Stand Mai 2012
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Auf der Suche nach der Super-Tomate
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Tomaten spielen in der Obst- und Gemüseanbaumetropole Werder eine wichtige Rolle. Daraus gefertigte Produkte mit dem „Siegel“ der Baumblütenstadt sind weltweit ein Begriff. Doch welche Tomate soll es sein? Es gibt
schließlich unzählige Sorten, welche passt für wen?
Genau das versucht Ludmilla Huth aus Neu Töplitz für sich und ihre Zeitgenossen heraus zu finden. Dabei ist sie im Vergleich zu
vielen Werderschen, die von Kindheit an mit dem Anbau von Gemüse beschäftigt waren, erst sehr spät „auf den Geschmack“ gekommen.
In der Klinik zur Tomate
Auslöser war ein Krankenhaus-Aufenthalt. Da fiel der gelernten Elektrotechnikerin aus
Zufall eine Gartenzeitschrift in die Hand, die sich schwerpunktmäßig mit Tomaten beschäftigte.
Es traf sich gut, dass die Familie aus Potsdam in Neu Töplitz kurz darauf auf ein ehemaliges Bauerngehöft mit zwei Hektar Grund stieß. Seitdem lässt die gebürtige Ukrainerin, die im heutigen St. Petersburg studierte und dort ihren
deutschen Mann kennen und lieben gelernt hat, das Thema nicht mehr los. „Mir geht es darum, herauszufinden, was die ideale Tomatensorte für unser Region, unser Klima, unseren Garten ist. Sie soll groß, schmackhaft und problemlos anzubauen sein. Mir geht es um Tomaten, die ohne
Kunstdünger und ohne chemische Behandlung auskommen können und im Freien unter natürlichen Bedingungen wachsen.“
Kampf ums Licht
Damit beschreibt Ludmilla Huth einen Traum, den sie mit Berliner Schrebergärtnern, Werderaner Gemüsebauern, Öko-Freaks, Landwirtschaftsbetrieben und Lebensmittel-Konzernen gleichermaßen teilt. „Wir wissen, dass Tomaten für Menschen viele positiven Effekte haben können. Sie schmecken lecker, lassen sich unterschiedlich verarbeiten und nützen auf vielfältige Weise unserer Gesundheit“, weiß Ludmilla Huth.
Wenn wir uns über die endlich stärker und heller werdende Frühlingssonne freuen, bleibt es im Haus von Ludmilla Huth ziemlich duster. An
jedem Fenster strecken die kleinen putzigen Tomatenbabys ihre Köpfchen in die Höhe, im harten Wettbewerb um Licht. Jeden Tag werden sie ein wenig größer, und die Zimmer damit im Frühjahr noch ein wenig dunkler. Währenddessen freuen sich ihre „Kollegen“ in einem Wintergarten-Anbau und einem Kleingewächshaus über die Frühjahrssonne. Sie wachsen und warten, auf den großen Tag, in der Mitte des Wonnemonats Mai, wenn keine Nachtfrostgefahr mehr
besteht.
Tipps und Tricks
Dann kommen sie erst mal zum Abhärten in den Kühlschrank, „je nach Sorte ein paar Stunden oder bis zu fünf Tage“. Anschließend werden sie mit einem Sud von in Wasser gelöster Holzasche geweckt. „Diese Aktivierung bewirkt Wunder!“ Danach kommen sie in die vorbereiteten Beete, die mit Holzasche und Rinderdung ökologisch gedüngt wurden.
Wachstumsfaktor Mond
Kaum zu glauben, dass die Pflanzen so schnell wachsen. Denn die Aussaat erfolgt
erst im Februar. Dabei spielt der Mond eine große Rolle. „Durch seine Anziehungskraft beeinflusst er unsere Erde, je nach Position. Ich
bin nicht abergläubisch, habe aber heraus gefunden, dass er wirklich eine wichtige Rolle spielt.
So gehen die Samen, wenn man sie entsprechend dem Mondkalender ausbringt, meist
schon in drei Tagen auf. Wenn man dagegen willkürlich aussät, können es schon drei Wochen werden oder es geht gar nichts auf.“
Die natürlich aufwachsenden Tomaten haben zwei böse Feinde, die ihnen nach ihrem Leben trachten. „Das ist der Frost und das ist die Braunfäule, ausgelöst durch Regen und zu hohe Luftfeuchtigkeit. Ich habe noch keine Sorte gefunden,
die gegen Braunfäule resistent ist. Ebensowenig habe ich dagegen ein natürliches Mittel gefunden.“
Machtlos gegen Braunfäule?
Ludmilla Huth ist seit dem Jahr 2000 Tomatentesterin. Unter ihren „Versuchs-Kaninchen“ sind diverse Sorten aus ihrer früheren Heimat Ukraine und aus Russland. „Die vertragen mehr Kälte, sind teilweise robuster, aber die Braunfäule können sie ebenfalls nicht abhalten“, weiß sie.
Ihre Samen bezieht sie von einem Spezialisten in Bayern, der sich zum Lebensziel
gemacht hat, die größte Vielfalt an Tomaten zu bieten. „In seinem Katalog finden sich 1000 verschiedene Sorten, da fällt die Wahl wirklich schwer“, berichtet Ludmilla Huth.
In den bisher zwölf Jahren hat sie mehrere hundert Sorten ausprobiert. Unter ihren Lieblingen
sind Ananas Noir aus Belgien, Marvel Stripped, Miss Kennedy, die russische
Gitane oder Rosane, Black Tula oder Japanische Trüffel und Kumator, die ebenfalls aus Japan stammt. Ludmilla Huth hat Erfahrung
mit Tomaten, die kiloschwer sind und ebenso mit kleinen Cocktailtomaten. „Wenn man seine Lieblingssorte gefunden hat, kann man die Samen ganz einfach aus
den Früchten gewinnen und braucht sie nicht Jahr für Jahr teuer nachkaufen“, gibt sie einen wichtigen Tipp.
Vielfältig verwendbar
Wenn es der Wettergott gut mir ihr meint, erntet sie mehrere Tonnen im Jahr. „Seit 2009 hatten wir wegen der Braunfäule aber nur Missernten!“ Über Abnehmer muss sie sich nicht sorgen. Die fünfköpfige Familie liebt Tomaten. Bleiben welche übrig, werden sie eingeweckt oder andersweitig verarbeitet. Zudem bietet sie
Pflanzen und Früchte im Direktverkauf auf ihrem Hof.
Trotz ständigem Kampf mit Braunfäule und Frost will Ludmilla Huth ihren Tomaten in jedem Fall weiterhin die Treue
halten: „Für Obstbäume beispielsweise fehlt mir einfach die Geduld. Ich kann nicht jahrelang
warten, bis man endlich etwas ernten kann!“
Infos: Tel. 01 76/91 00 56 72
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