Boogie Blasters machen Dampf:
Jazz-Star mit Krawatten-Problem
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Brieselangs Star-Jazzer hat ein Problem: Wo
bekommt er nur eine passende Krawatte her?
„Ich habe schon überall gesucht,
doch nirgendwo ist meine Wunschkrawatte zu finden. Ich
fürchte fast, ich muss mir eine anfertigen lassen“,
seufzt der Brieselanger. Dabei hat er an das Prunkstück
nur eine Anforderung: Es soll aussehen wie vor fast siebzig
Jahren. Denn Volker Halbbauer will ganz eintauchen in die
vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Musikalisch macht er das schon lange und
mit Riesen-Erfolg: Sein Trio „Boogie Blasters“, zu
dem außer ihm als Bandleader, Saxophon-Virtuose und
Sänger noch der Schlagzeuger und Sänger Bernhard
Herzinger und Christian Weichert am Piano gehören, ist von
der Ostsee-Küste bis zum Baumblütenfest in Werder,
von Brieselang bis nach Österreich und der Schweiz
gefragt.
Besoffener Saxophon-Spieler
Schon einmal hatte Volker Halbbauer so ein
Problem mit dem Suchen. Der gelernte Volksschullehrer, der
früh erkannte, dass die Schule außer den lieben
Schülern nur Bürokratie und Ärger bietet und der
deshalb nur gelegentlich als freiberuflicher
Musik- und Sprachlehrer auftritt, war
Gitarrist in der Band „Limberjack“, die
händeringend
einen Saxophon-Spieler suchte. „Wir
hatten
eine Anzeige aufgegeben und trauten unseren
Augen nicht, wer sich da bewarb: Der erste kam total betrunken,
der zweite hatte gerade kein Saxophon und der dritte konnte es
nicht spielen.“ Halbbauer wollte keine halben Sachen und
ging ins nächste Instrumentengeschäft. „Ich
übte täglich, gab mir ein Jahr. Entweder ich habe es
dann geschafft, oder ich gebe es auf“, hatte er sich zum
Ziel gesetzt. Das Selbststudium hatte durchschlagenden Erfolg.
Jazz in der Wüste
Eine amerikanische Band warb ihn an –
für
eine Tournee durch die Nobel-Hotels der
arabischen Wüsten-Scheichtümer: „Wir spielten
in allen arabischen Ländern wo Musik erlaubt war. In
Saudi-Arabien beispielsweise ist es ja verboten. Die
meisten Auftritte hatten wir in den Scheichtümern wie
Dubai, Bahrain oder Oman“, erinnert er sich zurück.
Der vom Rocker zum Jazzer gewandelte
Musiker hatte nach den zwei Jahren ein ansehnliches
finanzielles Polster, als er wieder nach Berlin zurückkam.
Das hielt ihn nicht davon ab, durch die einschlägigen
Clubs zu tingeln. „Ausgerechnet im Anmach-Schuppen
‚Eierschale Zenner‘ in Treptow traf ich auf meine
heutige Frau. Sie fiel mir im Publikum auf. Nach dem Konzert
quatschte ich sie an: Wo wohnst Du? Bist Du mit dem Auto da?
Sie war aus Spandau. Also sagte ich frech: Dann kannst Du mich
doch zu mir nach Charlottenburg mitnehmen?“
Brieselang als „Kupplerin”
Seit dieser ersten heißen Nacht vor
13 Jahren sind der Musiker und die Familienpflegerin ein Paar.
„Wir wollten zusammen ins Grüne ziehen und wurden in
Brieselang fündig. Wir sagten uns, wenn wir zusammen den
Nervenkrieg mit dem Hausbau durchhalten, dann heiraten
wir.“ 1998 war alles klar: Haus stand, Liebe hielt, der
Traualtar brauchte nicht länger zu warten.
Neue CD in Sicht
Momentan schwitzt Volker Halbbauer
täglich auf dem Heimtrainer. „Ich will noch ein paar
Pfunde abspecken“, lächelt er verschmitzt. Ist das
Idealgewicht erreicht, dann geht es auf zum Maßschneider.
Schließlich will der erfolgreiche Boogie Blasters Chef in
Zukunft mit Anzug und Krawatte wie in den 1940-er Jahren, der
Hochzeit seiner Musik, auftreten.
Einen Vorgeschmack auf die flotten Rhythmen
vermitteln die Sound-Kostproben der Internet-Seite. Fans
können dort die aktuelle CD bestellen, die seit 2006 auf
dem Markt ist. Die nächste Platte soll dann 2009
rauskommen – denn noch bastelt das Trio an den neuen
Aufnahmen.
Infos:
Tel. 03 32 32/2 13 40
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