Kleinmachnows Kirchen können es wohl
kaum mit der berühmten Pariser
Kathedrale Notre Dame aufnehmen.
Dennoch hat die Gemeinde
ihren eigenen Glöckner!
Ausgerechnet „Quasimodo“, der berühmte
Glöckner mit dem verunstalteten Körper und
dem guten Herzen, fühlt sich in der
Gemeinde bestens aufgehoben. Zoltan
Tombor ist ein Quasimodo, der es in sich
hat. Er kann auf eine beachtliche
internationale Karriere verweisen. Er war in
„Evita“ und führenden Stella-Produktionen
wie „Les Misérables“ zu sehen. Bisheriger
Höhepunkt seiner Karriere war „Der
Glöckner von Notre Dame“ der als
gemeinsame Produktion von Stella und
Disney in Berlin Weltpremiere hatte.
Oscar-Feier
„Die Musik stammt von Stephen Schwartz.
Wegen der Beteiligung von Disney fanden
die Proben größtenteils in New York statt.
Ich erinnere mich noch gut, wie Schwartz
mit seiner Oscar-Torte zu uns hereinkam
und mit uns seine Auszeichnung feierte, die
er für den Song ‚When you believe‘
bekommen hatte. Er hatte diesen für ‚Prinz
von Ägypten‘ geschrieben. Damit kam ich in
den Genuss eines Stücks der Oscar-Torte“,
ist der heute 41-jährige Musical-Star noch
immer von diesen bewegenden Momenten
begeistert.
Singen am Seil
Zoltan Tombor war drei Jahre lang fast
jeden Abend als Quasimodo auf der Bühne.
„Das war eine absolut anstrengende Zeit, die
ich aber nicht mehr missen möchte“,
erläutert er. „Allein die Maske dauerte
jeweils über eine Stunde, damit ich mit
diversen Plastik- und Schaumgummiteilen
zum Quasimodo werden konnte. Die
Auftritte waren so schweißtreibend, dass ich
jeden Abend zwei Kilo abnahm. Schließlich
gehörten neben Singen akrobatische Teile
zum Programm. So schwang ich an einem
Seil in sechs Meter Höhe über die Bühne –
ohne jegliche Sicherung.“
Heavy-Metall-Star
Bevor der in einer Kleinstadt südlich von
Budapest aufgewachsene Sänger zu solchen
Höhenflügen kam, hatte er bereits schon
einmal Karriere gemacht, als Heavy-Metal-
Rocksänger. Mit seiner „Trash Metal“-Band
„Exit“ brachte er es in den 1990-er Jahren zu
beachtlichem Erfolg: „Wir hatten
Plattenveröffentlichungen und Tourneen
durch Länder wie Kroatien, Tschechien und
Rumänien.“ Mit seiner tollen Stimme
gelang es ihm auf Anhieb, in einem „Sänger-
Wettbewerb“ zu überzeugen. Damit
verbunden war ein Stipendium in Budapest.
Bald schon war Zoltan Tombor seinem
Traum nahe gekommen. Das damals einzige
Musicaltheater, das Ungarn hat, hatte ihn
engagiert. Dort entdeckten ihn die Talent-
Scouts des damals führenden Musical-
Produzenten Stella und engagierten ihn. „Ich
musste in einem Crashkurs ganz schnell
deutsch lernen!“
Madonna und Banderas
Neben dem Studium arbeitete Zoltan
Tombor als Synchronsprecher. Ausgerechnet
bei einen Liebeslied für einen
Zeichentrickfilm funkte es zwischen ihm
und Kollegin Judith. 2007 zog das Paar
zusammen nach Kleinmachnow. Es hat zwei
Töchter, die heute elf und 14 Jahre alt sind.
Während Ehemann Zoltan Tombor erst mal
in Budapest die Musical-Freunde verzückte,
schaffte es Judith Tombor in die Nähe von
Hollywood-Stars. Sie war für Aufnahmen
zum Kinofilm „Evita“ engagiert worden, die
teilweise in der ungarischen Hauptstadt
gedreht wurden. Sie hat daran eine
zwiespältige Erinnerung: „Madonna, die die
Hauptrolle hatte, war ziemlich überheblich
und nahm von uns als ‚Ostblock-
Schauspieler‘ gar keine Notiz. Antonio
Banderas hingegen suchte mit jedem
Kontakt, war immer freundlich und
zugänglich.“
Kulturschock im Ruhrpott
„Evita“, nun als Musical, ebnete Zoltan
Tombor den Weg zum Erfolg. Er durfte dort
den revolutionären Anführer „Che“ spielen,
der als Gegenpart zu Evita Péron durch das
Stück führt. „Die Tournee mit dem Musical
ließ uns Deutschland, die Schweiz und
Österreich kennen lernen.“ Der Erfolg führte
dazu, dass der Ex-Rocker von der damals
führenden Stella AG für „Les Misérables“
unter Vertrag genommen wurde. „Als wir in
Duisburg ankamen, war das ein echter
Kulturschock. Dort war alles grau und trist,
wie man es sich in Budapest nicht vorstellen
kann. Als Neuankömmling hatte uns die
Stadt eine Hafenrundfahrt spendiert. Wir
waren auf dem Schiff und sahen nichts als
Kohle, Kohle, Kohle. Da realisierten wir,
dass wir im Ruhrpott gelandet sind!“
Überzeugende Glöckner
Nach eineinhalb Jahren als Liebhaber
Marius konnte Zoltan Tombor beim
Vorsingen für die Weltpremiere von „Der
Glöckner von Notre Dame“ überzeugen.
Nach diesem Höhepunkt seiner Karriere
wollte sich der Star erst mal auf die Familie
konzentrieren. Es folgten der Wechsel nach
Kleinmachnow und Engagements an
Stadttheatern.
Momentan ist er als Solist bei „Dreams of
Musical“ auf Tournee. Wie ansteckend der
Musical-Bazillus sein kann, bewies das
Ehepaar Tombor in Blankenfelde-Mahlow,
wo sie unterm Dach der Musikschule eine
vielbeachtete Abteilung für Musical
aufbauten, die bereits einige hoffnung
erweckende Talente hervorgebracht hat.
Daran möchten sie nun mit einer privaten
„Musicalschule“ in den Kammerspielen von
Kleinmachnow anknüpfen. Ob da schon der
eine oder andere Quasimodo auf Höhenflüge
wartet?
Infos:
www.zoltantombor.com
Tel. 01 72/2 52 07 96
Erfolg als Quasimodo und bei Evita |
Stand November 2013