Stand Februar 2011
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Tonpfeifen fürs Tabakskollegium
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Die Tonpfeifen, die im Tabakskollegium so trefflich schmauchten, während der Soldatenkönig und seine Berater über dem Schicksal Preußens brüteten, lassen sich bis zu einer bekannten Wildauer Familie zurückverfolgen! Das fand der 29-jährige Student Christian Ritter heraus. Denn das große Hobby des Wildauers ist die Historie. Als er dem eigenen väterlichen Stammbaum nachging, fand er heraus: „Vorfahren arbeiteten in einer Tonpfeifenmanufaktur, die den Soldatenkönig belieferte.“ Das war in Rostin in der Neumark, also bevor Familie Ritter in Wildau ansässig wurde.
100 Jahre Frieden
Momentan beschäftigt sich der geschichtsbegeisterte Theologie-Student allerdings weniger mit
seiner Familiengeschichte. Stattdessen hütet sein Laptop immer mehr Einzelheiten über die Historie der Wildauer Friedenskirche. Denn 2011 feiert die
Jugendstilkirche das 100. Jubiläum. Zu diesem Fest möchte der Wildauer die lange erhoffte Chronik der Wildauer Kirchengemeinde
beitragen. Einen gewissen Teil kann er sogar aus eigenem Erleben
nachvollziehen. Denn er
gehörte zu den letzten Bewohnern des Pfarrhauses. „Ich habe darin einen Teil meiner Kindheit verbracht und habe dann als Student dort wieder einige Zeit gewohnt“, strahlt Christian Ritter. Sein Vater Friedrich-Wilhelm Ritter war nämlich von 1971 bis 1986 in der Gemeinde Pfarrer. „Er verließ Wildau, weil er zum Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR als Finanzreferent berufen wurde“, so Christian Ritter.
Kurfürst verordnete Fitness
Der Sohn tritt in seine Fußstapfen und studiert gerade Theologie um wie der Vater Pfarrer zu werden. Dafür braucht es aber noch Zeit, denn der Abschluss des Studiums liegt noch in
Ferne. Dennoch wählte ihn die Evangelische Friedenskirchengemeinde nun an ihre Spitze. In dieser
Funktion ist Ritter ein wichtiges Anliegen, den 100. Geburtstag der
Friedenskirche würdig zu begehen. Denn die vom Jugendstilarchitekten Georg Büttner entworfene Kirche befreite die Gemeinde vor einem Ärgernis, das sie über Jahrhunderte unfreiwillig bewegt hatte: „Vorher mussten die Wildauer zum Gottesdienst nach Königs Wusterhausen ziehen“, hat Christian Ritter herausgefunden. Schuld an dieser unfreiwilligen
Sonntagsgymnastik war Kurfürst Friedrich III., der ab 1701 als König Friedrich I. Preußen regierte. „Er veranlasste 1693 den Abriss der baufälligen Kirchen von Hoherlehme und Wendisch Wusterhausen zugunsten
einer zentralen neuen Kirche in Wendisch Wusterhausen, dem heutigen Königs Wusterhausen. Das schien ihm weniger teuer, als alle Kirchen zu unterhalten“, so Christian Ritter.
Schwamm im Gebälk
Während die Gemeinde vor hundert Jahren also offenbar genug Geld hatte, um eine
repräsentative Kirche zu bauen, werfen nun schon Reparaturen Probleme auf. So war es
ein Kraftakt, die Kirche 2008 mit einem neuen Dach zu versehen. „Allerdings hat man die ursprünglichen zwei Gauben weggelassen“, so Ritter. „Im Inneren müsste man Teile des Tonnengewölbes neu ausmalen. In den 1990-er Jahren waren viele Holzteile von Schwamm
befallen und wurden aus Kostengründen nur erneuert und nicht wieder bemalt. Es wäre also noch einiges zu tun, um den Originalzustand wieder herzustellen.“
Band zum Proben gesucht
Weiteres Sorgenkind ist das Pfarrhaus, das mittlerweile nicht mehr bewohnt wird.
„Hier werden dringend Mitnutzer gesucht. Beispielsweise könnte man Veranstaltungen und Familienfeiern ausrichten. Da das Haus allein
steht, wäre es als Übungsraum für Bands ideal.“ Christian Ritter, der neben seiner neuen Funktion als Vorsitzender des
Gemeindekirchenrats trotz junger 29 Jahre „altgedienter“ Gemeindevertreter ist und für die SPD im Wildauer Kommunalparlament Weichen stellt, hat mit Immobilien
Erfahrung. Als Mitglied im Bundesrat der Evangelischen StudentInnengemeinde ist
er in Bad Saarow für das „Hospiz zur Furche“, ein früheres Rüstzeitheim der Kirche, zuständig.
Geburtstag mit Geschichte
Der Wildauer Kirchengeburtstag wird vom 12. bis 15. Mai mit vielen Höhepunkten und unter starker Einbindung von Hückelhoven, Wildaus Partnergemeinde in Westdeutschland, stattfinden. „Die Gemeindepartnerschaft war damals ja von der Kirche initiiert worden. Mein
Vater sorgte dann zusammen mit dem Pfarrer von Hückelhoven für eine Wiederbelebung. Nach der Wende wurde daraus eine feste Partnerschaft
beider Kommunen“, weiß der geschichtsbegeisterte Christian Ritter noch eine Geschichte aus der
Geschichte.
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