Stand November 2012
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Genossen für Film und Theater
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Wenn die Kammerspiele nach gut 20 Jahren nun doch wieder zu dem Treffpunkt für Kultur werden, die sie in der DDR waren, dann ist das, kurioserweise, schnödem Fußball zu verdanken!
Denn über das runde Leder, das für viele die Welt bedeutet, haben sich Theater-Managerin Carolin Huder und der
Film-Freak Michael Martens kennengelernt.
Fußball als Kultur-Triebfeder
„Wir haben beide Töchter, die Fußball spielen. Dadurch sind wir am Spielfeldrand ins Gespräch gekommen“, blicken die beiden zurück.
Carolin Huder ist in Zehlendorf groß geworden. Sie ist studierte Diplom-Geografin. „Diesen Beruf habe ich aber niemals ausgeübt“, sagt sie. Stattdessen hat es sie zu den Stars verschlagen. „Ich habe sieben Jahre lang ‚Max Raabe und das Palastorchester‘ gemanagt.“
Von Max Raabe zum Heimathafen
Anschließend brachte sie Kultur in den Berliner Problemstadtteil Neukölln. Sie machte mit ihrem Volkstheater-Kollektiv aus dem traditionsreichen
Saalbau Neukölln den „Heimathafen“, der mit einem abwechslungsreichen Programm an die Theatertradition des Hauses
seit 1899 anknüpft. Genau 100 Jahre später, nämlich 1999, zog es Carolin Huder nach Kleinmachnow.
Wer zu Michael Martens zu Besuch kommt, ahnt erst mal gar nichts von seinem
Schatz, denn den verbirgt er im Keller. Doch schon die Treppe hinab erinnert an
Kinos früherer Zeiten.
4 000 Filme im Kellerstudio
Die Wände sind fast nahtlos mit Filmplakaten beklebt. Dann kommt der eigentliche Vorführraum, wo es sicher niemals langweilig wird. Denn es stehen über 4 000 Filme zur Auswahl, die man auf echten Kinosesseln im kleinen Kreis
genießen kann. Der Hausherr, hauptberuflich gerade Berater der Grünen-Fraktion im Bundestag, bietet hier ein denkbar breites Spektrum, von
Kultstreifen wie „Casablanca“ über Monumental-Filme wie „Ben Hur“ bis zu neuesten Produktionen des europäischen oder amerikanischen Kinos.
Dream-Team für Kultur?
Damit könnte sich das Traumpaar zur Wiederbelebung der Kleinmachnower Kammerspiele
gefunden haben. Denn das frühere Kulturhaus von Kleinmachnow bietet ja genau diese Doppelfunktion, Kino und
Bühne. So haben sich Carolin Huder und Michael Martens bereits auf diese
Arbeitsteilung geeinigt: Sie will sich um attraktive Veranstaltungen und Stars
kümmern, er um Filme, vom aktuellen Blockbuster bis zu Filmkunst. Beide sind sich
einig: „Es muss für jeden etwas dabei sein, denn die Kammerspiele müssen wirtschaftlich funktionieren.“
Genossen gesucht
Entsprechend dem Modell aus Neukölln soll dazu eine genossenschaftliche Struktur beitragen. „Wir haben an die hundert Interessenten“, sind die beiden optimistisch. „Wenn jeder einen Anteil von 250 Euro zeichnet, kommen wir auf die angepeilten 25
000 Euro. Nächstes Jahr wollen wir nochmals diesen Betrag an Anteilen einbringen.“
Dazu käme dann noch die Anschubfinanzierung von 400 000 Euro, die die Gemeinde bereit
ist, für das Haus, das weiterhin im Besitz von Karl-Heinz Bornemann bleibt,
aufzubringen. „Dafür wollen wir allerdings die Möglichkeit erhalten, den Saal für bestimmte Tage für uns nutzen zu können“, so Bürgermeister Michael Grubert. „Davon wissen wir nichts, kostenlos wird das sicher nicht gehen“, halten die neuen potenziellen Betreiber dagegen.
Restaurant als Goldesel?
Sie wollen das Geld „nicht für eine Grundsanierung des Gebäudes aufwenden, es gehört uns schließlich nicht“. Stattdessen soll das Dach abgedichtet werden, dem Feuerschutz Rechnung
getragen werden, das Haus soll sich „nach außen öffnen“. Vor allem geht es darum, einen gastronomischen Bereich als „Goldesel“ einzubauen. „Dann kann man bei uns unabhängig vom Kulturbetrieb frühstücken, zu Mittag essen und abends ausgehen“, hofft Carolin Huder, dass daraus Überschüsse entstehen, um eventuelle Verluste aus dem Kulturbetrieb dauerhaft abdecken
zu können.
Digitales Premierenkino
Nach diesem Konzept dürfte Kleinmachnow eines der modernsten Kinos weit und breit bekommen. Michael
Martens schwärmt schon jetzt von neuer digitaler Technik mit Super-Raumklang. Damit sollen
die Kammerspiele Premierenkino werden, also immer vorne mit dabei sein, wenn
die neuesten Filme starten.
Obwohl noch manches offen ist, steht erst mal der Zeitplan: „Nach dem Umbau kommt die große Eröffnung mit einem Stargast und Künstlern aus Kleinmachnow. Für den 16. November haben wir bereits Dieter Mohr fest gebucht. Weiterer Höhepunkt wird am 12. Dezember eine Lesung mit Wladimir Kaminer sein“, blicken Carolin Huder und Michael Martens optimistisch in eine hoffentlich
wirklich rosige Kammerspiel-Zukunft ganz in der Tradition des beliebten
Kulturhauses.
Infos:
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