung, weil man in Potsdam der Meinung ist, dass sich das nicht rechnet. Für dieses Argument habe ich kein Verständnis, weil es um die Verkehrssicherheit geht. Eine Ampel rechnet sich ja ebenfalls nicht!“, so Heiko Müller.
Gefährliche „Raser“?
Hintergrund des bürgermeisterlichen Engagements waren viele Beschwerden, dass in Tempo-30-Zonen vor Kitas und Schulen zu schnell gefahren würde. „Die Polizei sieht sich hier aber nicht zu verstärkten Kontrollen aufgerufen, weil es keine Unfallschwerpunkte sind. Doch wer möchte verantworten, abzuwarten bis tatsächlich ein Kind schwer verletzt wird?“
Oft sind es in Falkensee aber „natürliche“ Hindernisse, die den Verkehr bremsen. Doch gerade die möchte der Bürgermeister kontinuierlich beseitigen. „Wir haben rund 80 Kilometer Sandstraßen mit Unebenheiten, die den Autos zu schaffen machen. Nach Regengüssen sind diese Wege kaum mehr befahrbar. Wenn jemand auf einen Rollstuhl angewiesen ist und in solchen Straßen wohnt, lebt er praktisch unter Hausarrest, weil sich der Rollstuhl auf diesem Gelände kaum bewegen lässt“, nennt Heiko Müller einen wichtigen Grund für den Ausbau dieser Anliegerstraßen.
Rollis im Stillstand?  
Dafür müssen die Grundstückseigner in Zukunft tiefer in die Tasche greifen. „Wir hatten bisher nur 75 Prozent der Baukosten weitergegeben. Nun gab es ein Gerichtsverfahren, in dem uns auferlegt wurde, dass sie 90 Prozent der Kosten zu bezahlen haben.“
Müller sieht ein, dass das zu existenziellen Problemen führen kann, wo die Straßen kaum befahren sind und die Anlieger sehr große Grundstücke haben, die bekanntlich ein Wahrzeichen der „Gartenstadt Falkensee“ sind. Der Bürgermeister hat nachgedacht und sich eine leicht schlitzohrige, aber sicher hilfreiche Lösung einfallen lassen: „Die Hausbesitzer können sich zusammenschließen und selbst den Ausbau initiieren. Das kann dann günstiger werden, weil private Bauherren im Gegensatz zur Stadt nicht gezwungen sind, DIN-gemäß zu bauen.“
Kant-Schule im Visier
Dass die Anwendung der deutschen Bauvorschriften nicht immer vor Schäden bewahrt, zeigt gerade die Kant-Schule. Ausgerechnet deren neuester Teil muss nun wieder unter die Hacke genommen werden, weil man vor zehn Jahren den Schallschutz etwas stiefmütterlich behandelte.
Die beiden Plattenbau-Flügel aus der DDR-Ära dürfen sich über eine Generalsanierung freuen, die diesen Sommer beginnen soll. Pünktlich zum Frühjahr fertiggeworden sind hingegen die neuen Sport-Außenanlagen.
„Die Kant-Schule hat ja eine sportbetonte Ausrichtung, aber der Sportplatz war in einem schlimmen Zustand.Deshalb haben wir hier schnellen Handlungsbedarf gesehen“, erläutert Heiko Müller diese Reihenfolge.
Die Sanierung erfolgt Block für Block, so dass nur die Schüler der Oberstufe ausweichen müssen. Ihnen wird der Weg ins „Neue Gymnasium“ zugemutet, damit dürften sie als Jugendliche kaum überfordert sein.
Spitzfindige Bahn
Zu Recht mehr als stolz darf der Bürgermeister auf die Entwicklung rund um den Bahnhof sein. Wo früher gammlige Baracken waren, hat man nun von schmucken Bahnsteigen einen schönen Blick ins neue Herz von Falkensee, das bald noch markanter werden dürfte.
„Zunächst soll der Bahnsteig Richtung Berlin endlich ein Glasdach erhalten, damit die Leute nicht mehr Wind und Wetter ausgesetzt sind“, bemerkt Heiko Müller. Damit käme ein „Schwabenstreich“ der Schienenmanager nach langem Tauziehen endlich zu einem guten Ende. „Nachdem wir in vielen Gesprächen Einigkeit über die Überdachung erzielt hatten, die wir als Stadt bezahlen, gab es plötzlich ein KO-Argument: Wir müssen unser Dach versichern lassen. Allerdings fand sich keine Versicherung, die bereit war, ein städtisches Dach auf dem Gelände der Bahn zu versichern“, so Heiko Müller. Nun ist der gordische Knoten bei den Bahn-Chefs dank persönlichem Einsatz des Stadtoberhaupts mit Unterstützung der Bundestagsabgeordneten Angelika Krüger-Leißner zerschlagen. Dafür gibt es jetzt, wenn man schon beim Dächer bauen ist, gleich noch einen Schutz für den Fahrrad-Abstellplatz, damit die Pendler „trockenen Sattels“ nach Hause kommen können.
Dach-Probleme
Noch im Umbau begriffen ist die frühere Post, die ab Herbst 2011 wie geplant als Bürgeramt der Stadtverwaltung Anlaufstelle für alle gängigen Erledigungen sein soll. Für Verzögerung sorgte, dass man beim Bau Schäden am zweiten Dachstuhl erkannte. Dieser musste deswegen unplanmäßig neu aufgebaut werden.
Hinter dem ehemaligen Post-Areal erstreckt sich der neue großflächige Parkplatz. Bisher grenzt er an Gartengrundstücke, doch diese hat jetzt die Stadt erworben. Denn hier soll, anders als bisher geplant, die Zwillingshalle entstehen, die die Stadthalle mit ihrem heute nicht mehr zeitgemäßen „DDR-Charme“ ablösen wird. Damit hat Falkensees neuer Anziehungspunkt gleich bequeme Parkmöglichkeiten vor der Tür.
Holzböcke in Aktion
Die Halle grenzt dann an das Gelände der Europaschule an. Dort begann ein Nebengebäude bauliche Probleme zu zeitigen. „Als wir das Dach untersuchten, erkannten die Fachleute, dass die Balken von Holzböcken zerfressen waren.“ Die Stadt sparte sich das Geld für eine vorübergehende Unterbringung der
Kinder aus einem anderen Gebäude in einem Container, was 700 000 Euro gekostet hätte, legte noch etwas drauf und kam so für zwei Millionen Euro zu einem liebevoll renovierten Haus mit einem zusätzlich nutzbaren Geschoss. Neben der schulischen Verwendung kann sich hier nun das Jugendparlament treffen und es können kleinere Veranstaltungen stattfinden. „Ich mag es nicht, Geld in die Hand zu nehmen, ohne dass ein wirklicher Mehrwert entsteht“, begründet Heiko Müller, warum er sich über diese Variante sehr freut.
Krach im Rathaus
Ein ähnliches Problem war ihm übrigens im eigenen Dienstgebäude entstanden: „Die Mitarbeiter im Rathaus wurden durch ein lautes Krachen erschreckt. Wir gingen dem Problem nach und sahen, dass im Dachstuhl Balken brüchig geworden sind. Weitere wiesen Brandschäden auf“, so Heiko Müller. „Allerdings war niemandem was von einem Brand im Rathaus bekannt.“
Recherchen ergaben, dass nach Kriegsende hier wohl sowjetische Soldaten einquartiert waren. „Die hatten dort offenbar ein Lagerfeuer gemacht“, mutmaßt Heiko Müller nach seinem Ausflug in die Geschichte. Jedenfalls bietet der renovierte Dachboden nun ansprechende Räume für die Verwaltung, die durch einen herrlichen Panoramablick bestechen.
Feuerwehr im Blick
In unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses hat Heiko Müller ein weiteres Problem im Blick.  Nach dem tragischen Unfall, bei dem ein Feuerwehrmann im Schlauchturm stürzte, ist für Heiko Müller nun bei der Feuerwehr „Feuer auf dem Dach“ und endgültig klar, dass die Stadt für die Rettungskräfte ein neues Gebäude braucht, das zukünftig direkt an der Schönwalder Straße liegen soll. „Dafür haben wir aber noch keine Mittel im Haushalt“, nennt er ein Problem, das er aber gerne „schnell wie die Feuerwehr“ lösen möchte.
50 Jahre Stadt Falkensee
Über eines kann sich der Ur-Falkenseer Heiko Müller in jedem Fall freuen. Das runde 50. Jubiläum der Verleihung des Stadtrechts liegt schön eingebettet inmitten seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister. Damit haben die
Geschichtsschreiber dann noch einen weiteren Grund, in zukünftigen Annalen und Chroniken auf den dynamischen Turbo-Bürgermeister zu verweisen, der mit so viel Schwung seine Stadt nach vorne treibt. An das Jubiläum wird auf
vielen Veranstaltungen das ganze Jahr über erinnert. Heiko Müller hat nichts „von oben“ festlegen lassen, sondern setzt hier wie gewohnt auf Bürgerbeteiligung. Damit steht nur fest, dass der Auftakt der Festwochen am 3. September sein wird. Zum Jahrestag der Einheit am 3. Oktober wird im Rahmen einer Festveranstaltung der Bürgerpreis verliehen und die Premiere des neuen Films von Heide Gauert
„50 Jahre Stadtrecht Falkensee“ stattfinden. Was sonst noch passiert, darauf kann man wie immer gespannt sein.
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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