Viecher und Seelenlandschaften |
Stand April 2014
Der Zwang als Freiheit? Den größten
Teil seines Lebens hatte ein Zeuthener
darum gekämpft, als freier Künstler
überleben zu können. Seitdem er sich
schweren Herzens von diesem Vorhaben
verabschiedete und sich „dem schnöden
Mammon“ in Form einer
Angestelltentätigkeit aussetzte, fühlt er
sich befreit!
„Nun, wo es egal ist, ob jemand meine
Bilder kauft, habe ich die Freiheit, nur das
zu malen, was ich wirklich will“, ist Martin
Prinzler über sich selbst erstaunt. Seine
Bilder strahlen mit ungeheurer Farbigkeit,
obwohl der Künstler eine immense Scheu
vor Leinwand und Ölfarben hat.
Strahlende Farben
„Ich male ausschließlich auf Papier, am
liebsten mit Pastellkreide, manchmal in
Mischtechnik oder als Aquarell“, gibt er
Einblick. Seine Arbeiten nennt er
„Straßenbahn“, „Wolle“, „Mondviech“
oder „Streifenvieh“. „Mein Vater war ein
großer Fan von Paul Klee, das hat mich seit
meiner Kindheit beeinflusst. Ich war mir
relativ früh sicher, dass ich Maler werden
wollte. Ich hatte Michael Voges und
Professor Rolf Klein als Mentoren. Wir
erhielten dadurch in unserem Zeichenzirkel
eine hochkarätige Ausbildung. Das führte
dazu, dass vier meiner damaligen Kollegen
Berufsmaler wurden“, erinnert sich der
heute 52-jährige Zeuthener zurück. Es lässt
sich nicht überhören, dass es in ihm noch
immer nagt, dass er dies nicht so wie
damals erträumt geschafft hat.
Pech mit der Wende
Deshalb begann er 1988 mit 27 Jahren ein
Studium für Kommunikationsdesign an der
„Fachschule für Werbung und Gestaltung“
in Berlin-Schöneweide. „Das hatte ja
ebenfalls mit Kreativität zu tun. Ich dachte
mir, dann bekomme ich, wie es in der DDR
üblich war, eine Stelle mit wirtschaftlicher
Sicherheit, die mir Freiraum für meine
Kunst lässt. Doch mit der Wende war
wieder ein Plan weg!“ Er versuchte sich als
freiberuflicher Grafiker und entschied sich
schließlich, nach fast 20 Jahren der
beruflichen Unabhängigkeit, sich wieder in
die Zwänge einer Festanstellung zu
begeben. Heute ist er Abteilungsleiter der
Druckvorstufe eines Betriebs, der
Plakate und großformatige
Druckerzeugnisse herstellt.
Kunst im Schuppen
Seine eigenen Bilder, die er im Eigenheim
in Zeuthen zum Großteil mangels Platz im
Haus im unbeheizten Schuppen
aufbewahrt, sind hingegen wesentlich
kleiner. „Malen bedeutet für mich
Äußerung zu allem, was mich
bewegt. Wenn ich schreiben könnte, würde
ich Bücher verfassen, so sind es eben
Bilder“, erklärt er seinen Zwang zu Kreide
und Papier. „Der Künstler erfindet die
Wirklichkeit. Meine Bilder sind
Seelenlandschaften. Themen wie die
übertriebene Eitelkeit und der immer
schlimmer werdende Egoismus der
Menschen finden darin ihren Ausdruck. Ich
philosophiere in meinen Bildern. Ich kann
nur arbeiten, wenn ich vor Empfindungen
fast platze. Manchmal bin ich im Beruf so
eingebunden, dass ich innerlich
völlig leer bin. Das sind dann die Wochen,
wo ich gar nichts male!“, offenbart Martin
Prinzler Grundsätzliches aus seiner Welt.
Sehr gerne würde der Vater zweier Töchter
in seiner Kunst zur Unbefangenheit von
Kindern zurückkommen. Doch er weiß,
dass es dazu ein langer Weg ist: „Picasso
musste sehr alt werden, um diesen Zustand
erneut zu erreichen.“
Skurrile Metallfiguren
Am liebsten arbeitet Martin Prinzler im
Sommer, dann regt ihn sein Garten mit den
bunten Blumen und leuchtenden Farben an.
„Meist weiß ich zu Beginn nicht, ob ein
Bild gelingt. Nach zwei Stunden bin ich
mir dann aber darüber klar!“ Neben
Bildern schafft er skurrile Metallfiguren, in
denen er meist „Viecher“ apostrophiert.
Der Zeuthener kann auf diverse
Ausstellungen verweisen. So waren Bilder
von ihm in der renommierten
„Inselgalerie“ in Berlin, im Rathaus
Köpenick oder in der Galerie
„TreppTower“ zu sehen. Er stellte in der
Uckermark, in Bohnsdorf und Eichwalde
aus und konnte das Ambiente vom Schloss
Liebenberg nutzen.
Jazzsommer
„Besonders schön fand ich das
Zusammenwirken von Kunst und Musik
beim Jazzsommer in Schulzendorf. Den
Geheimtipp hatte ich von meinem
Zeuthener Kollegen Frank Beutel
erhalten.“ Schade, dass er beim
Jazzsommer nicht zugleich als Musiker
auftritt, ist er doch begeisterter Gitarrist,
der ein breites Spektrum von Jazz, Blues
und freier Interpretation beherrscht. Leider
finden die Sessions mit Freund Jens
Steinberg bisher „nur im stillen
Kämmerlein“ statt, das dann allerdings
alles andere als still ist!
Infos:
Tel. 03 37 62/87 95 33
http://martinprinzler-malerei.de