Stand: Februar 2009
Als Landwirt zwischen Studenten, Industrie und Innovation:
Zehn Schweine und viel Bürokratie
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Wildaus Reiz macht gerade der Gegensatz von Technik und Natur aus.
Während die Studenten in der bundesweit renommierten Technischen Fachhochschule
auf dem traditionsreichen Schwermaschinenbau-Gelände über ihren Aufgaben tüfteln und innovative Firmen an unserer Zukunft basteln, laden um die Gemeinde
herum Dahme und Wiesen zum Entspannen ein.
Sogar Getreide aus Wildau gibt es: Dank Bauer Siegfried Behnke sprießt Weizen auf den sandigen Feldern. Behnke ist der einzige Bauer, den es im Ort
noch gibt, und ihm ist es zu verdanken, wenn Wildaus Reize sich im Grünen zeigen. Der Bauer sorgt für satte Wiesen und ordentliche Felder wie man sie sonst nur aus dem Bilderbuch
kennt. Denn Siegfried Behnke ist Bauer aus Leidenschaft. Die Familie hatte über Generationen im heutigen Polen eine Landwirtschaft.
Siegfried Behnke freundete sich deshalb schnell mit der ungewohnten Erde in
seiner neuen Heimat an, in die er 1951 mit acht Pferden kam. Er arbeitete in
der LPG und wollte es nicht mit ansehen, dass Wildau nach der Wende bauernlos
wird. Also übernahm er zu Jahresbeginn 1990 von der aufgelösten LPG Maschinenbestand, Gebäude sowie 100 Hektar Wiesen- und Äcker und 30 Hektar Wald.
Damit ist Siegfried Behnke „König auf Wildaus Fluren“ – noch. Er pflanzt Brot- und
Futtergetreide, macht Heu, verkauft Stroh und ein wenig Hackholz. Dank ihm gibt
es Senf in Wildau ebenso wie Futterrüben und strahlend gelb-blühenden Raps, „als Zwischenfrucht zur Bodenverbesserung“. Denn Behnke ist es wichtig, den Boden zu pflegen, so naturnah wie möglich.
Doch wie lange noch? Den 70-Jährigen plagen immer öfters Gesundheitsprobleme. Weitervererben wie in der „guten alten Zeit?“ Behnke winkt ab: „Meine Tochter hat eine sichere Stelle als Beamtin, ein Sohn hat nach einem
Arbeitsunfall einen Wirbelsäulenschaden, der andere fühlt sich als Tischlermeister wohl. Die Hauptgründe der Unlust an der Landwirtschaft liegen aber wohl woanders: „Es ist kaum möglich, damit heute noch wirtschaftlich über die Runden zu kommen: Dünger und Saatgut verschlingen oftmals mehr, als die Ernte einbringt. Die hohen
Treibstoffpreise und die ausufernde Bürokratie dank immer mehr Vorschriften aus Brüssel und Berlin machen das Leben
eines Bauern nicht einfacher. Dazu kommt, dass man als Landwirt immer da sein
muss. „Wochenlang in Urlaub fahren, das geht einfach nicht, denn Mitarbeiter wie früher kann sich ein Hof nicht mehr leisten.“
Und so kann es schon bald sein, dass Wildaus grüne
Lungen von Berlin aus gehegt und gepflegt werden, sofern der „Wunschkandidat“ von
Behnke in die Übernahme „einschlägt“.
Infos
Tel. 0 33 75/50 08 95
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