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Frauen in ihrer ganzen Vielfalt
Stand Juni 2013
dii.gif
Gartenbautradition und Kunst, das
macht die Blütenstadt Werder aus. So
findet man hier eine gelernte Gärtnerin,
die mit ganz eigenwilligen Tonfiguren,
meistens Frauenköpfe, für
überregionales Interesse sorgt.
Maren Simon hat „aus Liebe zur Natur“
Gartenbau in Werder gelernt. „Als ich
gesehen habe, wie achtlos und schon fast
industriell mit den Pflanzen umgegangen
wird, habe ich schnell erkannt, dass dies
nicht der Beruf ist, den ich mir erträumte.
Alles war nur auf Ertrag und einheitliche
Qualität ausgerichtet. Pflanzen, die nicht
ganz der Norm entsprachen, wanderten
sofort auf den Kompost. Der Einsatz von
Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln
war an der Tagesordnung,“ erinnert sich
die heute 50-Jährige zurück.    
Grüner Faden
Sie machte im Abendstudium das Abitur
nach und erreichte, dass sie ihr Betrieb
wunschgemäß nach Leipzig an die
„Hochschule für Grafik und Bildkunst“
delegierte. „Ich wollte meine Liebe zur
Natur ausleben, indem ich
Buchillustrationen mache“, begründet sie
diesen Schritt, der sie aus der Garten-
Praxis in die Kunst brachte. „Allerdings
war ich gerade zur Wende mit dem
Studium fertig, da brauchte niemand
Illustratoren. Als Grafiker wollte mich
ebenfalls niemand. Es ging da immer um
schnelle Ergebnisse, ich war den Firmen
einfach zu gründlich und damit unren
tabel“, erinnert sie sich an die Leere, die
sie traf, zurück.
„Ich machte Streifzüge durch die
Landschaft und begann sie zu malen. Die
Malerei hat mich gerettet, war für mich wie
eine Therapie“, blickt die Künstlerin auf
diese schwierige Zeit zurück. Die Liebe
zur Natur sieht sie selbst als „Grüner
Faden“, der ihr Leben und ihre Kunst
bestimmt.  
Alt-Japanische Kunst
Schlüsselerlebnis war, als sie in Berührung
mit der Glindower Ziegelei kam. „Durch
den Verein erfuhr ich von der
Raku-Technik, die in Japan zu Hause ist
und dort Ende des 16. Jahrhunderts
entdeckt wurde. Dabei werden Tongefäße
rotglühend bei 1000 Grad erhitzt und dann
in einen Behälter mit Naturmaterialen, die
sie luftdicht umgeben, gebracht. Durch die
spezielle Reaktion mit diesen kommt es zu
ganz sensationellen Effekten.“
Da sich der Brennverlauf nur ungenau
steuern lässt, entstehen überraschende
Unikate. „Ton ist ein Material mit
viel Eigenleben. Oftmals entsteht etwas
ganz anderes, als man möchte“, beschreibt
sie das Eigenleben ihres Naturmaterials.
Zwei Kategorien
So schafft sie Skulpturen, die sie in zwei
Kategorien trennt: „Frei erfunden“ und
„real existierend.“ Bei letzterem geht
es um „Porträts“ von Frauen, meist
solchen, die ihr nahestehen. „Ich muss
einen Bezug zu der Person haben. Wenn
gegenseitige Sympathie vorhanden ist,
werden die Arbeiten besser. Dabei geht es
mir immer darum, die Vielschichtigkeit
eines Menschen hervorzuheben. Niemand
ist nur eins“, beschreibt sie ihren
künstlerischen Ansatz.
Zu den Werken, die sie selbst sehr mag,
gehört „Kleine Schwester“, das sie ihrer
eigenen Schwester gewidmet hat: „Wer
kleinere Geschwister hat, weiß, dass es
eine hohe Verantwortung und manchmal
Belastung ist, diese mit aufzuziehen“, sagt
sie.
Die Skulptur ist typisch für Maren Simon:
Das Mädchen drückt Selbstbewusstsein
aus, hat eine freche Punk-Frisur und wirkt
andererseits nachdenklich und
zerbrechlich. Zu den weiterenThemen
gehören Skulpturen, die sich mit Frauen
beschäftigten, die durch den Krieg oder die
Lebensumstände leiden mussten ebenso
wie die Auseinandersetzung mit aktuellen
Fragen.
1000 Grad
Die „Herstellung“ der Figuren ist
ungemein langwierig. Ist die Künstlerin
mit ihrer Arbeit zufrieden, muss das Werk
vier Wochen an der Luft trocknen.
„Anschließend kommt es 14 Tage in den
Ringofen, dann kommt es wieder zur
Nachbehandlung zu mir ins Atelier. Wenn
die Skulptur perfekt ist, bringe ich sie nach
Hause in den heimischen Garten, wo ein
Freibrandofen steht.“
Da ist Ehemann Jörn Simon gefragt, denn
nun soll er die rotglühenden Körper mit
einem Gewicht von 20 Kilogramm aus
dem 1000 Grad heißen Ofen holen, ohne
dass sie zerbrechen. „Das ist schwerste
körperliche Arbeit!“ Da kann durchaus mal
was schiefgehen, und die Arbeiten gehen
kaputt. Eine Figur wurde so beschädigt,
dass sie noch erhalten blieb und mit ihren
„Verletzungen“ nun wieder ein ganz
eigenes Kunstwerk im Atelier der
Künstlerin darstellt.  
Humor und Ironie
Bei allem Ernst, mit dem Maren Simon
ihre Auffassung von Natur in sehr
ungewöhnliche Kunstwerke gießt, ist ihr
Humor nicht fremd. Das beweisen manche
Auftragsarbeit. So sollte sie einen
kunstvollen Hunde- Fressnapf kreieren.
Der Schalk ließ sie nicht los, nun ist es
ausgerechnet eine Katze, die dem
Vierbeiner Leckeres präsentieren wird.
Ihre Grafiken und Zeichnungen beweisen
ebenfalls oft Ironie, insbesondere, wenn sie
sich darin selbst porträtiert.
Ungewöhnlich vielseitig
Maren Simon ist eine sehr vielseitige
Künstlerin, die Malerei und Grafik ebenso
fasziniert wie Plastiken. Das Atelier ist voll
von Frauenakten, die mit erotisch-üppigen
Formen anziehen. „Gerade reifere Frauen
kommen zu mir, um sich malen zu lassen.
Ich mache das sehr gerne, denn erfahrene
Frauen sind einfach ausdrucksvoller.“
Weshalb malt die Künstlerin keine Männer
in erotischen Positionen? „Das würde ich
sehr gerne, aber ich habe bisher keinen
gefunden, der bereit gewesen wäre, mir
Modell zu stehen“, gibt sie einen Hinweis
auf die offenbar zu hohen Schamschwellen
bei der Männerwelt der Region.
Abstand zu Hobbymalern
Die Werke von Maren
Simon sind leider nur in einer ständigen
Präsentation im kleinen Atelier in der
Mühlenstraße am Havelufer auf der Insel
zu sehen. Die Einladung zur Teilnahme
an der „Bestandsaufnahme“ lehnte die
sanfte nachdenkliche Frau rigoros ab: „Ich
finde das Konzept falsch.  Hobbykünstler,
die zum Zeitvertreib malen, sollten
getrennt von professionellen Künstlern
präsentiert werden, die einen inneren
Zwang haben, sich durch die Kunst
auszudrücken.“
Info: www.maren-simon.com
Tel. 03 32 07/5 18 20
Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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