Stand Juni 2014
Vorausblickende Weichenstellung ist
das „Geheimrezept“, das Werder seit
der Wende zu einem farbigen und
attraktiven Ort machte. Heute ist die
Baumblütenstadt fester Bestandteil auf
dem Programm von Berlin-Besuchern,
beliebtes Ziel von Ausflüglern und als
Wohnort gefragt.
Zu danken ist dies in großen Teilen dem
Engagement der Stadtverordneten der
„ersten Stunde“ und Bürgermeister Werner
Große. Er wird nun allerdings auf den
ersten Tanz mit einer frisch gekürten
Blütenkönigin verzichten müssen, da der
64-jährige Vollblutpolitiker nach 24 Jahren
an der Spitze der Stadt ab 1. Oktober 2014
in den verdienten Ruhestand gehen wird.
Immense Veränderung
In dem zurückliegenden knappen
Vierteljahrhundert hat sich Werder so
verändert, dass jemand, der die Zeit
dazwischen nicht vor Ort war, die Stadt an
der Havel nicht wiedererkennen würde.
„Errichten wir mal schnell blühende
Landschaften, das war unser Motto nach
den ersten freien Wahlen vom Mai 1990 in
Werder“, erinnert sich Werner Große an
den Start seiner Karriere als Bürgermeister
der Baumblütenstadt zurück. „Als wir dann
die erste Straße geöffnet hatten, um sie zu
sanieren, da wussten wir, das wird alles
etwas länger dauern als ursprünglich
gedacht.“
Einfach anpacken
Er erinnert sich sehr gern daran zurück,
wie er und seine Mitstreiter in der
Stadtverwaltung in den frühen 1990-er
Jahren einfach anpacken konnten. „Arbeit
gab es genug und Geld gab es ausreichend,
man musste nur wissen, wie man da
rankommt. Das haben wir schnell
mitbekommen. Man muss sich nur
erinnern wie wir angefangen haben: Die
Häuser auf der Insel waren bis auf wenige
Ausnahmen in katastrophalem
Zustand. Heute ist die Inselstadt ein
attraktiver Magnet für Besucher und
Einheimische. Der traditionsreiche
Obstbau war zusammengebrochen. Wir
hatten rund 25 Prozent Arbeitslosigkeit.
Heute laden zahlreiche Obstgärten zum
Besuch ein, der Weinanbau steht in neuer
Blüte. Wir haben ein völlig neues
Gymnasium, eine moderne Feuerwache,
viele der wichtigsten Straßen sind saniert.
Wo bis 1994 völlig abgeschottet
sowjetische Soldaten in grauen Kasernen
lebten, entstehen jetzt neue Wohnungen.
Die ‚Blüten Therme’ in den Havelauen ist
ein Beispiel dafür, wie mit
zukunftsweisenden
Infrastrukturentscheidungen eine ganze
Kette von Investitionen und
Entwicklungen angeschoben werden
kann.“
Probebetrieb
Dort ist Anfang Mai Wasser in das
Sportbecken gefüllt worden. Die
Filteranlage läuft ebenfalls im
Probebetrieb. Im Saunabereich werden
gerade die Wände mit Marmor verkleidet.
Werner Große wird nun selbst Zeit haben,
die Anlage zu genießen. Wunschgemäß hat
ihn die Stadtverordnetenversammlung von
Werder am 15. Mai 2014 in den
vorzeitigen Ruhestand aus
gesundheitlichen Gründen versetzt. Bis
Ende September bleibt er Bürgermeister
und kann vielleicht sogar noch die „Blüten
Therme“ eröffnen, die in jedem Fall noch
2014 in Betrieb gehen soll. Sein erster Tag
im wohlverdienten Ruhestand wird der
1. Oktober 2014 sein.
Erfahrung an der Spitze
Manuela Saß hat als stellvertretende
Amtsdirektorin Verwaltungserfahrung
gesammelt. Die heute 48-Jährige stammt
ursprünglich aus Wolgast an der Ostsee.
Sie ist „1. Beigeordnete“ in der
Stadtverwaltung von Werder und
damit Vertreterin des Bürgermeisters. Sie
hat also mit dieser Position bereits eine
Menge Erfahrung gesammelt. Die Familie
zog 1997 aus Potsdam nach Werder, da
Ehemann Axel Saß wieder zurück in die
„Heimat“ wollte. „Er hat seine Kindheit
und Jugend in Töplitz verbracht“, so
Manuela Saß. Aus der Ehe ist eine Tochter
hervorgegangen, mittlerweile gibt es einen
süßen Enkel. Der Stadtverband der CDU
hat sich einstimmig dazu bekannt, sie als
Bürgermeisterkandidatin zu nominieren.
Inzwischen ist sie Mitglied der CDU,
vorher war sie parteilos.
Erfolge weiterführen
Ihr beruflicher Einstieg im Rathaus von
Werder war Anfang 2010. Sie hatte sich
auf eine Ausschreibung beworben und
wurde Fachbereichsleiterin, unter anderem
mit Verantwortung für Ordnung, Sicherheit
und Soziales. Acht Monate später wurde
Manuela Saß auf Vorschlag von
Bürgermeister Werner Große zur
1. Beigeordneten gewählt. Nun möchte sie
„das fortführen, was sich knapp 25 Jahre
bewährt hat“. Sie verweist auf die
gleichmäßige Entwicklung in der Stadt und
den Ortsteilen. „Wir hatten gerade das 135.
Baumblütenfest. Es ist immer wieder
beeindruckend, wie mit vereinten Kräften
die immense Vorbereitung durchgeführt
wird und wie die örtlichen Unternehmen
hinter dem Fest und der Stadt stehen.
Genauso beeindruckend ist es, zu sehen
welche Dynamik sich mit der ‚Blüten
Therme’ in den Havelauen entwickelt hat“,
nennt Manuela Saß wichtige Ecksteine für
die Entwicklung der Baumblütenstadt.
Mittlerweile gibt es in den Havelauen neue
Einkaufsmöglichkeiten, die alten Kasernen
werden durch private Investoren zu
Wohnungen umgebaut. „Nun sind alle
Grundstücke für Einfamilienhäuser
belegt“, weiß sie. Auf die Eröffnung der
Therme freut sich Manuela Saß ebenso wie
die ganze Stadt. „Normalerweise sind
Zweckbauten wie eine Therme quadratisch
und praktisch. Wir haben darauf
geachtet, dass bei uns ein
architektonisch reizvolles Bauwerk
entsteht. Das weithin sichtbare Dach
nimmt in seiner Form die Wellen der
Havel auf. So hat noch niemand eine
Therme gebaut. Durch das Hochwasser an
der Elbe, wo das Betonwerk für unseren
Bau liegt, durch die Einhaltung von Nist-
und Brutzeiten und Gutachten sind wir
etwas in Zeitverzug geraten, aber bis
Ende 2014 wird eröffnet“, ist sich Manuela
Saß sicher. Dann kann die Jugend endlich
in der eigenen Stadt schwimmen lernen.
Dass an der Baustelle brav gearbeitet wird,
hat Manuela Saß bestens im Blick,
schließlich wohnt sie selbst in den
Havelauen!