Stand Mai 2012
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Künstler setzt auf Superlative
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Werder ist für seine Landschaftsmaler bekannt. Das war bisher. Denn ganz neu und immer öfter hat man plötzlich zusätzlich ganz andere Bilder vor Augen, wenn man an die Inselstadt denkt: Gemälde in bunten, fast grell anmutenden Farben, abstrakt und dennoch voller Schalk,
die so gar nichts von der Idylle der Havelländischen Malerkolonie anhängen haben.
Das Atelier von Peter-Joseph Weymann ist hingegen exakt so, wie man sich den Arbeitsplatz eines Malers vorstellt. „Geordnetes Chaos“ könnte man als Überbegriff für das Durcheinander von Pinseln, Farbtuben, Werkzeugen, Staffelei und
Kaffeetassen nehmen. Die Wände sind voller Bilder. Die Formate gehen von mini-klein bis metergroß. Dazwischen der Meister, der dort gerne auf „die Pauke“ haut, denn Weymann ist neben der Beschäftigung als Maler als Musiker und Komponist aktiv.
Werder-Hymne und Rock-Musik
Viele kennen ihn von seinen Auftritten zusammen mit Bernhard-Heinz Czezior und
von seinen „Werder-Hymnen“. Drei gibt es schon, und weitere sind in Planung, „denn wir haben uns vorgenommen, jedes Jahr eine neue Arie auf unsere schöne Stadt zu schaffen“, verspricht Peter-Joseph Weymann.
Seine Karriere als Musiker ist genauso interessant wie die des Malers. Schon zu
Jugendzeiten machte er mit seiner Rock-Band „Les Astres“ seinen westfälischen Wohnort Rhede und die Umgebung unsicher. Als die Bundeswehr drohte, da
Weymann zu seinem großen Ärgernis als „voll tauglich“ eingestuft wurde, sah er sich in der Not genötigt, in einer Nacht- und Nebelaktion unter Einbeziehung eines Schulfreunds, der
in der Gemeindeverwaltung beschäftigt war, seinen Wohnort ins quirrlige, aber bundeswehrfreie West-Berlin zu
verlegen. „Als ich meinen Wehrpass ausgehändigt bekam, wusste ich, dass keine Zeit zu verlieren ist. Ich setzte mich in
meinen VW-Käfer und war fortan Berliner!“ Der gelernte Versicherungs-Kaufmann verdiente sein Geld als Badmöbel-Fachverkäufer bei Hertie in Neukölln. Dann saß er bei der BfA hinterm Schreibtisch, „das war entsetzlich langweilig“. Aber dafür blieb genügend Freiraum für die Musik. Das war vor allem die Deutschrock-Band „Altbau“ aus der sich später „Das Dütt“, die „kleinste Bigband der Welt“, formierte.
Weltmeisterliche Töne
Für die Werder-Arien allerdings ist die „Kapelle Fischerstraße“ mit Joey Richter und Peter-Joseph Weymann zuständig.
Weymann und seine Musiker waren die Hausband des fünffachen Motorrad-Weltmeisters Toni Mang. „Wir waren 15 Jahre bei Kawasaki unter Vertrag und spielten exklusiv auf den
Festen für Toni Mang“, erinnert sich Weymann. Die Band war für VIP-Partys und Festivals gefragt, stand mit Beat-Legenden wie „The Lords“ und mit Stars wie Karl Dall auf der Bühne.
Pinsel statt Schlagstock
Doch Schlagzeuger und Komponist Peter-Joseph Weymann hatte seit Kindertagen ein
weiteres Hobby, das Malen. So tauschte er regelmäßig die Stöcke seiner Drums gegen Pinsel aus. Die Bilder, die entstanden, verloren schon
bald an Figürlichkeit. Schlüsselerlebnis für ihn war die Begegnung mit einem Maler bei einem Urlaub auf den Kanaren. „Da wurde mir schlagartig klar: Die Welt braucht Farben!“
Die Welt braucht Farben!
Fortan wurde es in der Berliner Wohnung des Rock-Musikers kunterbunt, fast so
wie in der gleichnamigen Villa von Pippi Langstrumpf. „Die Bilder entstehen in einem Prozess, der mich gefangen nimmt und führt. Wenn es los geht, kann ich einfach nicht aufhören, bis das Bild fertig ist. Es kann passieren, dass ich Montag Mittag beginne
und mich am Dienstag morgens immer noch im Atelier finde. Man muss aufpassen,
dass man nicht verrückt wird“, schildert Weymann, wie die Kunst ihn treibt und nicht mehr loslässt.
Ironie in grellen Farben
Er macht ganz kleine Bilder, die er zum Sozialpreis von nur 40 Euro als
Originale anbietet, „damit sich Leute mit kleinerem Portemonnaie ebenfalls Kunst leisten können“. Und er macht größere Formate, „bis maximal 1,20 mal 1,60 Meter, denn sonst bekomme ich sie nicht mehr in mein
Auto!“
Seine Werke tragen Titel wie „Spontanorgasmus eines in die Fluten geratenen Frosches“, „Gedoptes Pferd, das Hindernis nicht mehr erkennend“, „Wer den Zeitgeist heiratet wird schnell zum Witwer“ oder schlicht „Eisprung“. Er sagt von sich: „So wie ich malt keiner.“
Die Wirkung seiner Kunst auf das „normale“ Publikum ist ihm wichtig: „Ich halte nichts von dem pseudo-fachmännischen Geschwätz auf Vernissagen. Es geht einfach darum, dass jemand auf das Bild sieht. Wenn
er innerhalb einer halben Minute schmunzelt, dann habe ich gewonnen!“
Weymann ist stolz darauf, niemals Malerei studiert zu haben: „Dadurch wird man nur verbildet und gelenkt. Entweder man ist Maler oder man ist
es nicht. Für akademische Ausbildung habe ich keinerlei Verständnis, dadurch wird man nur in eine bestimmte Richtung gebracht, die nicht mehr
die eigene ist.“
Inspiriert von Werder
Peter-Joseph Weymann lebt seit 1999 mit Ehefrau Esther in der Baumblütenstadt Werder. Aus der reizvollen Insellage mit dem mediterranen Flair bezieht
er viele Anregungen. Er freut sich, dass er, im Gegensatz zu vielen Kollegen,
die oft weltweit, nur nicht da wo sie wohnen, geschätzt sind, gerade in seiner Wahlheimat viele Fans hat. Das zeigte die Ausstellung
im Kunstgeschoss, das sieht man daran, dass seine Bilder bei der HGW, im
Lendelhaus und in den Räumen der Mega zu sehen sind. Besonders stolz ist er, „Vater des einzigen schwimmenden Kunstwerks weltweit“ zu sein.
Kunstwerk auf dem Wasser
Sein „Havelwunder“ wurde vom Künstlerkollegen Arno C. Schmetjen umgesetzt. Es ist ein kunstvoll gestaltetes
Segelboot, das 2011 in Stade viele Besucher, darunter den Ministerpäsidenten David McAllister und den damaligen Bundespräsidenten begeisterte. Bilder von Weymann sind in Galerien am Kudamm in Berlin
ebenso zu sehen wie in der „Galeria de Arte“ auf der spanischen Insel Gran Canaria.
Millionen Varianten
Jetzt hat er sogar Anlauf zum Sprung ins Guiness-Buch der Rekorde genommen, mit
einem beweglichen Bild, bestehend aus 81 Würfeln, von denen wiederum jeder auf allen sechs Seiten bemalt ist. „Je nachdem wie man sie dreht, erhält man ein immer neues Gesamtbild. Insgesamt hat man Millionen von Möglichkeiten, das gibt es nirgends“, strahlt Weymann. „Leider werden im Guiness-Buch generell keine Bilder aufgenommen, sonst wäre ich darin verewigt geworden!“ Vielleicht kommt es da noch zu einem Umdenken angesichts des ungewöhnlichen Kunstwerks aus Werder!
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