Stand Dezember 2012
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Heiße Shows, karge Bilder
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Die Shows und Galas vom Berliner Friedrichstadt-Palast sind für die opulente Ausstattung weltberühmt. Ausgerechnet deren langjähriger Schöpfer hat sich als Künstler nun genau dem Gegenteil verschrieben!
Bernhard Gowinkowski aus Löpten prägte über Jahre das Gesicht des berühmten Theaters. Er war als Bühnenbildner, Künstlerischer Koordinator und Malsaalleiter für die Ausstattung der prunkvollen Shows, Galas und Revuen verantwortlich und außerdem Lehrausbilder für Theatermaler. Nun malt er Bilder, die alles andere als opulent sind. Er
reduziert sie stattdessen auf das absolut Notwendigste!
Der heute 60-Jährige wollte seit den Jugendjahren im sächsischen Hoyerswerda unbedingt Künstler werden.
Lea Grundig als Mentorin
Als Mentor konnte er die berühmte Malerin Lea Grundig für sich gewinnen: „Ich hatte bei ihr ein Jahr Privatunterricht“, erinnert er sich zurück. Obwohl die Dresdnerin mehrfache Nationalpreisträgerin, langjährige Präsidentin des Verbands Bildender Künstler und seit 1964 Mitglied im Zentralkomitee der SED war, wurde Gowinkowski
dennoch das angestrebte reguläre Studium an der Kunstakademie in Dresden versagt. „Wie ich später erfuhr, hatte die Stasi die Finger im Spiel“, hat der Künstler mittlerweile herausgefunden. Dabei war sein Vater in der NVA und damit
keinesfalls in Opposition zum eigenen Land. „Das Problem war wohl, dass ich Kontakte zu Künstlern wie Gerhard Gundermann und Wolf Biermann hatte.“
Karriere von der Pike auf
Immerhin konnte er über den Umweg des Abendstudiums dennoch seinem Traum nahe kommen. Weil er aber
schnell erkannte, dass man von der Malerei nur schlecht leben konnte,
interessierte er sich für Arbeit im Friedrichstadt-Palast. „Ich wurde dort 1987 als Praktikant aufgenommen, wurde Assistent des Bühnenbildners und war nach der Wende als ‚Künstlerischer Direktor’ für die Ausstattung zuständig“, blickt Gowinkowski zurück. Jahrelang verzückte er mit der festlichen Weihnachtsgala. Er erinnert sich immer noch mit
Wehmut an die „großen Ausstattungsrevuen zurück, wie es sie heute nicht mehr gibt, weil überall gespart wird und alles möglichst billig aus dem Ausland bezogen wird“. Zu seinen Höhepunkten zählt er „Kinder der Bounty“ oder „Elements“.
1500 Überstunden im Jahr
Für Bernhard Gowinkowski war seine Zeit im Friedrichstadt-Palast ein Traum, an den
er immer noch gerne zurückdenkt. Die Schattenseite war die immense Arbeitsbelastung: „Ich hatte pro Jahr 1500 Überstunden. Das hielt ich schließlich gesundheitlich nicht mehr durch. Es war so extrem, dass mir der Arzt
verbot, in das Haus zu gehen!“
„Meine Ehefrau Silvia Gowinkowski stammt aus dem Ort, deshalb haben wir uns hier 1999 niedergelassen“, berichtet er.
Extrem reduzierte Bilder
Statt Bühnenbilder für den Friedrichstadt-Palast gibt es nun expressive Bilder aus dem Schenkenländchen.
Daneben entstehen Porträts, oft Selbstporträts, Stilleben und Akte. Arbeiten von ihm waren in der „Wallstreet Galerie“ in der Berliner Zimmerstraße beim weltberühmten früheren Grenzübergang „Checkpoint Charly“ zu sehen und sind über angesagte Berliner Galerien sowie direkt beim Künstler erhältlich.
Die Besonderheit ist, dass der Löptener nun den Minimalismus zu seinem neuen Stil erklärt hat. „Ich mache ein Bild und nehme dann immer mehr weg, bis ich damit zufrieden bin“, verblüfft er.
„Es soll nur das bleiben, was für das Bild wirklich wichtig ist. Details lasse ich Stück für Stück verschwinden, indem ich sie übermale. Oft brauche ich einen Monat oder länger, bis ich mit dem Bild zufrieden bin.“
Zwang zum Bild
Bernhard Gowinkowski malt, weil er dazu einen Zwang verspürt, den er ausleben muss: „Das Schwierigste ist der Anfang, wenn man vor einer leeren Leinwand steht. Dann
grundiere ich sie erst mal, bevor es richtig los geht.“
Der ungewöhnliche Künstler aus Löpten hat zwei Kinder. Sohn Björn Gowinkowski ist 33 Jahre alt und sieht als Malermeister den Umgang mit der Farbe eher aus
praktischer Perspektive. Tochter Nadja Gowinkowski, 26, qualifiziert sich im Zweitstudium gerade für Kommunikations-Design und tritt damit am ehesten in die kreativen Fußstapfen des Vaters: „Sie ist meine beste Kritikerin“, ist der Löptener sichtbar stolz.
Mittlerweile quillt das Eigenheim fast schon vor Bilder über. Viele davon behandeln Landschaften des Schenkenländchens und werden damit eines Tages dafür sorgen, dass die Reize dieser Gegend manch Sammler aus ganz anderen Teilen der
Erde Freude bereiten können.
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