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Nach teilweise ausgedehnten Diskussionen gehören nun Phöben, Glindow und Kemnitz als Orteile zur Stadt Werder. Derwitz und Töplitz stoßen noch in diesem Jahr dazu. Am 26. Oktober 2003 sind Kommunalwahlen, dann gibt es eine gemeinsame Stadtverordnetenversammlung. Wie sind die Erfahrungen der neuen Ortsteile? Haben sich Befürchtungen der Bürger, die die Diskussion bestimmten, bestätigt oder zerschlagen? Dies wollten wir von Arne Raue erfahren. Er war Bürgermeister von Glindow, der mit knapp 4000 Einwohner größten der eingegliederten Gemeinden. Außerdem ist er für die Agenda 21 im Arbeitskreis Ortsteile als Ansprechpartner genannt.Wie ist Ihre Bilanz der Eingemeindung? Arne Raue: Wir hatten einen sehr guten Eingliederungsvertrag erreicht. Bis zur neuen Stadtverordnetenversammlung im Oktober sind nun der Ortsbürgermeister sowie je ein Vertreter der bisherigen Fraktionen in der alten Gemeindevertretung mit in der SVV. Damit finden wir für alle unsere Belange ausreichend Gehör. Bürgermeister Große hat viel Fingerspitzengefühl bewiesen, die Interessen auszutarieren. Ich selbst fühle mich mittlerweile ebenso als Werderaner wie als Glindower. Ich denke, den meisten Bürgern bei uns und in den anderen neuen Ortsteilen geht es ebenso. Wie lässt sich erreichen, dass die Stimme der Ortsteile in Zukunft nicht untergeht? Arne Raue: Dafür wurde meines Erachtens eine sehr gute Lösung gefunden. Für die Kommunalwahl wird es zwei Wahlkreise geben. Einer davon betrifft die historische Stadt Werder, der andere die Ortsteile. Damit werden wir entsprechend unserer Einwohnerzahl in der neuen Stadtverordnetenversammlung präsent sein. Sie waren mit 28 Jahren einer der jüngsten Bürgermeister. Ist Ihre politische Karriere mit nunmehr 33 Jahren und vielen Erfolgen für Ihren Ort beendet? Arne Raue: Das hoffe ich nicht. Ich habe mich mittlerweile der CDU angeschlossen und werde als Stadtverordneter kandidieren. Es gab ja viele Befürchtungen, es würde die Identität der Ortsteile verloren gehen. Arne Raue: Wir haben unser Kirsch- und Ziegelfest, das weiter geführt wird. In anderen Ortsteilen ist es ähnlich. Wir haben unsere kulturellen Aktivitäten, unser Vereinsleben, das ändert sich doch nicht. Im Gegenteil: Wir haben jetzt viel mehr Geld für Kultur als früher. Die Befürworter haben ja oftmals die höheren Schlüsselzuweisungen ins Gespräch gebracht. Mehr Einwohner bedeutet mehr Geld von Land und Bund. Arne Raue: Aktuell leiden wir darunter, dass das Land die Mittel in vielen Bereichen gestrichen hat und der Kreis die Umlagen erhöht hat,obwohl von dort keinesfalls mehr Leistungen kommen. In welche Richtung soll sich das neue Werder entwickeln? Arne Raue: Ich sehe für uns das größte Potenzial im Tourismus. Ich halte sehr viel von dem Projekt des Freizeitbads. Wir werden in der Region die einzigen sein, die dann eine derartige Einrichtung haben. Natürlich sind damit für die Stadt entsprechende Risiken verbunden. Darauf habe ich in der Stadtverordnetenversammlung hingewiesen. Ich denke aber, dass wir diese Risiken in Kauf nehmen sollten, weil wir dadurch zusätzlich zum Anziehungspunkt werden. Das würde sich auf die Gastronomie, den Einzelhandel und sicher auch auf unsere Obstbaubetriebe auswirken. Im Ortsteil Petzow wird an einer Ferienanlage gebaut. Ist das nicht zuviel des Guten? Arne Raue: Ganz im Gegenteil, ich denke, dass sich beide Projekte ergänzen werden. In Petzow geht es um hochwertige Erholungsmöglichkeiten, in Werder um bezahlbaren Freizeitspaß für die Familie. Warum sollten Urlauber aus Petzow nicht mal ins Freizeitbad in Werder kommen?
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Arne Raue wurde mit 28 Jahren Bürgermeister in Glindow. Damals ging es ihm darum, steckengebliebene Planung auf ein realistisches und genehmigungsfähiges Maß zu reduzieren. So wurde die Grundlage geschaffen, um den Ort weiter zu entwickeln. Raue entstammt einer traditionsreichen Glindower Familie. Er lernte Baufacharbeiter mit Abitur und hat anschließend in zwei Jahren auf dem Bau Schwielen an den Händen und viel Praxiserfahrung bekommen. Anschließend studierte Raue Verwaltungsrecht und ist seit vier Jahren im Brandenburger Innenministerium für Büroorganisation zuständig. Arne Raue hat eine dreieinhalbjährige Tochter, ist Vorsitzender des Werderaner Handballvereins, liebt joggen, radfahren und schwimmen. Sehr gerne genießt er italienische Küche: Alles mit Oliven und am liebsten einen trockenen Chianti dazu.
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