Bewohner von Falkensee wollen sich nicht ausschließlich auf ihre gewählten Vertreter verlassen,
sondern ein Wörtchen mitreden, wenn es um „ihre“ Stadt geht.
Bindende Klammer und Dach vieler Aktivitäten ist die „Agenda 21“. Hier treffen Engagement und
Sachverstand zusammen. So ist Erika Knöppler seit der Gründung 1992 mit dabei und engagiert sich
insbesondere für den Naturschutz.
Pflanzenbörse und Gartenfibel
Ihre „Umweltgruppe“ ist vielen durch die halbjährliche Pflanzenbörse und die informative Gartenfibel
bekannt. „Wir setzen uns außerdem für die ‚Offenen Gärten’ ein und haben den gerade im Entstehen
befindlichen ‚Garten der Vielfalt‘ initiiert“, macht die 68-Jährige aufmerksam. Dieser entsteht auf 8 000
Quadratmetern am Friedhofsgelände an der Veltener Straße. „Hier kann jeder zu einem besonderen Anlass
seinen Baum pflanzen“, so die Idee.
Sonne zu Geld
Ehemann Günther Knöppler hat sein Wissen als Ex-Banker eingebracht, um Sonne zu Geld zu machen.
Fünf Bürgersolaranlagen sorgen für umweltfreundlich erzeugten Strom und füllen kontinuierlich das Konto
der Geldgeber. „Die Anlagen wurden alle installiert, als es noch die hohe Einspeisevergütung gab. Heute ist
Solarstrom nur noch zum Eigengebrauch rentabel.“
Neue Bürger, alte Ideen
Die Agenda hat Arbeitsgruppen für unterschiedliche Bereiche. Viele der Aktivisten bringen ihre „alten“
Erfahrungen aus bisherigen Wohnorten in ihre neue Heimat. So ist es bei Anne von
Fircks, die 2012 nach
Falkensee gezogen ist. Sie erscheint zum Pressegespräch mit Baby und gibt Einblick in die Ideen der
„Interessengemeinschaft Zentrum“, die sich „um einen harten Kern von zehn Aktivisten“ gebildet hat. „Wir
setzen uns für ein attraktives und lebendiges Stadtzentrum ein. Weitere Ziele sind die
Aufwertung des
Gutsparks, eine Belebung der Innenstadt, ein sinnvolles Verkehrskonzept für das Zentrum, Einhaltung der
Sanierungsziele für das Zentrum nördlich der Bahn sowie zentrumsnaher Wohnungsbau. Mit der
Kunstmeile, die seit 2013 parallel zum Stadtfest stattfindet und der Galerie auf
Zeit, die im letzten Jahr zur
Vorweihnachtszeit von der IGZ ins Leben gerufen wurde, konnten gezeigt werden,
dass eine Belebung der
Innenstadt zum Beispiel durch Kunst und Kultur möglich ist.“
Menschen statt Autos?
Das geplante Einkaufszentrum „Seecarré“ sehen sie als Bedrohung für den bisherigen Einzelhandel.
Zudem postuliert Anne von Fircks „Menschen statt Autos“ und meint damit, dass in der Innenstadt von
Falkensee Fahrräder und Fußgänger dominieren sollen.
Stolpersteine
Michael Richter-Kempin hat wie Anne von Fircks Erfahrung als Stadtverordneter.
Er legt Wert auf
Vergangenheitsbewältigung. Er verweist aufs Engagement für Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des
NS-Regimes. Dabei wirken hier Bürger aus Nauen, Brieselang und Falkensee seit 2006 zusammen.
„Mittlerweile wurden 20 Steine verlegt. Entscheidend ist, dass dafür die allgemeine Akzeptanz steigt.“
Thomas Lenkitsch weist daraufhin, dass der Arbeitskreis „Zusammenleben in der Stadt“ ebenfalls viel
aufgedeckt hat: Die Gruppe „hat sich seit Jahren mit den Ereignissen der Stasi befasst und ein Buch zum
Thema heraus gegeben. An einer weiteren Ausgabe wird gearbeitet.“
Der Zeit voraus
Der Zeit voraus ist die Gruppe „Willkommenskultur“ um Kathleen Kunath. Obwohl es noch keinen einzigen
der angekündigten Flüchtlinge im Ort gibt, haben sich bereits über 60 Personen dank dieses Engagements
bereit erklärt, Patenschaften zu übernehmen. „Wichtig ist uns ein positives Klima zu schaffen und Vorurteile
erst gar nicht aufkommen zu lassen. So konnten wir Vereine von den Imkern bis
zum Sportverein für das
Thema gewinnen. Wir engagieren uns für die Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur, damit Asylbewerber
zu Jobs kommen. Wir arbeiten mit der Tafel zusammen, wollen ein Mobilitätsangebot schaffen, indem
Fahrräder zur Verfügung gestellt werden“, nennt Kathleen Kunath einige der Ideen und Aktionen.
Ideen sind willkommen
Momentan gruppiert sich die Agenda um die Arbeitsgruppen Leitbild, Umwelt,
Wirtschaft-Bildung-Energie,
Stadtentwicklung und Verkehr, Zusammenleben in der Stadt und Vorbereitungsgruppe
Stolpersteine. Der
Förderverein unter Vorsitz von Professor Gregor Renner ist die Klammer um die lose
organisierten
Gruppen, die bei bürokratischen Weichenstellungen hilft, sich um Fördergelder und Finanzen kümmert.
Andreas Mallé ist bei der Stadtverwaltung für die Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Agenda-
Arbeitsgruppen zuständig. Da die Arbeitsgruppen selbstständig in einem losen Verbund tätig sind, hängen
die Ergebnisse und Forderungen stark von den beteiligten Bürgern ab. Dass es da Unterschiede gibt, ist
also vorprogrammiert, doch in einem sind sich alle einig: „Wir freuen uns immer über jeden, der Lust hat,
sich zum Wohle der Stadt einzubringen“, so Sybille Hampe, die gerade dabei ist, sich als Nachfolgerin von
Erika Knöppler einzuarbeiten, die nach 14 Jahren Engagement eine Verjüngung an der Spitze der
Umweltgruppe anstrebt.
Bürgerideen für die Stadtentwicklung
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