Villenvorort von Berlin

Als „Villenvorort von Berlin“ war Zeuthen seit mehr als hundert Jahre ein Begriff. Während im benachbarten Wildau geschwitzt und geschuftet wurde, galt Zeuthen als nobler Ort, an dem man gepflegten Wassersport treibt, in dem es sich phantastisch wohnen ließ, wohin es stadtmüde Berliner zog. Es war schick, hier Adresse oder zumindest einen Sommersitz zu haben.

Einer der prominentesten, die den hohen Freizeitwert Zeuthens entdeckten, war der jüdische Kaufmann Rudolph Hertzog. Keine Villa wurde mehr so prachtvoll wie sein antikisierender Bau, der um 1870 für seine Frau Wally entstand und immer noch Wahrzeichen des Ortes ist.

Den eigentlichen Bevölkerungsboom löste im letzten Jahrhundert allerdings ein knorriges Ortsgewächs aus. Durch seine Beharrlichkeit brachte August Hankel schließlich 1875 die Bahn dazu, in Zeuthen einen Haltepunkt einzurichten. Mit einem Mal war die Gemeinde per öffentliche Verkehrsmittel an Berlin direkt angebunden, man mußte nicht mehr zum Bahnhof nach Königs Wusterhausen!

Das eröffnete neue Perspektiven! Und so kam eine Meute von Immobilienmaklern, die den Bewohnern ihre Grundstücke abzukaufen versuchten, um sie zu parzellieren und Bauland daraus zu machen. Zeuthens Bevölkerung wuchs von 300 Einwohnern 1890 auf 2 000 1925 und 4 000 im Jahre 1939.

Die DDR wußte den Prominentenort für ihre Zwecke zu nutzen: Diplomatenclub und allerlei Staatstragendes gab es im Ort. Nun, zehn Jahre nach der Wende und beim Eintritt ins neue Jahrtausend, knüpft Zeuthen ganz bewußt an die gute Tradition als Wohnstandort an. Wo früher die Reichen exklusiv wohnten, entstehen nun Häuser und Wohnungen, die man sich leisten kann. Was wohl ganz im Sinne des frühen Zeuthen-Fans Theodor Fontane wäre, der am Seeufer ebenfalls ins Schwärmen geriet.

Auch damals wurden Bademöglichkeiten geschaffen – nach Geschlechtern getrennt.

Das Restaurant „Zeuthen-See” war viele Jahre – hier im Jahre 1929 – ein beliebter Treffpunkt.

Der Berliner Kaufmann Rudolph Hertzog ließ sich hier eine repräsentative Villa bauen. Das Bild aus dem Jahre 1912 zeigt die Anlage.

Fotos und Informationen aus
„Zeuthen in alten Ansichten“ von Hans-Georg Schrader
mit freundlicher Genehmigung des Autors

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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