„Für schlappe 800 Mark in die Schorfheide!“

Wie kommt man als Elch in die Schorfheide? Und wie fühlt man sich so, angesichts von oftmals mehr als hundert komischer Zweibeiner, die gucken, als hätten sie noch nie einen Elch gesehen? Fragen über Fragen, denen unsere Reporterin Antje Hartmann endlich mal nachgehen wollte. Im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck standen ihr Elin Karin (5) und Ehegatte Karl-Maria (2) Rede und Antwort.

Woher stammen Sie ursprünglich?

„Also wenn Sie nach unserer ursprünglichen Heimat fragen, da gehört die Schorfheide schon lange nicht mehr dazu.

Am Ende des 2. Weltkrieges war es da für uns absolut aus. Und danach hatte ja keiner mehr Lust, sich hier anzusiedeln. Diese ganzen vierrädrigen Blechungetüme oder diese vor sich hinschnaubenden Monster auf Schienen – igitt!

Da ist es doch im hohen Norden, etwa in Skandinavien, Nordosteuropa, Sibirien, Alaska und Kanada viel schöner: Da kann man tagelang unter sich sein, das ergab kürzlich sogar eine Untersuchung in unserer Zeitschrift „Elchtest“.

„Aus welchen Gebieten oder Städten hat man Sie hierher geholt?“

„Mich haben die aus einem Zoo in Planckendael in Belgien befreit. Und stellen Sie sich vor, schlappe 800 Mark Transfergebühr. Dabei hätten wir durchaus das Zeug für die Elch-Bundesliga. Gut ist nur, für Elin Karin, die ja aus einem Wildpark, und dann noch aus Schweden kam, für die haben die auch nicht mehr bezahlt. Sonst würde die ihre Nase ja noch höher halten! Sie wissen ja, mit Frauen ist das so eine Sache!“

„Wie kommt eigentlich der eher ungewöhnliche Doppelname Karl-Maria zustande?“

„Nun, dass ist eine lustige Geschichte, denn als 1999 der Wildpark Schorfheide ein männliches Tier gesucht hat und auch bei mir in Belgien war, dachten alle, ich sei ein Mädchen. Ich weiß zwar bis heute nicht, wie die belgischen Parkleute darauf kamen, aber irgendwie gaben sie mir den Namen Maria. Der Wildpark nahm mich trotzdem mit und siehe da, plötzlich haben sie doch endlich erkannt, dass da was ist, was bei Mädchen nicht hingehört. Nun mußte natürlich ein Männername her und so ergab sich Karl in Verbindung mit Maria.“

„Wie wird hier für Ihr Wohl gesorgt?“

„Nun, da muß ich erstmal ein großes Lob an alle Zweibeiner aussprechen, denn die Betreuung und das Gehege sind optimal. Wir bekommen jeden Morgen zum Sonnenaufgang unsere zehn Kilo speziell getrockneter Pellets, das sind ganz besondere Grasmischungen, sowie Äpfel und natürlich Karotten.

Das kostet die arme gemeinnützige Wildpark GmbH locker hundert Mark täglich. Und da muß man sich mal vorstellen, wieviele andere einheimische Großsäugetiere, Wildtiere, ausgestorbene Rassen und alte Haustiere, die hier im Park leben, auch Hunger haben. Was das kostet.“

„Dazu kommt ja noch der Arbeitsaufwand für die Zubereitung unserer Nahrung, denn wie Sie vielleicht wissen, besitzen wir keine oberen Schneidezähne und müssen deshalb kleingeschnippelte Nahrung bekommen. Wir können nämlich nicht „abbeißen“. Zuhause essen wir am liebsten Blätter, Triebe, Zweige und Rinde von Laubgehölzen. Doch das haben die hier nicht so gerne, die jammern gleich, dass wir dann hier bald nur noch in einer Sandwüste stehen würden. Na ja, andere Länder, andere Sitten, wie man so sagt.“

„Man sagt, Elche seien die größte Hirschart. Haben Sie sich schon mal gemessen?“

„Na klar, ich bring’s auf schlappe 2,30 Meter Schulterhöhe und mein Süßer legt sogar noch einige Zentimeter drauf. Sie wissen schon, als Mann – da hat man eben bei uns auch so seine Konventionen. Und der hätte doch Komplexe, wenn er mir nur ans Kinn reichen würde!“

„Ich habe gehört, dass es vielleicht dieses Jahr Nachwuchs geben soll, stimmt das?“

Igitt, nur das nicht! Nun gut, ich gebe ja zu, dass wir es letzten Herbst ein bißchen heiß getrieben haben und ich mal was vergessen habe. Aber deswegen gleich Babies? Na ja, vielleicht sollte ich mal in die Apotheke, und ‘nen Schwangerschaftstest für Elche holen. Aber andererseits, nach acht Monaten ist bei uns ohnehin alles klar. Und mehr als zwee auf eenmal werden’s ohnehin nicht. Und dann das ganze Theater, so mit stillen, gleich drei Monate lang? Ick weeß nicht, ob das nicht schlecht für die Figur ist? Und außerdem, ein Elchleben ist ja so kurz, nach 25 Jahren ist alles vorbei, da sollte man die Jugend doch noch geniessen!“

„Sehe ich das richtig, dass Er Geweih trägt und Sie da zurückstehen müssen?“

„Das haben Sie richtig erkannt. Da sehen Sie auch bei uns Elchen werden die Männer bevorzugt. Männliche Elche bilden Geweihe aus, die in unserer Jugend stangenförmig sind und im Alter schaufelförmig werden. Na, da weeß man wenigsten gleich, was für einen Typen man da vor sich hat!

Die Dinger sind übrigens sicher ganz nett lästig: 20 Kilo auf dem Kopf. Klar, im November fällt’s ab wie welkes Laub, aber im Frühjahr wächst’s nach. Da sollten Sie meinen Alten mal jammern sehen – schlimmer, als wenn ich meine Tage habe!“

„Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?“

„Ich glaube wir würden uns wünschen, dass der Wildpark Schorfheide weiterhin so viele neugierige Zweibeiner, sogenannte „Besucher“, hat.

Klar, die wirken schon ein bißchen deplaziert und nicht gerade schlau, wenn sie so hinter ihrem Maschenzaun stehen. Aber dafür zahlen sie ja, und das bedeutet für uns, dass wir uns keine Sorgen machen müssen.“

Jeder legt mit Hand an

Neben den Elchen zählen Wildpferde und Wölfe zu den Publikumslieblingen im Wildpark Groß Schönebeck. 1996 haben die Initiatoren Dr. Frank Heyter und weitere vier private Gesellschafter mit dem Aufbau dieses Parks begonnen. ABM-Kräften halfen dabei.

So konnten 1997 die ersten Elche in einem der größten Wildgehege Deutschlands gehalten werden. Heutzutage bekommt der Wildpark kein Geld mehr vom Staat und muss sich über den Eintritt und die Spenden finanzieren. Mittlerweile schreibt man schwarze Zahlen. Das geht nur, weil jeder der acht Mitarbeiter Hand anlegt, sogar die Gehege werden selbst gebaut.

Geschäftsführer und Inititiator Dr. Frank Heyter (60), verheiratet, 2 Kinder, Landwirt und seine Tochter und Betriebsassistentin Imke Heyter (28), gelernte Reiseverkehrskauffrau, sind zufrieden und freuen sich über alle Gäste.

Wildpark Schorfheide
Prenzlauer Straße 6 • 16348 Groß Schönebeck
Tägl. 10-17 Uhr geöffnet

Das sollte man rund um Wandlitz noch gesehen haben:

Längst kein Geheimtipp mehr ist Oranienburg. Einen Abstecher hierher sollte man sich dennoch leisten, ist doch das Schloß nach der erfolgreichen Oranierausstellung der Öffentlichkeit zugänglich. In den Sommermonaten erfrischt ein Bad im nahegelegenen Lehnitzsee.

Biesenthal lebt von den gleichen Vorzügen, wie das Amt Wandlitz, nämlich einer unvergleichlichen Natur. Im Juli eines jeden Jahres allerdings wird es zum Mekka von tausenden Harley-Davidson-Fahrern und solchen die es werden wollen. Ein Tipp für alle, die gigantische Aktion mögen.

Feste feiern, wie sie fallen: Na dann auf nach Bernau. Die alte Hussitenstadt ist zwar zu jeder Zeit einen Besuch wert, besonders jedoch am zweiten Juni-Wochenende in jedem Jahr zum berühmten Hussitenfest.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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