Stand April 2011
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Endstation Zeuthen?
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Endstation Zeuthen – „alles aussteigen!“, so hieß es in Zeuthen ab 1916 an den Wochenenden, wenn die Berliner in die
Sommerfrische strömten.
„Die Züge fuhren damals am Wochenende schon alle zehn Minuten. Bei den zusätzlich eingesetzten Zügen, die nur bis Zeuthen verkehrten, mussten die Loks schnell wieder umgesetzt
werden, damit sie für die Rückfahrt nach Berlin wieder vorne waren. Dafür wurde eigens eine Kehranlage gebaut“, wissen Michael Liedtke und Joachim Heinig. Der Sanitärfachmann und der Techniker im Umweltamt des Berliner Bezirks
Marzahn-Hellersdorf haben sich Zeuthens Eisenbahngeschichte zur Freizeitaufgabe
gemacht. Nun sind sie sogar dabei, den Bahnhof neu zu bauen – im Miniaturformat H0, aber dafür in historischer Ansicht: „Wir sind durch Zufall an die Pläne von 1936 rangekommen. Damals war der Bahnhof noch weitgehend in der
Originalform von 1897“, so Joachim Heinig, der zugleich im Heimatverein von Zeuthen aktiv ist. „Die Entwicklung der Orte entlang der Bahnstrecke ist eng mit der Entwicklung der
Eisenbahn verknüpft. Erst durch diese Anbindung an Berlin konnte Zeuthen als Vorort der Großstadt stetig wachsen. Damals war die Situation wie heute, dass man im Grünen wohnte und zum Arbeiten nach Berlin fuhr.“
Bevor Zeuthen in den Genuss eines eigenen Bahnhofs kam, gab es hier bereits
einen „Haltepunkt“ der ursprünglich privaten Berlin-Görlitzer Eisenbahn. Deren Strecke vom Görlitzer Bahnhof in Berlin nach Görlitz wurde in zwei Abschnitten in Betrieb genommen. In den Jahren 1866 ging es
nur bis Cottbus und ab 1867 dann bis nach Görlitz. Zeuthen, oder besser Miersdorf, erhielt 1874 seinen Haltepunkt, der nach dem
Miersdorfer Ortsteil „Hankels Ablage“ benannt war.
Später erhielt er den Zusatz „Zeuthen“. Diesen idyllischen „Lagerplatz“ am Zeuthener See entdeckten nach Theodor Fontane viele Berliner als
Sommerfrische und als Wohnort, so dass 1897 ein richtiger Bahnhof her musste.
Beim Bahnhofsbau waren die Planer dann wohl weniger literarisch angehaucht, so
dass Zeuthens Drehscheibe für modernen Verkehr am heutigen Standort entstand. „Eine Besonderheit ist, dass Güteranlage, Personenbahnhof und Kehranlage hintereinander gebaut wurden, so dass
wir in Zeuthen einen ungewöhnlich langen Bahnhofsbereich haben. Sogar einen Lokschuppen gab es, für eine Kleinlok, die im Güterbereich ihren Dienst versah. Schon damals war die Strecke heillos überlastet. Die beiden Gleise mussten sich schließlich die Personenzüge der Vorortbahn mit den Schnell- und Eilzügen, die von Berlin ins Riesengebirge fuhren, teilen“, so die beiden Eisenbahn-Forscher. „Erst 1951 brachte die S-Bahn die lang ersehnte Entlastung.“
Neben dem Interesse an der Ortsgeschichte führte beide eine Leidenschaft aus Kindheitstagen, die Romantik von Modell-Eisenbahnen, zusammen. Allerdings trennten sie ursprünglich Welten, denn Joachim Heinig wollte lange Zeit größer hinaus und frönte seinem Hobby in einem Arbeitskreis für Gartenbahnen.
Nun haben sich groß und klein zusammengefunden. Wann die Öffentlichkeit in Zeuthen davon profitiert, dafür haben die Eisenbahn-Fans natürlich einen Fahrplan: „Wir gehen davon aus, dass auf unserem Modell-Nachbau des historischen Bahnhofs
in einem Jahr die ersten Loks ‚dampfen‘ können, und erst recht zum 150. Geburtstag der Bahnstrecke im Jahr 2017 eine Menge
zu sehen sein wird. Doch die Frage ist, wo wir
diese Anlage dann ausstellen könnten“, nennt Michael Liedtke ein echtes Problem. Insgeheim hoffen sie auf den historischen Lokschuppen, der natürlich durch seine Geschichte und Lage das entsprechende Ambiente vermitteln könnte – doch ob sich die Gemeindevertreter dazu durchringen werden? | |||||||||
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