Sechsjährige bayrische Volksmusik gehört und war so fasziniert, dass ich das unbedingt selbst spielen
wollte“, verblüfft sie. „Vater fand das weniger gut.“ Heute spielt sie keine Bierzeltmusik, doch mit Klassik,
wie von Papi gewünscht, kann sie immer noch nichts anfangen.
Mit 14 eigene Band
Bereits mit 14 Jahren hatte sie ihre eigene Band und trat mit der Gruppe „Folkburger“ auf. Mit 17 verliebte
sie sich in einen Musiker. Mathies Jürgens war mit „Max Maus“ insbesondere bei Kindern gefragt. Dazu
gehörten bald Jaromir, den Felicitas Paarmann im zarten Alter von gerade mal 18
Jahren auf die Welt
brachte und ein Jahr später Landolin. Das Paar trat zusammen auf, die Kinder wollten anfangs ebenfalls
mitmachen. Doch dann packte Felicitas Paarmann das Reisefieber. Mit dem
Akkordeon hatte sie
schließlich, so ihre Einschätzung, „das einzige Instrument, das ein ganzes Orchester beinhaltet“ und
außerdem durch den speziellen Klang in den Menschen tiefe Gefühle und Sehnsüchte auslöst. „Hier
schwingen zwei Töne, kommen aber nie zusammen. Das klingt einzigartig schräg. Entweder man hasst es
oder man liebt es.“
Weltweit unterwegs
Die junge Musikerin war besessen von der Idee, die Wirkung ihres Instruments zu
erproben. Sie stürzte
sich in das Abenteuer einer Karriere als Straßenmusikerin. „Ich war in Deutschland in allen großen
Städten. Ich wollte erleben, wie die Menschen auf meine Musik reagieren. Das Echo
war überwältigend. Ich
bekam genügend Geld, um mich alleine durchzuschlagen. Ich erhielt Einladungen in Kneipen
und
Restaurants, hatte nie Probleme mit Übernachtungsplätzen. Besonders toll fanden mich japanische
Touristen“, schmunzelt „Felisa am Akkordeon“. Das klingt an sich schon sensationell, doch unglaublich ist,
dass die unternehmungslustige Musikerin in europäischen Metropolen wie Amsterdam oder London und
sogar in Übersee überzeugen konnte: So verschlug es sie als 27-Jährige bis nach New York!
Wilde Hausfrauen
Zurück in Deutschland entdeckte sie ihre „Affinität zu alleinerziehenden Männern“. Das brachte sie 2008
nach Kleinmachnow, wo das ehemalige Grenzkind aus Zehlendorf seitdem lebt. Von
hier aus verwirklicht
sie ihre weiteren musikalischen Träume. Sie spielt französischen Walzer, „Boogie wegen der guten Laune“,
übt sich ganz neu am argentinischen Tango, „wegen der geheimnisvollen Erotik“. Sie hat sich mit jüdischer
und arabischer Musik beschäftigt. Nur um Klassik macht sie noch immer einen weiten Bogen, wegen des
Kindheitstraumas. Ihr neues Ziel: „Was ich noch nicht kann aber gerne können möchte, wäre Rock ‘n’ Roll
mit dem Akkordeon.“ Die Musikerin, die sich selbst als „sehnsuchtsvoll, wild und zärtlich“ einstuft, besticht
mit ungewöhnlicher Breite: „Ich trete mit Märchenerzählern, Tänzern, auf Lesungen oder bei Vernissagen
ebenso wie auf Straßenfesten oder Partys aller Art auf“, schildert sie. Besonderen Spaß macht ihr das
Zusammenwirken mit Bratschistin Elisa Reeder als „Wilde Hausfrauen“. Manchmal verstärkt Paul Taragota
die Damenband. Die ungewöhnliche Akkordeonspielerin gibt natürlich gerne Unterricht an ihrem Instrument
und wird ihm mit 37 Jahren sogar manchmal untreu. „Ich wollte immer Psychologie studieren, habe es aber
nie geschafft. Deshalb freue ich mich, nun als Therapeutin wirken zu können.“ Die neuen Einblicke in die
Psyche bringen Impulse für die Musik – und ins Privatleben mit neuer Bindung.