Sie hat gemeinsam mit der damaligen Trainerin Hanna Heinze die Vereinsgeschichte
durch beachtliche
Erfolge mitgeprägt und kann deshalb eine ganze Menge an selbst Erlebtem zur Geschichte des
Vereins
beitragen. Dafür wird es dieses Jahr besonders viel Gelegenheit geben, denn der kleine aber
feine RV
Borussia feiert im Herbst das runde und sehr beachtenswerte 120. Jubiläum.
Neue Erfolge
Trotz oder wegen des Alters ist der Verein allerdings alles andere als „verstaubt“. Das bewiesen gerade
wieder vier Mädchen der wiederbelebten Kunstradabteilung. Yvonne Kaltenstadler, Jolina
Kreische, Annika
Zinke und Elisa Demuth sorgten im Sommer 2014 nur wenige Wochen nach der Neugründung ihrer Einrad-
Abteilung mit einem sensationellen dritten Platz bei den „Ostdeutschen Meisterschaften“ in Märkisch
Buchholz für großes Aufsehen. Im Einer-Kunstradfahren der U15-Schülerinnen kam Elisa Demuth zweimal
zu Bronze.
Radeln im Ballsaal
Borussia hat also viel Grund stolz zu sein. Der Verein wurde 1895 von aufmüpfigen Obstbauern gegründet,
die sich nicht dem damaligen Modesport „Turnen“ unterwerfen wollten. 1901 wurde sogar noch ein
„Konkurrenzverein“ um Heinz Scholz gegründet, der in der noblen Bismarckhöhe trainierte. 1908 kam es
zum Zusammenschluss beider Vereine. Mit 100 Mitgliedern gab es einen ersten Höhepunkt. Mit zur
Attraktivität hatte sicher beigetragen, dass sich die Verantwortlichen entschlossen hatten,
die neu auf den
Markt gekommenen Saalmaschinen anzuschaffen, mit denen „Trockentraining“ unter schützendem Dach
möglich war. Damit war aus dem Schönwetter-Sport eine Ganzjahres-Fitnessmöglichkeit geworden.
Landesweit erfolgreich
Jedenfalls war damit der Weg frei zum Kunstrad, mit dem der Verein schnell
erfolgreich wurde. So
erreichten sie 1920 beim Schmuckkorso in Halle den ersten Platz! 1948 wurde der
Verein wiedergegründet
und erstahlte mit improvisierten Rädern und Aktiven wie Adolf Weichert, Bruno Krause, Willi Bäck, Alfred
Bölke und Karl Kuhlbrodt neu. Ingeborg Schmahlfeld und Ingeburg Kleine machten
DDR-weit von sich
reden. 1952 wurde im mühsam in Eigenarbeit rekonstruierten neuen Vereinsdomizil an zwei Tagen eine
Landesmeisterschaft mit 178 Sportlern und bis zu 600 Zuschauern durchgeführt. Stars waren Gerhard
Große und Günter Schwäbe, die Jugendmeister im Radball wurden.
Erfolgreich in der Oberliga
Bruno Krause, Willi Bäck, Karl Kuhlbrodt, Alfred Bölke, Günter Schwäbe, Karl Kassin, Adolf Weichert,
Waldemar „Waldi“ Lehmann gehörten fortan ebenso wie Gerhard Große, Horst Rosenmüller, Peter
Tschirch, Wolfgang Bathe und Wolfgang Engel zu den Stars im Radball, die
vielfach in der Oberliga
erfolgreich spielten. Nach 1996 traten Hermann Weichert, Hartmut Bathe und
Dieter Wenglorz in deren
Fußstapfen. Doch zunehmender beruflicher Stress zeigte seine Auswirkung. Der Verein
verlor viele aktive Sportler.
Mädchen im Kommen
Zum Jubiläum kann Jeanette Rux auf 44 Aktive verweisen. Insbesondere Mädchen entdecken den Spaß
am Balancieren in Bewegung für sich. „Von den 23 Nachwuchs-Fahrern im Alter von sieben bis 17 Jahren
sind fast die Hälfte weiblich. Die zwölf Jungs interessieren sich vorwiegen für Radball“, bilanziert die
Vorsitzende. Die heutige Angestellte bei der Arbeitsagentur ist mit ihrer
Karriere „typisch“ für den Verein.
„Ich kam gleich als Kind zum Radfahren, weil hier der Urgroßvater und die Mama trainierten“, blickt die 49-
Jährige zurück. Die große Feier findet im September in den Räumen der Gymnasium-Turnhalle statt, wo
sich die Sportler sonst zum Üben treffen.
120 Jahre kunstvoll auf dem Fahrrad
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