Stand: März 2009
Klezmer für die Welt:
Harry’s Freilach aus Zeuthen
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In Zeuthen ist Musik zuhause, nicht erst seit die
Gesamtschule sich in die Fußstapfen des Komponisten Paul Dessau begab. Von hier aus erhält die Welt der Musik immer wieder neue Impulse. Nun hat sich ziemlich neu, ein
Musiker im Ort niedergelassen, der als deutscher Pionier der „modernen“ Klezmer-Bewegung gilt.
Harry Timmermann gibt mit seiner Combo „Harry’s Freilach“ seit den 1990-er Jahren in ganz Deutschland und oft im Ausland vielbeachtete
Klezmer-Konzerte. Klezmer, das ist eigentlich die Musik der osteuropäischen Juden.
Nachtwächter spürt Künstler auf
Doch der im mecklenburgischen Güstrow geborene und im westdeutschen Braunschweig aufgewachsene Klezmer-Pionier
stammt weder aus Osteuropa noch ist er Jude. Er war nicht mal Musiker, als ihn
das Klezmer-Fieber packte, sondern arbeitete als studierter Germanist als
Radio-Mitarbeiter für den
damaligen SFB. „Meine Aufgabe waren Porträts über etwas in Vergessenheit geratene Schriftsteller und Künstler“, erinnert er sich. Zeitweise war er noch als Nachtwächter tätig.
CD veränderte das Leben
Ganz nebenbei spielte er Klarinette. Ein angenehmes Herumgammeln war das, ohne
berufliche Eintönigkeit durch feste Bindung. Und dann, der Tag, an dem er auf eine CD stieß, eine besondere CD. Darauf zu hören: die Klezmer-Ikone Giora Feidman. „Da gingen mir die Augen auf. Dass man einer Klarinette solche Töne entlocken kann, hätte ich für nicht möglich gehalten!“ Es war diese Faszination, die den eher ziellosen Germanisten plötzlich in ein ganz neues Fahrwasser brachte. Mit Bekannten, darunter einem
befreundeten Pfarrer aus Neukölln, wurde die Gruppe „Harry’s Freilach“ 1992 gegründet. Erst als Szene-Tipp, zu hören in In-Cafés in Kreuzberg, wo Literaten wie Heiner Müller Stammgast waren, dann in Kirchen und schließlich regelmäßig in den Hackeschen Höfen in Berlin-Mitte. Plötzlich waren die jüdischen Weisen der Nicht-Juden deutschlandweit und bald sogar europaweit
gefragt.
Einzug ins Leben
Per Zufall stieß 2001 die renommierte Musikerin Sophie Seuris dazu. Die langjährige Leiterin der Musikschule der südfranzösischen Metropole Lyon hatte ihre Karriere im renommierten „Orchestre de Paris“, das Größen wie Herbert von Karajan und
Daniel Barenboim als Dirigenten hatte, fortgesetzt. Schließlich sollte sie sogar den Chor des weltberühmten Münsters „Notre Dame de Paris“ leiten, doch Sophie Seuris trieb es nach Berlin. Dort wollte sie von Null
anfangen und landete im Zuge der Wohnungssuche ausgerechnet bei Harry
Timmermann, der im schäbigen Bohème-Stadtteil Berlin-Wedding gerade seine bisherige Wohnung räumte, weil er zwei Etagen höher in größere Räume ziehen wollte. Sophie Seuris zog also ein, in die Wohnung, in sein Herz, in
sein Leben und in die Band.
Dank Kindersegen nach Zeuthen
Der ersehnte Kindersegen ließ den Wunsch nach „grüner Umgebung“ wachsen. Damit gewann Zeuthen eine international erfahrene Musikerin, die
mittlerweile in ihrer Freizeit die Wildauer Zupfmusikanten leitet und einen
Pionier der modernen Klezmer-Musik. Wenn sie nicht
gemeinsam auf der Bühne stehen, dann zeigt Sophie Timmermann, mittlerweile hat das Paar zwei Jungs
und ist verheiratet, dass sie alleine ebenfalls überzeugt. Beispielsweise mit einem Chanson-Programm, das hoffentlich bald ebenso
in Zeuthen zu
hören ist wie die berühmte Band „Harry’s Freilach“.
Infos:
Tel. 01 73/4 76 66 54
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