Stand Oktober 2011
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Lehrer lehrt Energie-Sparen
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Im Aquarium tummeln sich die Fische im lauschig-warmen Tropenwasser, das 24
Stunden am Tag auf 28 Grad aufgeheizt werden muss und das Gespräch findet trotz angenehmem Tageslicht bei angeschalteter Deckenbeleuchtung
statt. Sieht so unser Leben nach der Atomkraft aus?
Julian Affeldt, 42, ist der Mann in Kleinmachnow, der sich wie kaum ein anderer
für eine ökologische Kehrtwende stark macht. Auf einem der äußerst raren Parkplätze des Reihenhaus-Areals am Meiereifeld steht deshalb ein Mini-Auto, das gerade
tankt: Strom aus der Steckdose. „Mit einer Batterieladung kommt man bis zu 160 Kilometer weit. Das ist für mich eine ganze Menge, denn zu meinem Arbeitsplatz in eine Schule in Großbeeren sind es ja nur gut 20 Kilometer“, strahlt der Lehrer. „Für kürzere Fahrten benutzen wir ohnehin das Fahrrad“.
Technik-Fan
Julian Affeldt ist ein Öko-Freak, wie er so gar nicht ins Klischee passt. Denn ihm geht es nicht um die
Rückkehr in die Welt von vorgesternsondern um die Technik von morgen.
„Im Endeffekt werden es intelligente ausgeklügelte Technologien sein, die uns ermöglichen, so effizient mit Energie umzugehen, dass wir ohne Atomkraft auskommen können“, ist er sich sicher. Dann wird es der Welt im Ganzen oder je nachdem
Kleinmachnow im Kleinen vielleicht so gehen wie ihm selbst: „Ich bin durch mein Interesse an technischen Dingen dazu gekommen, mich mit
Klimaschutz und der Energieproblematik auseinander zu setzen, das macht sehr
viel Spaß. Ich erinnere mich noch gut an meine Anfänge. Mein Vater hatte mir ein Solarmodul geschenkt. Dass man damit wirklich
Strom erzeugen kann, das faszinierte mich so sehr, dass ich mich mit der
Problematik intensiv auseinander zu setzen begann. Bei meinem Studium der
Geowissenschaften kam ich mit der Klimaproblematik in Berührung. Mir wurde klar, dass die Welt sich selbst zerstört, wenn man einfach so weiter macht.“
Platzmangel auf dem Dach
Also fing Julian Affeldt erst mal bei sich an. Das Reihenhaus bekam Solarmodule
zur Warmwasser-Erzeugung. „Damit können wir von April bis Oktober unser gesamtes Warmwasser erzeugen“, resümiert er. Dennoch steht im Keller eine Gasheizung: „Das war damals die sinnvollste Möglichkeit.“ Nun grübelt Technik-Fan Julian Affeldt aber schon darüber nach, ob das Aggregat demnächst von einem Mini-Blockheizkraftwerk ersetzt werden könnte oder eine Wärmepumpe für wohlige Wärme aufkommen soll.
Den Strom aus dem Blockheizkraftwerk könnte er nämlich gut brauchen, „denn mit unseren Solarzellen auf dem Dach können wir leider nur die Hälfte unseres eigenen Verbrauchs abdecken, und das, obwohl wir bei der Erneuerung
von Haushaltsgeräten immer auf besonders energiesparsame Varianten achten. Da unser Dach nicht
mehr Platz bietet, können wir nur eine begrenzte Zahl von Solarzellen betreiben.“
Sparen, das man sich leisten kann
Wer nun glaubt, ökologisches Wirtschaften im Privathaushalt sei unbezahlbar, dem rechnet Julian
Affeldt ganz was anderes vor: „Die Solaranlage fürs Brauchwasser hat 5000 Euro mehr gekostet. Für die Fotovoltaikanlage haben wir 7000 Euro ausgegeben, die werden sich in zwölf Jahren amortisiert haben.“
Julian Affeldt hat es 1995 von Berlin nach Kleinmachnow gezogen. Er ist in der
Agenda 21 aktiv und engagiert sich dort als Sprecher der Arbeitsgruppe
Klimaschutz. „Natürlich ist dieses Thema für eine Gemeinde ungewohnt zu handhaben. Es handelt sich um eine freiwillige
Aufgabe, deren Ergebnisse man nichtohne weiteres sieht. Deshalb verstehe ich
schon, wenn sich Gemeindevertreter oftmals überlegen, ob sie für diese Maßnahmen Geld ausgeben wollen und können“, beschreibt Julian Affeldt wichtige Hintergründe.
Grünes Kleinmachnow?
Allerdings weiß er zu schätzen, dass sich die lokalen Politiker durchaus engagiert zeigen: „Die Gemeinde ist dem Klimabündnis beigetreten. Das bedeutet, dass wir uns selbst verpflichtet haben, den CO2
Ausstoß jährlich um zwei Prozent zu reduzieren. Um das zu erreichen wurde 2010 ein
Gesamtkonzept beschlossen. Das Problem ist, dass darin zwar Einzelmaßnahmen aber keine Zahlen aufgeführt sind. Nun ginge es darum, in regelmäßigen Abständen zu hinterfragen, was wirklich passiert ist. Es reicht nicht, dass in dem
Papier steht, die Gemeinde will beispielsweise auf umweltfreundlichere Autos
umsteigen. Man müsste nun sagen, welche Fahrzeuge neu angeschafft worden sind und welche Motoren
diese haben. Man sollte auflisten, welche Gebäude energetisch saniert worden sind oder wieviel Öko-Strom erzeugt wird. Dann könnte man sehen, ob wir wirklich weniger Schadstoffe erzeugen.“
Bürger in der Pflicht
Allerdings sieht Julian Affeldt das Gros der Aufgaben bei den Bürgern selbst. So ärgert den Lehrer, wenn besorgte Eltern ihre Kinder „in dicken Limousinen zur Schule fahren. Jeder weiß, dass Autos auf Kurzstrecken gerne 30 Liter verbrauchen. Ebenso bekannt ist,
dass mehr Kinder verunglücken, während sie mit dem Auto zur Schule gebracht werden, als wenn sie selbst zu Fuß auf dem Schulweg sind.“ Er plädiert dafür, sich Gedanken zu machen, im eigenen Umfeld Energie einzusparen. „Wenn man sich damit beschäftigt, sieht man, dass das Spaß machen kann und keineswegs Einbußen in der Lebensqualität bedeuten muss!“
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