Stand Oktober 2010
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Power-Pflanzen aus Kleinmachnow
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Heizen mit Holz ist wieder in Mode. Schließlich wachsen Bäume nach und zwar bei uns. Da ist dann schnell von Nachhaltigkeit die Rede. Während nun viele darüber diskutieren, gibt es einen Kleinmachnower, der viel weiter ist. Er will gar
keine Bäume in den Ofen verfrachten sondern schnellwachsendes Schilf!
Dr. Lothar Adam ist dabei, von Kleinmachnow aus den Pflanzenanbau zu
revolutionieren. Unter dem harmlos klingenden Namen „Förderverein
Alte Nutzpflanzen“ ist der Kleinmachnower dabei, unsere Lebensgewohnheiten zu verändern. „Chinaschilf bekommt man in jedem Gartenmarkt. Es wird über zwei Meter groß und wird gerne im Garten als Sichtschutz verwendet, da es sehr schön aussieht. Im Gegensatz zum normalen Schilf braucht es keinen feuchten Boden.“
Sichtschutz für den Ofen
In Dr. Adams Garten kann man sich von diesem Einsatzgebiet gerne überzeugen, denn er hat seinen Pool damit gegen neugierige Blicke und Wind geschützt. Die Pflanze kann noch viel mehr: „Sie entwickelt Stämme ähnlich wie ein Bambus. Nach drei Jahren können sie jährlich geschnitten werden. Die Blätter fallen durch den Frost selbst ab. Die Halme werden zu Pellets verarbeitet
und zum Heizen verwendet. Die abgeernteten Pflanzen wachsen im Frühjahr von selbst nach.“
Diesen schnellen Effekt kann man mit keiner Baumsorte erreichen!
Ein Leben für Pflanzen-Power
Dr. Adam hat sich den meisten Teil seiner beruflichen Laufbahn mit
Power-Pflanzen beschäftigt. „Sie sollen einen hohen Nutzwert haben und von der Landwirtschaft im großen Stil zu handhaben sein, ohne dass man dazu extra Maschinen anschaffen muss“, beschreibt er die hohen Anforderungen.
Zuletzt war er für das Landesamt Brandenburg in der Pflanzenforschung tätig.
Wunderpflanze Nachtkerze
Die Ergebnisse seines langen Engagements lassen sich im heimischen Garten in
Kleinmachnow bestaunen. Da trifft man auf die Nachtkerze, die viele als lästiges Unkraut ansehen.
Für Dr. Lothar Adam ist sie eine Wunderpflanze: „Sie war im 16. Jahrhundert aus Nordamerika zu uns gekommen und galt damals als ‚Schinken des kleinen Mannes‘. Ihre Wurzeln sind essbar und verfärben sich beim Kochen rötlich. Daher der Name ‚Schinken’. Schließlich verwilderte sie. Heute wissen wir, dass man aus ihr alles verwenden kann:
Die Wurzeln bereitet man wie Spargel zu, sie schmecken exzellent. Das Öl wird in der Kosmetik verwendet, es wirkt Hauttrockenheit entgegen. Zudem wird
es in der Medizin eingesetzt. Ein bekanntes Anwendungsgebiet ist die
ausgezeichnete Wirkung gegen Neurodermitis.“ Das Samenöl findet sich außerdem in biologisch abbaubaren Reinigungsmitteln.
Aus den Pressrückständen kommen Zusatzstoffe für Backwaren und was übrig bleibt, gibt besten Dünger.
Probiotische „Kartoffeln“
Am Zaun zum Nachbarn wächst ein hohes Kraut. Dr. Adam lässt sich nicht lange bitten und fängt zu buddeln an. Heraus kommen längliche Knollen: „Das ist Topinambur. Diese Knollen wurden früher zum Essen verwendet, als es noch keine Kartoffeln gab. Sie sind
winterhart und anspruchslos. Allerdings sind sie im Gegensatz zur Kartoffeln nicht lagerfähig. Doch sie haben mehrere besondere Eigenschaften. Sie sind pro-biotisch und für Diabetiker geeignet. Während in Brandenburg aus ihnen vor allem der Saft gewonnen wird, ist es in Baden-Württemberg Alkohol.“
Naturfarbe für die Industrie
Zu den vielen Pflanzen, mit denen sich die Wissenschaftler um den Kleinmachnower
beschäftigten, gehören Färbepflanzen wie Krapp und Färber-Resede. „Wer biologische Hanfstoffe kauft, möchte sie kaum mit synthetischen Mitteln gefärbt haben.“ Hier ging es darum, wie man zu einer einheitlichen Qualität kommt, „schließlich ist die Farbwirkung je Pflanze, je Anbaugebiet, je Jahr anders.“ Dem Kleinmachnower geht es darum, die Brücke zwischen Forschung und Verarbeitung herzustellen. Er weiß viel über seine Pflanzen und hilft Landwirten und der Industrie, dieses Wissen in eine
zeitgemäße Wertschöpfungskette umzusetzen.
Beeren gegen Krebs
Wir Normal-Vorgärtner erhalten aus seinen Vorträgen hoch-interessante Tipps, wie wir unserem Garten mal was ganz anderes
entlocken können. Sei es Chinaschilf zum Heizen oder beispielsweise die Aronia-Beere, die
viel Vitamin enthält und Krebszellen zerstören soll. Angebaut wird sie übrigens ganz in der Nähe, in Beelitz!
Sogar mit Ginseng in Brandenburg kann Dr. Lothar Adam auf Erfolge verweisen.
Das Tolle: Wie man sich in seinem Garten überzeugen kann, sind die „alten Nutzpflanzen“ zugleich sehr
attraktive Zierpflanzen, die dazu meist anspruchslos in der Pflege sind. | |||||||||||
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