Natur und Architektur in Harmonie
Gern macht der Fremde einen Spaziergang durch den Ort, den er das erste Mal besucht. Manch Einheimischer entdeckt vielleicht auch etwas Neues, aber meist nimmt man sich die Zeit für einen entspannten Spaziergang ja doch nicht. Sicher, auch Altdöbern hat so manch versteckten Reiz. Aber als ich gegenüber der Kirche stand, direkt an der Einmündung der Mühlenstraße in den Markt, die Autos bisweilen eher um die Kurve preschten denn fuhren, entschied ich mich für einen Spaziergang durch den Schloßpark. Ich habe es nicht bereut zumal ich mich der sachkundigen Führung von Revierförster Gernod Heindel (38) anvertraut habe.

Wie man „Schloßparkherr“ wird, wollte ich zunächst von dem Vater dreier Töchter wissen und erfuhr, daß es die Idee gab, einen dendrologischen Lehrpfad einzurichten, um das Wissen der Leute um Baum und Strauch zu verbessern. „Der Schloßpark mit seinen heute noch über 80 Baum- und Straucharten bot sich da geradezu an. Außerdem sollte an dem fast verwilderten Park wieder Einiges getan werden“, erklärt Gernod Heindel weiter. Gemeinsam mit der damaligen Praktikantin im freiwilligen ökologischen Jahr und heutigen Forststudentin Susanne Felber wurde ein Lehrpfad ausgearbeitet und schließlich eingerichtet. Kleine Schilder erklären, welchen Gewächsen man da gegenübersteht. Biologie gehörte zwar früher zu meinen Lieblingsfächern in der Schule, doch jetzt verstehe ich, daß so ein „dendrologischer Lehrpfad“ gar nicht soüberflüssig ist, wie ich zunächst annahm. Rhododendren erkenne ich ja noch und Kastanien auch. Aber schon die verschiedenen Buchenarten richtig zuzuordnen fällt schwer. Beim Toringo-Apfel, der Alpenjohannisbeere, Pimpernuß oder Moorbirke, da ist dann Schluß. Schade, den angepriesenen Lehrpfadführer in Schriftform, den es bei der Gemeinde geben soll, suche ich vergebens. Man kennt ihn nicht. Nicht so schlimm, ich habe ja den Förster dabei!

Apropos, was tut eigentlich ein Revierförster, wenn er mal keine Schloßparkführungen macht? „Wir haben 2000 Hektar Privatwald zu beförstern, ich habe mich um Forstschutz und Forsthoheit zu kümmern, ein bißchen Jagd kommt auch dazu. Zudem betreiben wir in Reddern eine Auffang- und Pflegestation für verletzte geschützte Wildtiere, die Öffentlichkeitsarbeit ist zu machen. Langeweile kommt nicht auf. Die Arbeit in, mit und für die Natur begeistert mich, ich möchte nichts anderes machen.“

Was zeichnet den Schloßpark in Altdöbern eigentlich gegenüber anderen Parks aus? Das barocke Schloß selbst ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestimmt nicht, denn das ist gerade Baustelle. Der Park in seiner Gesamtheit mit seinen Bauwerken und Kleinarchitekturen ist dagegen als Denkmal nationaler Bedeutung eingestuft. Er beruht auf Plänen von Eduard Petzold und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Landschaftspark gestaltet. Aus früheren Zeiten erhalten geblieben ist der Französische- oder Barockgarten mit seinen Putten und Denkmalen, dem Goldfischteich und der Grotte. Beachtlich ist, wie die Anlage auch heute noch mit ihrer mittlerweile ja stark veränderten Umgebung harmoniert. Nur wenige Meter von der lärmenden Straße entfernt, fühlt man sich hier in eine ungeahnte Idylle versetzt.

Seit 1990 wird der Garten wieder regelmäßig fachgerecht gepflegt. Die Strukturen treten wieder hervor, die fünf Sichtachsen vom Schloß aus werden sichtbar. „Leider ist die Artenvielfalt durch mangelnde Parkpflege und vor allem durch die Grundwasserabsenkungen im Zusammenhang mit dem Braunkohlebergbau stark zurückgegangen. Doch das, was geblieben ist, ist sehenswert“, erklärt Förster Heindel und Recht hat er. Daß die Anlage jetzt Fachleuten anvertraut ist, sieht man sehr deutlich. „Ich würde mir wünschen, daß der Lehrpfad wieder erneuert wird. Der ehemals 15 Hektar große Salzteich muß unbedingt saniert werden“, beschreibt Heindel seine Zukunftsvorstellungen.

Für mich lohnt es sich, hin und wieder stehenzubleiben. Im Gebüsch und in den Bäumen wimmelt es nur so von Getier. Spechte und Rotkehlchen kann ich erkennen, Eichhörnchen flitzen die Stämme hinauf. „Ein Abendspaziergang ist besonders reizvoll, weil dann die Nachtigallen schlagen. Im Winter haben wir sogar Singschwäne als Gäste hier“, erfahre ich noch. Doch, wie finanziert sich diese Idylle? Alles kostet Geld, und die Zukunft des Schlosses ist noch nicht vorauszusehen. „Da sollte man sich nicht zu sehr sorgen“, erklärt mir Gernod Heindel, „der Park gehört der Gemeinde. Ziel ist es, ihn Schritt für Schritt in seinen ursprünglichen Zustand nach Petzold zu versetzen. Ein künftiger Nutzer oder Eigentümer des Schlosses hat auf den Park keinen Zugriff und außerdem steht der Park unter Denkmalschutz.“

Gernod Heindel
Schloßpark Altdöbern
Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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