Gerade als Deutschland 1974 die Fußball-Weltmeisterschaft gewann, erblickte ein Falkenseer das Licht der Welt. Jetzt ist er dabei, Falkensees Fußballer in bisher ungewohnte Höhen zu führen!
Die Rede ist von Heiko Kohl, dem neuen und jungen Vorsitzenden des SV Falkensee-Finkenkrug. Unter seiner kurzen Ägide seit Februar 2005 konnte sich der Traditionsverein mit wechselvoller über 90-jähriger Geschichte in die Oberliga hocharbeiten. Nun also werden die hiesigen Fußballer gegen bekannte Vereine wie den 1. FC Union Berlin, SV Babelsberg 03, BFC Dynamo, und die Amateure von Energie Cottbus oder Hansa Rostock antreten. Damit wird Falkensee plötzlich zum Anziehungspunkt von Fans aus dem gesamten Norden werden. Und das hat Folgen!
„Zwar bekommen wir dann etwa 7 000 Euro pro Jahr an Mitteln aus den Übertragungsrechten fürs Fernsehen. Doch erst mal müssen wir unser Stadion in Finkenkrug für etwa 100 000 Euro umbauen, damit es den Bestimmungen der Oberliga entspricht. So muss der Zaun von bisher 1,60 Meter auf zwei Meter erhöht werden. Wir müssen getrennte Bereiche für heimische Fans und Gäste einrichten. Außerdem benötigen wir entsprechende Umkleide- und Sanitärtrakts. Wir brauchen getrennte Zugänge für Schiedsrichter und Mannschaften. Ein Sicherheitsbereich muss Zuschauer und Spieler trennen. Für die Spiele müssen wir einen Ordnungsdienst vorhalten“, beschreibt der angehende Jurist, wie das Finkenkruger Stadion fast schon zu einer Weltklasse-Arena umgerüstet werden muss, in der dann bis zu 2 500 Fans ihren Mannschaften zujubeln können. Das sind dann fast zehnmal soviel wie bisher im Durchschnitt kamen.
„Unser Verein ist schuldenfrei, so dass wir diese Kosten mit Unterstützung der Stadt, des Kreises und von Sponsoren sowie durch den Einsatz freiwilliger Helfer in den Griff bekommen können. Die Hälfte der Kosten erbringen wir selbst durch Eigenleistung“, ist der Präsident optimistisch. Und wenn es doch mal zu Problemen kommen sollte, dann ist in seiner Person ja für juristischen Sachverstand gesorgt.
Die erfolgreichen Fußball-Amateure haben sich fest vorgenommen, in der neuen Liga erst mal „im Mittelfeld“ zu verbleiben, mit dem Ziel, irgendwann einmal in die höchste Liga für Amateure, die Regionalliga, aufzusteigen. Um das zu schaffen, soll die Mannschaft verstärkt werden. Heiko Kohl spricht von drei bis fünf neuen Spielern, mit denen der Verein in der neuen Saison die Erfolgssträhne fortsetzen soll. Davor steht hartes Training: Drei bis viermal in der Woche gehört für die Spieler der Abend König Fußball, oftmals zum Ärger der Freundin. Und am Wochenende wird gespielt.
Man sieht also, echte Amateure, die neben dem aufreibenden Hobby noch einen ausgefüllten Berufs-Alltag haben, müssen ganz schön ran!
Das gilt für den Trainer nicht weniger. Mit Thomas Grunenberg, hauptberuflich Ausbilder bei der Polizei, konnte der Verein nun einen Coach mit A-Lizenz gewinnen, der schon bei verschiedenen Berliner Vereinen bis in die Regionalliga von sich reden machte.
Geld ist in der Amateurklasse trotz hoher Leistung übrigens kaum zu verdienen: Allenfalls eine Aufwandsentschädigung von maximal 150 Euro im Monat ist erlaubt, so Heiko Kohl.
Die erfolgreichen Fußballer sind „nur“ eine unter vielen Abteilungen des „SV FF“. Insgesamt sind es über 700 Sportbegeisterte beiderlei Geschlechts, die hier in unterschiedlichsten Disziplinen aktiv sind. „Wir legen viel Wert auf die Jugendarbeit und haben insgesamt 17 Nachwuchsmannschaften von den Minis ab vier Jahren bis zur A-Jugend. Damit sind wir in allen Altersbereichen in der Landesliga vertreten“, berichtet „Präsident“ Kohl, der selbst bis zu einem Badeunfall aktiver Fußballer war und nun als Schiedsrichter tätig ist.
Und so kommt es, dass aus Falkensee etliche vielversprechende Jungstars mit guten Profi-Bundesliga-Aussichten kommen. Elias Pech spielt in der B-Jugend von Hertha BSC, Denis
Prychynenko ist bei Energie Cottbus unter Vertrag.
Bereits Profi-Erfahrung konnte Oliver Glöden, zuletzt bei Rot-Weiß Erfurt, in der zweiten Bundesliga sammeln.
Glück für die einen ist Pech für die anderen: So „fehlen die Trainingskapazitäten, für Frauenfußball, obwohl wir hier an eine gute Tradition anknüpfen könnten.
Dabei hätten wir eine ganze Reihe interessierter Falkenseerinnen!“
Renate Kohl allerdings war und wäre nicht darunter: Sie war aktive Handballerin und erlebte Fußball lieber am Radio oder im Fernsehen, so auch die Weltmeisterschaft 1974. „Die erste Halbzeit des Finales verpasste ich leider wegen
Heiko, aber zur zweiten und entscheidenden war ich wieder voll da!“
Infos Tel. 01 73/82 3 37 74
|
|
 |
|