Zeuthen hat beste Chancen,
internationalen Weltruhm zu erlangen.
Die Gemeinde mit der langen
Musiktradition ist Heimstatt eines
einzigartigen ganz neuen Genres und ist
somit dabei, Musikgeschichte zu
schreiben. Die Rede ist von der
Unterwasseroper.
Diese bisher unbekannte Kunstform ist
gerade dabei, vom Ufer des idyllischen
Zeuthener Sees aus mit ungewöhnlichen
Klangerlebnissen experimentierfreudige
Musikfans auf der ganzen Welt zu erobern.
Zu verdanken ist dies einer ebenso
charmanten und unprätentiösen wie höchst
ungewöhnlichen Künstlerin.
Claudia Herr ist als Sängerin bisher vor
allem dem durchaus begrenzten Kreis von
Liebhabern zeitgenössischer Musik
bekannt.
Erfolgreiche Schwimmerin
So bekam sie viel Beifall in der
Doppelrolle als hinreißend-erotische
„Marquise von O.“ und als Henriette Vogel
in der 2008 uraufgeführten Oper, die die
gleichnamige Novelle von Heinrich von
Kleist auf die Musikbühne brachte.
Die große Besonderheit, die ihr Leben
prägt, ist, dass Claudia Herr immens
vielschichtig ist und es liebt, „Welten“
zusammenzubringen.
Sie erinnert sich, dass sie bereits mit vier
Jahren wusste, dass sie unbedingt Sängerin
werden wollte. „Meine ersten Arien
trällerte ich im Bett“, blickt sie auf ihre
Kindheit in Dresden zurück. Doch erst war
es eine andere Ader, die sich im Leben des
jungen Mädchens durchsetzte. „Ich liebe
das Wasser“, gesteht sie. So wurde sie
begeisterte Sportschwimmerin, die der SC
Einheit Dynamo Dresden als eine der
Starschmieden für den DDR-Sport
systematisch förderte. Trotz beachtlicher
sportlicher Erfolge entschied sie sich für
die Kunst. Sie errang einen Studienplatz an
der „Hochschule für Musik und Theater“ in
Rostock und wurde aufgrund der Vorliebe
für ungewöhnliche Töne bekannt: „Ich mag
sehr gerne zeitgenössische Musik. Mich
reizt immer genau das, was man eigentlich
gar nicht singen kann“, beschreibt sich
Claudia Herr selbst.
Bad als Bühne?
Als die schwimmbegeisterte Opernsängerin
per Zufall ins Stadtbad Neukölln mit seiner
prachtvollen Jugendstil-Ausstattung kam,
war ihr sofort klar: „Das ist eine Kulisse,
die man nutzen muss, in die ich eintauchen
möchte.“
Die von Susanne Stelzenbach komponierte
erste Unterwasser-Oper „Das Alter der
Welt“ ist für alle Beteiligten ein echtes
Erlebnis. Die „Musiker“ singen und spielen
teilweise mit speziell konstruierten
Instrumenten unter Wasser. Sie schützen
sich mit Neopren-Anzügen gegen die
Kälte, haben Taucherflaschen für den
Sauerstoff. Die Zuschauer sehen von den
Rängen oder vom Beckenrand ins Wasser
und erleben ein völlig neues Musikerlebnis.
Wissenschaft und Musik
Das ist so einzigartig, dass Claudia Herr
mittlerweile weltweit Anfragen nach
Unterwasser-Konzerten hat. Das hat sie
nun beflügelt, mit „Die versunkene Stadt“
eine weitere Produktion zu Wege zu
bringen. Ihre Unterwasser-Opern verbinden
ganz unterschiedliche Welten. Sogar die
Wissenschaft gehört dazu. So berichtet sie
über ihren Kontakt mit dem „Alfred-
Wegener-Institut für Polar und
Meeresforschung“ in Bremerhaven, das zur
deutschen Helmholtz-
Forschungsgemeinschaft gehört. Das
Institut unterhält in der Antarktiseine
ungewöhnliche Forschungsstation namens
„Palaoa“. Das Projekt wird von Dr. Lars
Kindermann geleitet, mit dem sich Claudia
Herr mittlerweile in regem Austausch
befindet. Obwohl der Name an die
hawaiianische Bezeichnung für „Wal“
erinnert, steht die unbemannte Station dort,
wo es am Kältesten auf der Welt ist.
Töne aus dem Ozean
Sie beschäftigt sich damit, mit
hochempfindlichen Unterwasser-
Mikrofonen die „Musik im Ozean“
aufzunehmen. Dazu gehört der
„Unterwasser-Gesang“ von Meeressäugern
wie Wale.
Diese „Töne“ fließen in die Opern von
Claudia Herr ein.
Die neue Produktion „Die versunkene
Stadt“ wird ihre Premiere leider nicht in
Zeuthen sondern in Halbe im Süden von
Berlin haben. „Das selten klare Wasser
dort hat mich einfach fasziniert“, begründet
Claudia Herr den Schritt. Sie ist sich
bewusst, dass sie mit ihrem einzigartigen
Musikexperiment viel für ihre neue Heimat
Zeuthen machen könnte.
Zentrum für Unterwasser-Musik?
So schwärmt sie davon, Zeuthen als
Zentrum für Unterwasser-Musik weltweit
bekannt zu machen. Sogar ein Grundstück
hat sie dafür bereits gefunden, in der
Fontaneallee 9. „Es gehört der Gemeinde
und grenzt an den See an, so dass darauf
ein ideales Zentrum für Unterwassermusik
entstehen könnte, das zudem ein
touristischer Anziehungspunkt werden
würde und natürlich den Charakter von
Zeuthen als musikbetonte Gemeinde in die
Welt hinaus tragen würde!“
Mit dieser Idee muss sich die Gemeinde
wohl erst noch anfreunden. Doch ein erster
Schritt zu Zeuthens neuer Funktion ist
bereits gemacht: „Bürgermeisterin Beate
Burgschweiger hat angeregt, dass wir beim
Fischerfest auftreten. Ich könnte mir ein
Konzert mit einem Flügel auf dem Steg gut
vorstellen. Eine Unterwasseraufführung
wäre eher schwieriger, da der Aufwand
sehr hoch ist und die Kosten wohl die
Gemeindekassen sprengen würden!“
Tel. 03 37 62/94 64 61