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Viele Oranienburger machten Geschichte, doch an die Spitze einer Weltmacht schaffte es nur einer! Und ausgerechnet der konnte sein Leben nur dadurch retten, dass er von dort flüchtete!
Die Rede ist von Michael Blumenthal. Als Jude mußte er mit seiner Familie vor den Greueln der Nazis fliehen, um sein Leben zu retten. In der Wahlheimat USA schaffte er es an die Spitze der Weltmacht und war Finanzminister unter Jimmy Carter. Heute ist Blumenthal Ehrenbürger von Oranienburg und pendelt als Direktor des Jüdischen Museums zwischen Deutschland und den USA. Reporterin Antje Hartmann gewann den vielbeschäftigten Wissenschaftler für ein Interview.
An welche Situation haben Sie in IhrerErinnerung an Oranienburg gedacht?
Michael Blumenthal: Wenn ich an Oranienburg denke die Stadt in der ich geboren wurde so denke ich oft daran, dass meine Vorfahren über 150 Jahre lang dort als gute und ordentliche Bürger gelebt haben und dort auf dem Friedhof begraben sind. Auch denke ich daran, dass sie Mitglieder der Oranienburger Jüdischen Gemeinde waren und dass diese Gemeinde brutal zerstört und vernichtet wurde.
Haben Sie Erinnerungsstücke aus Ihrem Geburtshaus in der Berliner Straße 43 mitgenommen?
Michael Blumenthal: Nein.
War oder ist für Sie Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?
Michael Blumenthal: Es war und ist es. In Amerika ist es wichtiger, was man kann, als wer man ist. Menschen mit unterschiedlicher Religion, Hautfarbe oder Kultur können dort friedlicher als in den meisten Ländern zusammenleben. Auf den Erfolg des Nachbarn ist man nicht neidisch, sondern eher stolz denn man sieht es als Beweis des "American Way und man denkt: wenn er das kann, habe ich die
Chancen auch!
Fühlen Sie sich als Amerikaner oder Deutscher?
Michael Blumenthal: Meinen Ursprung als Deutscher und meine deutsche Muttersprache kann ich nie vergessen. Aber nach mehr als einem halben Jahrhundert in meinem Adoptivland mit einer ganz und gar amerikanischen Familie, fühle ich mich natürlich als Amerikaner.
Träumen Sie deutsch oder englisch?
Michael Blumenthal: Das kommt auf das Thema an und wo ich bin. Über meine Eltern und Kindheit träume ich auf deutsch; über das heutige Berlin und das Jüdische Museum auch, besonders wenn ich in meiner Berliner Wohnung bin. Zuhause in Amerika aber träume ich auf englisch.
Wie stehen Sie heutzutage als Ehrenbürger und Direktor des Jüdischen Museums Berlin zu der StadtOranienburg und wie oft besuchen Sie Ihre Heimatstadt?
Michael Blumenthal: Ich komme zwei bis drei Mal im Jahr nach Oranienburg und bin der Stadt für die Ehrenbürgerwürde sehr dankbar. Ich sehe viel Positives in der Entwicklung Oranienburgs und das freut mich. Es ist auch schön, dass es wieder jüdische Einwohner in der Stadt gibt, und ich hoffe, man bringt diesen Neuankömmlingen das nötige Wohlwollen entgegen. In einem neuen Land anzufangen ist nicht leicht.
Könnten Sie sich vorstellen in Oranienburg Ihren Lebensabend zu verbringen?
Michael Blumenthal: Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Meine Familie ist mir sehr wichtig, und die ist doch hundert Prozent amerikanisch.
Bitte vervollständigen mit 2-3 Zeilen aus Ihren Gedanken das bekannte Gedicht von Heinrich Heine: "Denk ich an Deutschland in der Nacht ...
Michael Blumenthal: tu ich dies mit zwei Seelen: Die eine trauert um das Verlorene - Die andere hofft auf das Neugeborene!
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