„Weitere Siedlungen wird es nicht geben!“

Falkensee feiert dieses Jahr ganz groß die Verleihung des Stadtrechtes vor vierzig Jahren. Und nun strebt man an, bald den 50000 Bürger zu begrüßen. Was gibt es rückblickend zu bemerken, wie soll es weitergehen? Das wollte Redakteur Andreas Schönstedt von Falkensees Bürgermeister Jürgen Bigalke, 58, verheiratet, zwei Kinder, wissen, der sich unseren Interview-Fragen stellte.

Wo kommt Falkensee aus Ihrer Sicht her?
Jürgen Bigalke: Ach wissen Sie, die Entwicklung von Falkensee hörte mit Kriegsbeginn 1939 fast völlig auf. Das waren damals dieersten Beschränkungen bei der Verwendung von Baumaterial. Aber schon vorher und auch nach dem Krieg musste Falkensee immer hinter Berlin und sogar Nauen zurückstehen. Ein kleines Beispiel: Neuer Wohnraum für Falkensee war zu DDR-Zeiten über Jahrzehnte geplant, doch für die Ausführung mussten wir bis Ende der Achtziger warten. Wir haben 1992 die letzte WBS 70-Platte verbaut!
Wie ging die Entwicklung Falkensees nach der Wende weiter?
Jürgen Bigalke: Nach der Wende haben wir dann begonnen die Planungen für die Entwicklung der Gemeinde aus den Zwanzigern und Dreißigern wieder zu beleben. Diese Planungen wurden überarbeitet und den heutigen Bedingungen angepasst. Wir wollen allerdings eine sanftere Ortsentwicklung, als damals vorgesehen war. Die ausgewiesenen Wohngebiete sind inzwischen bebaut. Weitere Siedlungen wird es in Falkensee nicht geben.
Ihnen wird vorgeworfen, Falkensee künstlich aufzublasen um 50000 Einwohner zu erreichen. Was steckt hinter dieser Absicht?
Jürgen Bigalke: Ich stehe zu diesem Wort, das übrigens im letzten Wahlkampf gefallen ist. Falkensee braucht diese Einwohnerzahl, denn man muß sich es auch leisten können, hier zu wohnen. Wir haben die infrastrukturellen Aufgaben entweder noch vor uns oder sind gerade dabei. Das ist eine große finanzielle Belastung für die Kommune und auch für die Grundeigentümer, die bei uns ja in der Mehrzahl sind. Wenn ich aber die Lasten auf mehr Schultern verteilen kann, wird es für alle billiger. Deshalb will ich die Bebauung verdichten. Ich denke 700 Quadratmeter sind eine gute Grundstücksgröße.

Falkensees Bürgermeister Jürgen Bigalke möchte mehr Einwohner, aber keine neue Siedlung.

Worauf sind Sie besonders stolz?
Jürgen Bigalke: Vor der Wende waren rund fünf Prozent der Haushalte an das Abwassernetz angeschlossen, heute sind es 50 Prozent und 2008 werden es alle sein. In den vergangenen zehn Jahren haben wir die Schullandschaft komplett umgestaltet. Mit Abschluss dieses Jahres haben wir drei Grundschulen neu gebaut, das Gymnasium eingerichtet und, nachdem uns durch Rückübertragungen acht Kindergärten abhanden gekommen sind, vier neue mit 2200 Plätzen gebaut.
Welche Aufgaben stehen in der nächsten Zeit an?
Jürgen Bigalke: Zwei Grundschulen samt ihrer Sportanlagen sollen saniert werden. Das beginnt mit der Lessingschule, dann ist die Europaschule dran. Der Straßenausbau bleibt natürlich ein Thema, denn gerade in den Sommermonaten ist die Staubentwicklung schon enorm.
Wie sehen Sie die Feiern zum Jubiläum 40 Jahre Stadtrecht Falkensee?
Jürgen Bigalke: Das Stadtrecht ist doch nur ein Symbol. Im Gegenteil es hat für Falkensee sogar Nachteile: Denn die Gemeinden bekommen Geld aus der Landbauförderung. Falkensee ist aber Stadt. Doch da wir keinen historischen Ortskern oder erhaltenswerte Industrie haben, fallen wir auch hier durch das Raster und bekommen gar nichts. Trotzdem, wir sollten dieses Jubiläum nutzen, um den Gemeinschaftsgedanken in unserer schönen Stadt zu
befördern.

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